GAD-Chef Anno Lederer im Gespräch

GAD: "Fusion nicht um jeden Preis"

02.05.2008
Anno Lederer, GAD: Ich könnte mir vorstellen, dass man sich auf einen Prozess verständigt, die guten Frontends beider Häuser miteinander zu verbinden, und das bessere der beiden Backends als Basis definiert.
Anno Lederer, GAD: Ich könnte mir vorstellen, dass man sich auf einen Prozess verständigt, die guten Frontends beider Häuser miteinander zu verbinden, und das bessere der beiden Backends als Basis definiert.
Foto: GAD

CW: Der Vorwurf der Fiducia nach den gescheiterten Fusions-Gespräche im Jahr 2006 lautete: Die GAD bewegt sich nicht in Fragen der Standorte, Mitarbeiter und Verfahren. Sie möchte alles bewahren.

Lederer: Um den Fusionsprozess durchgehend partnerschaftlich zu gestalten, haben wir akzeptiert, dass die Fiducia mit zwei Standorten und wir mit einem Standort aus dem Zusammenschluss hervorgehen. Eine Dachgesellschaft sollte aber an einem neutralen Standort entstehen, um deutlich zu zeigen, dass kein Partner bevorzugt behandelt wird. Die ganze Banken- und IT-Szene hat ihren Schwerpunkt in Frankfurt, daher erschien es uns logisch, dort die Dachgesellschaft zu gründen. Die beiden Tochtergesellschaften Fiducia und GAD hätten wir noch drei Jahre weitergeführt. Das war ein gemeinsam entwickeltes Konzept immer mit dem Gedanken: Wir schaffen die Zusammenführung der Verfahren nicht mit zwei getrennten Unternehmen.

CW: Die ungeklärte Frage nach dem Kernbankensystem ist der Schlüssel zur Fusion. Fiducia und GAD haben jeweils unter erheblichem finanziellem Aufwand ihre Lösungen "Agree" und "Bank21" weiterentwickelt. Lassen sich beide Lösungen zusammenführen?

Lederer: Ich meine ja! Die Bankenlösung besteht jeweils aus einem zentralen Core-Banking-System sowie den dezentralen Anwendungen, die an das Backend angeflanscht werden. Ich könnte mir vorstellen, dass man sich auf einen Prozess verständigt, die guten Frontends beider Häuser miteinander zu verbinden, und das bessere der beiden Backends als Basis definiert.

CW: Die Frage ist doch: Welche Backend-Lösung ist besser? Wer muss die Investitionen abschreiben?

Lederer: Eine mögliche Idee ist, beide Lösungen zusammenzuführen. Das ist sicher nicht trivial. Aber es ist ein Ansatz von vielen.

CW: Die GAD hat gerade 450 Institute auf Bank21 und die Fiducia mehr als 800 Banken auf Agree migriert. Sie können Ihren Kunden kein weiteres Umstellungsprojekt zumuten.

Lederer: Das ist ein Problem. Dennoch: Größe ist kein Kriterium. Gleichwohl ist die Anzahl der Anwender ein wichtiger Punkt. In einer genossenschaftlichen Verbundorganisation müssen wir einen vernünftigen Weg finden, die eventuell entstehenden Migrationslasten gerecht zu verteilen. Unsere Banken haben bereits enorme Aufwendungen auf sich genommen, als sie von vielen unterschiedlichen Systemen auf "BB3", den Vorläufer von Bank21, migrierten. Das liegt bereits ein paar Jahre zurück - unser Vorteil.

Dennoch sind wir offen für partnerschaftliche, faire Gespräche, wollen aber keine Fusion um jeden Preis. In eine Diskussion mit der Vorgabe, der Größere schluckt den Kleineren, steigen wir nicht ein.

Unsere Situation ist nicht vergleichbar mit der im Sparkassen-Sektor. Die Finanz IT suchte ein neues Kernbankensystem und wird wohl mit der Sparkassen Informatik fusionieren und deren Lösung übernehmen. Herr Krings und ich wissen beide, dass es ein solches Vorgehen in unserem Segment nicht geben kann.