EMC zwischen Wunsch und Wirklichkeit

22.07.2003
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Auch die Zahl der Kunden und nicht zuletzt eine auf den Verkauf von Software spezialisierte Vertriebsmannschaft inklusive eines etablierten indirekten Vertriebs mit mehr als 400 Partnern würde dem Speichergiganten gut zu Gesicht stehen. Doch noch ist der Handel nicht in trockenen Tüchern. Nur wenige Tage nach Bekanntgabe der Kaufabsicht stellten sich die Aktionäre von Legato quer und kündigten eine Klage gegen den Verwaltungsrat der Company an. Dass EMC über liquide Mittel von rund 5,7 Milliarden Dollar sowie ein Forschungsbudget von knapp 800 Millionen Dollar verfügt, überzeugt die Legato-Aktionäre offenbar nicht.

Aktionäre wehren sich Um die Übernahme durch EMC zu verhindern, haben Aktionäre von Legato Gegenwehr auf verschiedenen Ebenen angekündigt. Zunächst wurden zwei Klagen gegen die Fusion beim Santa Clara County Superior Court eingereicht. In beiden Fällen bezichtigen die Anleger das Unternehmen sowie dessen Verwaltungsrat des Verstoßes gegen treuhänderische Pflichten sowie des „self-dealings“. Legato wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme als haltlos zurück und beauftragte eine Anwaltskanzlei aus Palo Alto mit der Verteidigung. EMC wollte keine Stellungnahme abgeben. „Das ist eine Legato-Angelegenheit. Wir kommentieren keine laufenden Ermittlungen“, erklärte ein Sprecher des Storage-Anbieters.

Der Speicherriese will die geplante Transaktion vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden und der Legato-Anleger voraussichtlich im vierten Quartal dieses Kalenderjahres abschließen. Ab 2004 soll die der Softwaresparte von EMC zugeordnete Company, die eigenen Angaben zufolge eine Basis von mehr als 30000 Kunden hat, einen zusätzlichen Umsatz von rund einem Prozent zu den EMC-Einnahmen beitragen. Legato hatte für das erste Quartal 2003 Einnahmen von 74 Millionen Dollar gemeldet, nach knapp 56 Millionen Dollar in derselben Periode des Vorjahres. Das Geschäft teilt sich nahezu gleich auf die Sparte Produkte sowie Service und Support auf. Den Nettoverlust konnte Legato von 46,7 Millionen Dollar in der Vorjahresperiode auf 2,6 Millionen Dollar in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verringern. Mitte Mai kündigte der Softwarehersteller an, die Mitarbeiterzahl von 1563 auf 1480 bis 1500 Angestellte zu senken. In einer offiziellen Mitteilung erklärte das

Unternehmen damals, dass das erwartete Umsatzwachstum von 20 Prozent davon nicht negativ beeinflusst werde.

Konsolidierung geht weiter

Sollte der Deal dennoch gelingen, würde EMC seinem Ruf als besonders übernahmefreudiger Speicherspezialist einmal mehr gerecht. Wie die CW-Schwesterpublikation „Network World“ ausrechnete, wurden seit 2001 rund 125 Firmenkäufe in diesem Segment gemeldet, zehn allein von EMC. Für die Kunden dürfte diese Entwicklung, die auch von Wettbewerbern wie IBM, HDS, Veritas oder HP vorangetrieben wird, ihre Vor- und Nachteile haben. Gut ist es für Anwender, künftig von einem Anbieter sämtliche Produkte angeboten zu bekommen. Die Chance, dass die einzelnen Komponenten zusammenspielen, erhöhen sich. Auf der anderen Seite wird sich die Marktmacht der Kunden, die sich derzeit in Preisnachlässen von bis zu 30 Prozent niederschlägt, verringern, sobald wieder Ruhe in den Markt eingekehrt ist und nur noch wenige Anbieter vorhanden sind. „Auch wenn die