EMC zwischen Wunsch und Wirklichkeit

22.07.2003
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Softwaregeschäft tritt auf der Stelle

Dabei deutete noch im vergangenen Geschäftsjahr vieles darauf hin, dass der Speicherriese seinem Ziel, den Softwareanteil bis Ende 2004 auf 30 Prozent zu erhöhen, deutlich näher kommt: Der Umsatzanteil aus dem Softwaregeschäft lag bereits bei 23 Prozent. Gegenüber früheren Jahren, in denen die Einnahmen nahezu vollständig aus dem Verkauf der Hardwaresysteme stammten, feierte EMC das Ergebnis als großen Fortschritt. In diesem Jahr tritt das Unternehmen im Softwaregeschäft auf der Stelle: Im zweiten Quartal lag der Umsatz mit Speichersoftware bei 321 Millionen Dollar, und damit exakt auf dem gleichen Niveau des zweiten Quartals 2002. Der Anteil an den Gesamteinnahmen rutschte sogar wieder auf knapp 22 Prozent.

Dass EMC im hochmargigen Softwaregeschäft auf keinen grünen Zweig kommt, kann zumindest nicht an dem fehlenden Engagement der Company liegen. Ein Großteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben, rund drei Viertel von 780 Millionen Dollar, flossen im vergangenen Jahr in die Softwareentwicklung. Unternehmensangaben zufolge beschäftigt sich immerhin die Hälfte der Mitarbeiter mit Software, Services und der Entwicklung integrierter Lösungen. Hinzu kommt, dass der Speicherriese auch außerhalb des Unternehmens beherzt zugriff und seit 2000 insgesamt neun weitgehend unbekannte Unternehmen akquirierte, mit deren Techniken das Softwareangebot aufgepeppt werden sollte. Erst im April dieses Jahres wurde die Übernahme von Astrum abgeschlossen.

Gebracht hat die Akquisitionsstrategie bisher noch nicht viel. Zum einen hat der Anbieter erst im vergangenen Jahr ernsthaft damit begonnen, seine Vertriebsstrukturen zu verändern und nun auch Produkte über Partner zu verkaufen. Zum anderen fehlt es dem Unternehmen Experten zufolge noch an der Sichtbarkeit als Softwarespezialist. Das Ziel, bis Ende 2004 mit Software knapp ein Drittel der Einnahmen zu bestreiten, zwingt nun zu einer härteren Gangart: Satte 1,3 Milliarden Dollar bietet EMC für die Übernahme von Legato Systems - und stellt bereits einen weiteren Deal dieser Größenordnung in Aussicht. Unternehmenschef Tucci redet nicht um den heißen Brei herum: „Das Motiv für diese Übernahme ist Wachstum.“ Speichersoftware werde in den nächsten Jahren gefragt sein.

Wachstumsmärkte erobern

Mit den Produkten von Legato ergänzt EMC seine Angebotspalette um das als Zukunftsmarkt ausgemachte Segment für plattformunabhängige Systeme sowie Rundum-Speicher-Lösungen. „Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass die nächste große Welle bei Storage-Software in der Verwaltung des kompletten Lebenszyklus von Informationen liegen wird“, bekennt Tucci. Mit Hilfe von Legato möchte er den Wachstumsmarkt für Information-Lifecycle-Management erobern. „Mit der Akquisition wird EMC auf einen Schlag von einem relativ unbeschriebenen Blatt zu einem der fünf größten Anbieter im Softwaremarkt“, beurteilt Galen Schreck, Analyst von Forrester Research, die geplante Übernahme.