EMC setzt auf ECM

21.10.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

"Vor allem die Größe zählt", kommentiert DMS-Experte Ulrich Kampffmeyer, und sei es nur, um nicht selbst geschluckt zu werden. Den Grundstein dieser Strategie hatte die Company bereits im Sommer gelegt, als sie für 1,3 Milliarden Dollar das Speichersoftwareunternehmen Legato Systems kaufte. Dass EMC die Einkaufstour außerhalb des hardwarenahen Infrastrukturbereichs fortsetzte, war die eigentliche Überraschung.

Dabei sind die Gründe für den Zusammenschluss offensichtlich - und zwar auf beiden Seiten. Für Documentum wäre das Überleben als ,mittelständischer' Softwareanbieter kein leichter Kampf. Trotz zuletzt zweistelliger Wachstumsraten wirkt die Company längerfristig wie ein Zwerg neben den Riesen SAP, Oracle, Microsoft und vor allem IBM. Der Druck der Konzerne wächst zunehmend: "Den klassischen DMS-Anbietern gehen langsam die Alleinstellungsmerkmale aus", berichtet Kampffmeyer, der schon seit Jahren vor einer Konsolidierung im Markt warnt. Die DMS-Basisfunktionen würden zunehmend in Standardsoftware integriert und von IT-Schwergewichten wie zuletzt Microsoft aufgegriffen.

Die Übernahme durch EMC ist für Documentum gewissermaßen schonend: Da sich die Portfolios der Companys nur marginal überschneiden, könnten die Struktur und die eingespielten Teams der Softwerker weitgehend erhalten bleiben. Eine von vielen Branchenkennern eher erwartete Fusion zweier DMS-Experten ähnlichen Profils hätte mit Sicherheit deutlich mehr Ressourcen gebunden und schmerzliche Einschnitte nach sich gezogen. Der Plan von EMC sieht daher auch vor, Documentum als eigene Division ohne größere Veränderungen weiterzubetreiben.

Wie die kulturelle Integration dann faktisch gestaltet wird, hängt ganz von der EMC-Führung ab. Ein glückliches Merger-Händchen wird dem Konzern bis dato beileibe nicht nachgesagt, aber "es hat sich zuletzt im Management einiges geändert", sagt Norbert Deuschle, Speicherexperte der Meta Group. Mit Cheftechniker Mark Lewis und seit einer Woche auch Howard Elias (,New Ventures') sitzen inzwischen zwei Vertreter im obersten EMC-Management, die sich noch aus gemeinsamen Digital-Equipment-Zeiten kennen. Zudem haben unlängst drei weitere führende HP-Mitarbeiter die Seiten gewechselt.

Was verspricht sich EMC im Detail von dem Kauf? Die Übernahme eines ECM-Komplettanbieters soll gewährleisten, dass sich Produkte und neue Pakete aus Hard- und Software innerhalb kürzester Zeit auf den Markt bringen lassen. Zudem spekulieren die einstigen Hardwerker auf hohe Margen im Softwaregeschäft, mit denen das traditionelle Bussiness gestützt werden soll. Dass andere IT-Firmen wie Cisco inzwischen den Speichermarkt beliefern, dürfte die Entscheidung beschleunigt haben.