CW: Schon vor ein paar Jahren wollten die Fiducia und die GAD fusionieren. Im Frühjahr 2006 wurden die Verhandlungen überraschend gestoppt. Warum?
Lederer: Auch nach jetzt fast zwei Jahren werde ich gelegentlich immer noch auf dieses Thema angesprochen. Hintergrund war, dass ein bis zu dem damaligen Zeitpunkt gemeinsam erarbeitetes Rahmenkonzept für einen Zusammenschluss der Unternehmen final nicht die uneingeschränkte Zustimmung des Aufsichtsrats der Fiducia erhalten hatte. Darauf hin wurden die Gespräche seitens des Aufsichtsrats der GAD unterbrochen.
CW: Was hat dem Fiducia-Gremium missfallen?
Lederer: Da müssen Sie eigentlich die Kollegen der Fiducia befragen. Die Vorschläge zur grundsätzlichen Ausrichtung der zukünftigen Unternehmensgruppe mit einer zu gründenden Steuerungsgesellschaft am Standort Frankfurt am Main sowie zur anzustrebenden Parität bei der Gremienzusammensetzung waren in Frage gestellt worden. Insbesondere die Idee eines gemeinsamen Managements in einer Steuerungsgesellschaft sollte die Grundlage schaffen, eine gemeinsame Verantwortung für die mittel- bis langfristige Zusammenführung von unterschiedlichen IT-Lösungen zu verankern.
GAD und Fiducia haben jeweils ein eigenes Kernbankensystem. Der Schlüssel für Einsparpotenziale liegt in einem gemeinsamen System. Das lässt sich jedoch nur umsetzen, wenn die beiden Vorstandsgremien in ein gemeinsames Management-Board eintreten.
Das damals gemeinsam erarbeitet Konzept wurde von unserem Aufsichtsrat bestätigt. Der Fiducia-Aufsichtsrat hat an zwei entscheidenden Stellen Nachverhandlungen gefordert.
- Anno Lederer, GAD: Banken scheuen das Risiko einer Fusion
Wir haben eine Verantwortung für die Mitglieder und Kunden der GAD, aber auch für die Weitergestaltung der genossenschaftlichen IT. Ich verfolge den Konsolidierungsprozess seit 30 Jahren. Es gab einstmals elf Rechenzentralen, heute sind es zwei. Dass der letzte Schritt der schwierigste ist, war mir klar. Wir haben in den vergangenen Jahren viele Initiativen unternommen, die Zusammenarbeit zu intensivieren und den Prozess anzustoßen. Das werden wir auch weiterhin tun. Die Banken sehen die Vorteile einer Fusion auch, wollen aber auf gar keinen Fall ein Betriebsrisiko eingehen. Sie wollen Wirtschaftlichkeit und Unterstützung. GAD und Fiducia stehen bei einem Zusammenschluss zudem in der Pflicht, die in Aussicht gestellten Einsparungen tatsächlich zu erzielen. - Michael Krings, Fiducia: Die Fusion ist aus Effizienzgründen wichtig
Die Fusion ist aus Kosten- und Effizienzgründen notwendig. Wir machen und haben heute alles doppelt, etwa den Rechenzentrumsbetrieb und die Entwicklung. Wir könnten erhebliche Synergien schaffen und zu deutlich geringeren Kosten arbeiten. Außerdem wären wir in der Entwicklung neuer Anwendungen schneller, wenn wir die vorhandenen Mitarbeiter auf ein Bankverfahren konzentrieren könnten. Mit zunehmender Größe hätten wir auch einen besseren Stand gegenüber Lieferanten. Ferner haben die letzten zwei IT-Dienstleister der Sparkassen ihre Fusion beschlossen und uns gegenüber damit Skalenvorteile. - Anno Lederer, GAD: Es gibt enormes Synergiepotenzial
Die GAD hat in den letzten Jahren seit dem Zusammenschluss mit der GRZ von 2001 kumuliert etwa 280 Millionen Euro im Bereich des Umsatzes mit ihren Banken an Synergiepotenzial gehoben. Das war möglich - und das ist der entscheidende Punkt -, weil beide Unternehmen bereits seit Mitte der 90er Jahre gemeinsam das Bankenverfahren BB3 betrieben haben, so dass Migrationsaufwendungen für Banken zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses beider Häuser nicht mehr anfielen. Wichtig für das Heben von weiteren Synergien wird es vor allem sein, wie die verschiedenen IT-Lösungen bank21 und agree sinnvoll und in Stufen zusammengeführt werden können. Am langen Ende und bei einer wohlüberlegten und risikoorientierten Vorgehensweise kann ich mir vorstellen, dass ein dreistelliger Millionenbetrag an Synergiepotenzial pro Jahr realistisch ist. - Michael Krings, Fiducia: Eine Kooperation mit den Sparkassen-Dienstleister ist denkbar
Es gibt ein sehr erfolgreiches Beispiel einer Kooperation zwischen genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Banken: Das ist die dwp Bank. Sie betreibt die Wertpapierabwicklung für die beteiligten Finanzinstitute und konnte auch Privatbanken als Kunden gewinnen. Warum sollte etwas Ähnliches nicht auch in anderen Segmenten vorstellbar sein? - Anno Lederer, GAD: Wir brauchen ein gemeinsames System
Die Vorschläge zur grundsätzlichen Ausrichtung der zukünftigen Unternehmensgruppe mit einer zu gründenden Steuerungsgesellschaft am Standort Frankfurt am Main sowie zur anzustrebenden Parität bei der Gremienzusammensetzung waren in Frage gestellt worden. Insbesondere die Idee eines gemeinsamen Managements in einer Steuerungsgesellschaft sollte die Grundlage schaffen, eine gemeinsame Verantwortung für die mittel- bis langfristige Zusammenführung von unterschiedlichen IT-Lösungen zu verankern. GAD und Fiducia haben jeweils ein eigenes Kernbankensystem. Der Schlüssel für Einsparpotenziale liegt in einem gemeinsamen System. Das lässt sich jedoch nur umsetzen, wenn die beiden Vorstandsgremien in ein gemeinsames Management-Board eintreten. - Michael Krings, Fiducia: Ich halte nichts von strategischen Fusionen
Im Detail bestanden sehr unterschiedliche Auffassungen. Ich halte nichts von so genannten strategischen Zusammenschlüssen. Die Fusion muss Spareffekte bringen, geringere Betriebskosten, bessere Marktunterstützung oder eine schnellere und effizientere Softwareentwicklung. Der Dreh- und Angelpunkt ist das Bankverfahren. Ich halte den Zusammenschluss nicht nur für sinnvoll, sondern sogar für notwendig, nicht zuletzt wegen der Situation der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die Fiducia möchte die Fusion, und ich bin sicher, dass es wieder Gespräche geben wird.
CW: Die Zweifel an der Parität sind verständlich, denn sie begünstigt die GAD. Immerhin ist die Fiducia annähernd doppelt so groß, was Umsatz, Kunden und Mitarbeiter betrifft.
Lederer: Flächenmäßig sind die betreuten Gebiete etwa gleich groß. Die Kunden der GAD haben jeweils ein deutlich größeres Geschäftsgebiet. Im Süden, wo die Fiducia die IT-Versorgung verantwortet, gab es unter den Banken bislang noch keine so intensive Konsolidierung wie im Norden. Geht man von der addierten Bilanzsumme aus, beläuft sich das Verhältnis auf ungefähr 60 zu 40 zugunsten der von der Ficudia betreuten Banken.
Allerdings war es der Ansatz der ersten Sondierungsgespräche, dass die Größe eines Unternehmens und die Anzahl der betreuten Banken nicht ausschlaggebend dafür sein kann, welches gemeinsame Kernbankensystem weitergeführt wird.