Gameboys in Nadelstreifen

08.08.2005
Von Constantin Gillies

Allerdings ist diese Zielstrebigkeit auf den ersten Blick kaum erkennbar. "Auf Baby- Boomer wirkt die Computerspiel-Generation oft unkonzentriert und ziellos - doch das ist sie nicht", betont Beck. Denn hinter der Fassade des hyperaktiven Handy-Telefonierers, Internet-Junkies und Herumspielers versteckt sich ein großes Potenzial. Und das kann nur auf einem Weg erschlossen werden: Auch das Berufsleben muss zum Spiel werden. "Setzen Sie Gamer in eine Wettbewerbssituation, und Sie werden überrascht sein", rät Beck, der an Universitäten in Nordamerika, Kanada und Japan lehrt.

Er selbst gehört mit seinen 43 Jahren definitiv nicht zur Gamer-Generation - obwohl er angibt, schon seit dem ersten Videospiel "Pong" vom Bildschirmsport fasziniert gewesen zu sein. "Während meiner Collegezeit bin ich süchtig nach Computerspielen gewesen", erinnert sich der Autor. Heute greift der zweifache Familienvater nur noch zur Playstation, um für seine Kinder den Sparringspartner zu geben.

Nun mangelte es in den letzten Jahren nicht an Literatur, die irgendwelche Generationen ausrief. Warum sollten gerade Computerspiele die entscheidende Prägung sein und nicht - wie Autoren in den 90er Jahren vermuteten - das Internet? "Die Kids verbringen viel mehr Zeit mit Spielen, vor allem in jungen Jahren, wenn die neuronalen Pfade in ihrem Hirn gebildet werden", erklärt Organisationsforscher Beck.

Die Mitarbeiter von morgen? Jugendliche während der Games Convention in Leipzig.

Für seine Theorie spricht, dass Computerspiele heute tatsächlich ein Massenphänomen sind: Rund ein Drittel aller Einwohner über 14 Jahren hat im letzten halben Jahr ein Computerspiel gekauft, so eine Studie von TNS Emnid aus Deutschland. Reiner Kinderkram sind Konsolen ebenfalls nicht mehr: 38 Prozent der Bildschirmsportler haben die 35 schon überschritten. Frauen stellen mittlerweile ein Drittel der Joystick-Akrobaten.