Gameboys in Nadelstreifen

08.08.2005
Von Constantin Gillies
"Projektleiter gesucht. Voraussetzungen: Teamfähigkeit, gute Englischkenntnisse, Zauberkraft-Level 66 im Online-Spiel ,Everquest'." Sieht so in Zukunft eine Stellenanzeige aus?

Hier lesen Sie ...

  • was Computerspieler fürs Leben lernen - und was nicht;

  • was sie von Gebrauchsanweisungen halten;

  • worauf sich Personaler einzustellen haben, wenn sie solche Mitarbeiter rekrutieren.

Gehört neben der Diplomnote bald auch der persönliche Rekord bei populären Computerspielen in den Lebenslauf? Völlig abwegig ist die Idee nicht. Denn Gameboy, Playstation & Co. sind die optimale Vorbereitung auf das Berufsleben. Das zumindest behauptet John Beck, amerikanischer Universitätsprofessor und Unternehmensberater. Zusammen mit seinem Kollegen Mitchell Wade hat er 2500 Angestellte befragt, Spieler und Nicht-Spieler. Das erstaunliche Ergebnis: Die Playstation-Fraktion tickt wirklich anders - und hat im Berufsleben die Nase vorn. Für Beck steht fest: "Die Business-Welt muss den speziellen Wert dieser Generation nutzen!"

John Beck: "Auf Baby- Boomer wirkt die Computerspiel-Generation oft unkon-zentriert und ziellos - doch das ist sie nicht."

Beck hat seine Erkenntnisse in Buchform gebracht. "Got Game" lautet der Titel der Handreichung, die in den USA schon viele Käufer gefunden hat. "Das sind vor allem Eltern, die hören wollen, dass aus ihren Kindern doch etwas wird", lacht Beck, der vor drei Jahren mit dem Buch "The Attention Economy" einen Bestseller gelandet hatte. Diesmal hat der Organisationswissenschaftler mit Harvard-Doktortitel die Computerspiel-Kids unter die Lupe genommen. In seinem Buch erklärt er Managern, die noch mit Matchbox-Autos aufgewachsen sind, das Wertesystem der Gamer- Generation.

Und dieser Kanon klingt zunächst recht simpel: "Das ganze Leben ist ein Wettbewerb. Lerne durch Ausprobieren. Irgendwann schaffst du den Level. Du bist der Held." Diese Überzeugungen haben Beck und Wade Autoren aus ihrer Studie herausdestilliert. Der Aussage "Gewinnen ist alles" zum Beispiel stimmten Gamer um rund zwölf Prozent häufiger zu als ihre Kollegen, die nicht mit dem Joystick in der Hand geboren wurden.