Dual-Core-CPUs verteuern Software

12.05.2005
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Eine Neuerung gibt es bei IBM. Bei Anwendern der Prozessoren Power 4, 4+ und 5 mit ihren doppelten Rechenkernen rechnet Big Blue seit jeher zwei Lizenzen ab. Kommen aber Intels und AMDs neue Chips zum Einsatz, bricht IBM mit der Tradition. "Hier wird ein Dual-Core wie eine CPU behandelt", stellt Pressesprecher Hans-Jürgen Rehm klar. "Der Grund ist einfach: Während die Kunden bei Power-Prozessoren Dual-Core tatsächlich die Leistung von zwei Prozessoren anwendungsseitig nutzen, ist dies bei der x86-Architektur noch nicht der Fall."

In der Tat hat AMD erklärt, seine Dual-Core-Opteron-Chips brächten je nach Anwendung einen Leistungsgewinn von 30 bis 70 Prozent. Warum sollte ein Anwender zwei Lizenzen nehmen müssen, wenn er nicht die doppelte Leistung erhält? Ein Oracle-Angestellter, der lieber nicht genannt werden möchte, gesteht ein, dass derlei kaum zu vermitteln ist. Oracle-Anwender seien besser beraten, sich einen Rechner mit zwei CPUs zu kaufen als ein System mit einem Dual-Core-Chip nach der x86-Architektur.

Verglichen mit Oracle treten IBM und Microsoft anwenderfreundlicher auf - aus gutem Grund: Beide haben für den Vertrieb ihrer Datenbanken DB2 und SQL Server ein erstklassiges Argument gegen Oracle zur Hand: Sie sind preisgünstiger. Und IBM benutzt die Ausrichtung der Lizenzpolitik an Prozessorsockeln auch, um Linux voranzubringen. So werden Linux-Server mit den leistungsschwächeren Open-Power-CPUs angeboten, die zwei Rechenkerne haben. Big Blue behandelt sie lizenztechnisch aber als Ein-Prozessor-Systeme. Linux-Förderung dürfte auch der Grund sein, warum Red Hat und Novell für ihre Linux-Distributionen Dual-Core-Chips als einen Prozessor betrachten.