ERP-Nutzer bemängeln Reports

01.08.2006
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Der Untersuchung zufolge mögen Anwender nicht, wenn ihre Lieferanten ihre Strategie wechseln. Jüngste Ereignisse wie der geplante Merger von Infor und SSA Global sowie die Übernahme Bäurers durch Sage fanden wegen des Zeitraums der Anwenderbefragung laut Trovarit-Manager Sontow nur bedingt ihren Niederschlag in den Antworten.

Intentia stabilisiert sich

Im Falle von Intentia, die im vergangenen Jahr durch Lawson übernommen wurde, fallen die Noten der Anwender dagegen schon seit geraumer Zeit vergleichsweise negativ aus, was mit Unsicherheiten im Vorfeld und Nachgang der Übernahme zusammenhängen dürfte. Nachdem sich die Lage zwischenzeitlich stabilisiert hat, weisen die Bewertungen für Movex aber steigende Tendenz auf.

Einzelne Kunden des Systems "ERP LN" (vormals Baan) von SSA Global machen ihrem Unmut in der Befragung Luft, da ihr Lieferant durch den bevorstehenden Merger mit Infor schon wieder den Eigentümer wechselt. Dass bei Firmenaufkäufen Nachteile für Kunden entstehen können, darauf deuten auch die Aussagen mehrer Infor.com-Anwender hin: Ihren Aussagen zufolge ist nach der Übernahme durch Agilisys (heute Infor Global Solutions) die Reaktionszeit im Service schlechter geworden.

Andererseits sacken aber auch solche Produkte im Votum ab, die nicht mehr ganz auf dem Stand der Technik sind oder deren Zukunft ungewiss ist. Dies würde das im Vergleich zum Vorjahr schlechtere Resultat des Anbieters Ifax erklären. Bei diesem Hersteller, der in der Studie den ältesten Kundenstamm aufweist, heben die meist mittelständischen Anwender zwar die Stabilität der Lösung, ihre Funktion sowie die günstigen Betriebskosten als positiv hervor. Sie bemängeln jedoch zunehmend, dass die Technik nicht mehr zeitgemäß sei.

Namhafte ERP-Anbieter kneifen

Aus unerklärlichen Gründen stehen Systeme von Oracle, "Dynamics AX" ("Microsoft Axapta"), SAPs "Business One" und Semiramis nicht für den Zufriedenheitstest zur Verfügung. "Ein aus meiner Sicht überraschendes Ergebnis der Studie ist die Abwesenheit von solch medienpräsenten Systemen", bemerkt Reiner Martin, Professor für Wirtschaftsinformatik an der HTWG Konstanz und Mitgründer MQ Result Consulting AG aus Tübingen.

Martin, der die deutsche ERP-Zufriedenheitsstudie methodisch begleitet, fragt sich, warum diese Systeme zum wiederholten Male in der Studie fehlen. "Eigentlich kann es nur zwei Gründe geben: Entweder haben die Anbieter kein Interesse daran, dass die Zufriedenheitswerte ihrer Kunden in die Öffentlichkeit gelangen, oder die Installationszahlen in Deutschland sind so gering, dass die geforderte Mindestanzahl an den Bewertungen nicht zu schaffen ist." Eine Reihe von Softwarehäusern würde hingegen teilnehmen, auch auf die Gefahr hin, schlecht abzuschneiden.

Umgekehrt wirken sich positive Entwicklungen bei Anbietern auch entsprechend auf die Benotung der Kunden aus. Ähnlich wie Intentia mit Movex erhielt die Firma ERP for All ("Miclas") deutlich bessere Noten als noch in der letzten Ausgabe der Studie vor einem Jahr. Seinerzeit schlugen Turbulenzen im Unternehmen auf die Kundenzufriedenheit durch, die jedoch zwischenzeitlich bereinigt wurden.