ERP-Nutzer bemängeln Reports

01.08.2006
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Für die Anwenderzufriedenheit von Bedeutung ist daher, dass nicht alle ERP-Nutzer dem Release-Zyklus ihrer Lieferanten folgen. Zum Beispiel haben die in der Studie befragten Kunden von Infor XPPS den letzten Release-Wechsel im Durchschnitt vor gut drei Jahren vollzogen und nutzen damit die ältesten Programmversionen. Ähnlich stellt sich die Situation bei den Anwendern von "ERP LN" (vormals Baan) von SSA Global, von "P2/P2plus" der AP AG und von "SAP R/3" dar. Da in der Regel modernere Software bessere Funktionen bietet - gerade auch in Sachen Flexibilität und Bedienerfreundlichkeit - muss das Alter einer Installation bei der Qualitätsbewertung eines Produkts berücksichtigt werden. Die Spitzenreiter in puncto Anwenderzufriedenheit weisen allesamt ein durchschnittliches Release-Alter von weniger als einem Jahr auf. An die Adresse der ERP-Anwender lässt sich daraus die Aufforderung ableiten, im eigenen Interesse in die Modernisierung ihrer ERP-Infrastruktur zu investieren. Allerdings sind Produkt-Upgrades einer umfänglichen SAP-Installation auch viel aufwändiger, als bei einem kleinen ERP-System, so dass die zu beobachtende Zurückhaltung in vielen Fällen nachvollziehbar ist.

Gefragte Branchenspezialisten

Große Anbieter kommen vergleichsweise schlecht weg.
Große Anbieter kommen vergleichsweise schlecht weg.

Bezogen auf die Gesamtzufriedenheit mit dem System und dem Implementierungspartner stehen nach wie vor spezialisierte Branchenlösungen für den Mittelstand und für kleine Unternehmen hoch in der Gunst der Anwender. Auch zeigt sich einmal mehr, dass kleine Anbieter, die ihre Kunden intensiv und persönlich betreuen, in Sachen Anwenderzufriedenheit vergleichsweise gut abschneiden. "X-Trade", ein Handelssystem der Firma Maxess Systemhaus, "WinWeb-Food" des Nahrungsmittel-Spezialisten Winweb GmbH oder "SIVAS", eine Lösung für Einzelfertiger der Schrempp EDV GmbH, sind solche Kandidaten. Sie schnitten in puncto Gesamtzufriedenheit am besten ab.

Anwender schätzen offenbar das Branchen-Know-how der spezialisierten Hersteller, da diese ihre Probleme und Prozesse verstehen. Zudem lässt sich eine auf eine Branche ausgerichtete (vertikale) ERP-Lösungen in der Regel mit einem geringeren Anpassungsaufwand einführen als ein horizontales Standardpaket. Dies gilt auch für Branchenausprägungen von Standardprodukten wie Microsofts "Dynamics NAV" (vormals "Navision") und SAP R/3 - sofern sich die Systemhäuser in vergleichbarer Weise spezialisieren, was aber nicht immer der Fall ist.

Auch Partner werden bewertet

Die Gesamtzufriedenheit gibt wieder, wie die Anwender das System und den Partner bewerten. Manche Hersteller bedienen - wie bereits erwähnt - die Kunden direkt, andere vertreiben ihre Produkte über Vertriebspartner, die somit die Kundenschnittstelle bilden. Microsoft zählt dazu. Die ERP-Nutzer bewerten demnach nicht nur den Software-Hersteller und dessen Produkt, sondern auch den Partner, von denen es bekanntlich gute und weniger gute gibt. Die Zufriedenheitsanalyse zeigt, dass die Zufriedenheit mit der ERP-Software und dem ERP-Dienstleister sehr stark voneinander abhängen.