GAD-Chef Anno Lederer im Gespräch

GAD: "Fusion nicht um jeden Preis"

02.05.2008
Anno Lederer: Ich kann mir vorstellen, dass ein dreistelliger Millionenbetrag an Synergiepotenzial pro Jahr realistisch ist. Ich sage allerdings ganz klar: Eine Fusion um jeden Preis wird es nicht geben.
Anno Lederer: Ich kann mir vorstellen, dass ein dreistelliger Millionenbetrag an Synergiepotenzial pro Jahr realistisch ist. Ich sage allerdings ganz klar: Eine Fusion um jeden Preis wird es nicht geben.
Foto: GAD

CW: Gibt es derzeit wieder Fusionsgespräche mit der Fiducia?

Lederer: Nein. Wir kooperieren seit 20 Jahren im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft genossenschaftlicher IT-Dienstleister. Die bestand einmal aus elf regionalen Rechenzentralen, heute gibt es mit der Fiducia und der GAD noch zwei. Hier reden wir miteinander und betreiben gemeinsame Projekte.

CW: Drängen die Gesellschafter, also die genossenschaftlichen Banken, auf einen Zusammenschluss?

Lederer: Der Druck kommt über die Kosten. Die Vermutung liegt nahe, dass ein Zusammenschluss Kosten reduziert. Alle bisherigen Fusionen auf der GAD- wie auf der Fiducia-Seite haben Synergien gehoben.

CW: Welche Einsparungen sind durch eine Fusion möglich?

Lederer: Interessant ist hier, dass über die Presse Zahlen von 200 Millionen Euro pro Jahr genannt werden. Ich kann nicht nachvollziehen, wie solche Angaben zustande kommen. Die GAD hat in den letzten Jahren seit dem Zusammenschluss mit der GRZ von 2001 kumuliert etwa 280 Millionen Euro im Bereich des Umsatzes mit ihren Banken an Synergiepotenzial gehoben. Das war möglich - und das ist der entscheidende Punkt -, weil beide Unternehmen bereits seit Mitte der 90er Jahre gemeinsam das Bankenverfahren BB3 betrieben haben, so dass Migrationsaufwendungen für Banken zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses beider Häuser nicht mehr anfielen.

Wichtig für das Heben von weiteren Synergien wird es vor allem sein, wie die verschiedenen IT-Lösungen bank21 und agree sinnvoll und in Stufen zusammengeführt werden können. Am langen Ende und bei einer wohlüberlegten und risikoorientierten Vorgehensweise kann ich mir vorstellen, dass ein dreistelliger Millionenbetrag an Synergiepotenzial pro Jahr realistisch ist. Ich sage allerdings ganz klar: Eine Fusion um jeden Preis wird es nicht geben.

CW: Der Betrieb von Rechenzentren ist heute schon stark automatisiert, und dieser Trend wird sich fortsetzen. Banken werden IT künftig einkaufen wie Strom. Sind nach einem möglichen Zusammenschluss die enormen heutigen Kapazitäten noch erforderlich?

Lederer: Wie sehen uns als Datenverarbeitungsversorger, analog zum Energieversorger. Nur gibt es Grenzen der Konzentration und Konsolidierung. Die haben wir in den früheren Gesprächen mit der Fiducia schon abgesteckt. Der Standort Münster wird - auch aus Gründen der globalen Risikooptimierung - bei einem Zusammenschluss immer erhalten bleiben, sowohl was Entwicklung als auch Produktion betrifft. Am Ende des Weges wird man zwei identische Produktionsstandorte mit jeweiligen Backup-Funktionen haben.

CW: Wieso wird man zwei Entwicklungsstandorte benötigen?

Lederer: Es wird übergreifende Projekte geben, da das Know-how verteilt ist. Darüber hinaus positionieren sich bereits heute beide genossenschaftlichen IT-Dienstleister als Partner für die genossenschaftlichen Zentralbanken und Verbundunternehmen. Die GAD verfügt in diesem Umfeld über sehr viel Know-how. Ich bin davon überzeugt, dass in diesem Bereich noch sehr viel Potenzial vorhanden ist. Entscheidend ist nicht, wo die Entwickler sitzen, sondern wie hoch der Bedarf an Entwicklungskapazität ist. Das Gleiche gilt für die Produktionsstandorte. Für die GAD kann ich sagen: Wir haben auf das Maß reduziert, das wir benötigen.