Gehören File-Server zum alten Eisen?

24.07.2003
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Die Zukunft gehört Datenbanken

Hingegen zeichnet sich für die Dateidienste auf dem Windows-Server relativ klar das Ende der File-System-basierenden Lösung ab. Die zum Windows Server 2003 gehörenden "Windows Sharepoint Services" (WSS) bezeichnet Bill Veghte, Vice President von Microsofts Windows Server Group, in einem Interview mit der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" explizit als "File-Server der nächsten Generation". Die bisher "Sharepoint Team Services" genannten Dienste kommunizieren mit Clients über HTTP sowie WebDAV und speichern ihre Daten in Microsofts "SQL Server". Auf dieser Grundlage beherrschen sie die Versionierung sowie das Check-in und Check-out von Dokumenten.

Die besonders für Anwender von MS Office gedachte Software hinterlegt Dokumente nicht nur in einer Datenbank, sondern platziert sie zudem im Kontext einer Groupware. Sie übernimmt daher nicht nur die Aufgabe eines File-Servers, sondern verwaltet zudem Kalender, Aufgaben und Adressen. Darüber hinaus stehen Dateien nicht wie bei einem traditionellen File-Server bloß zum gemeinsamen Zugriff bereit, sondern lassen sich in die Teamarbeit integrieren. Dazu zählt etwa, dass über die "Presence Awareness" der Windows-eigenen Instant-Messaging-Funktionen herausgefunden werden kann, ob der Autor eines Dokuments gerade online ist. Ein weiterer Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass die Sphären von File- und Web-Server nicht mehr wie bei bisher üblichen Windows-Installationen getrennt sind. Die in der Datenbank abgelegten Dateien lassen sich über Volltextrecherche sowie Metadaten auffinden und im Web-Browser darstellen.

Die von Gates monierte Trennung von E-Mail und Office-Dokumenten existiert in dieser Konstellation indes weiter. Da Microsoft aber schon vor zwei Jahren Pläne bekannt gab, in zukünftigen Versionen von Exchange die proprietäre "Jet"-Datenbank ("Webstore") durch den SQL Server zu ersetzen, zeichnen sich auf Basis des Dateispeichers entsprechende Integrationsmöglichkeiten ab.

Oracle als Vorreiter

Der von Microsoft eingeschlagene Weg könnte zu einem integrierten Modell von E-Mail, File-Services und Media-Streaming führen, wie es Oracle schon heute praktiziert. Ausgangspunkt waren für den Datenbankprimus aus nahe liegenden Gründen nicht File-Services, die wie bei Microsoft oder Novell nachträglich um neue Speicher-Features erweitert werden. Vielmehr begann die Company von Larry Ellison in der Version 8 der Datenbank, diese als universelles Repository für alle Arten von Content zu positionieren. Ein wesentlicher Baustein war dabei das "Internet Filesystem", das über eine Vielzahl von Protokollen den Zugriff auf die Datenbank als virtuelles Dateisystem erlaubt. Dazu zählen die bekannten LAN-Veteranen wie SMB, NFS und AFP, aber auch Internet-typische Vertreter wie HTTP, WebDAV und FTP. Mit dem Einstieg von Oracle in den Messaging-Markt dient die Datenbank nun auch als E-Mail-Speicher.