4,7 Billionen Dollar für IT

Digitale Transformation bekommt neue Richtung

20.07.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Statt auf Kundenerfahrung legen Unternehmen nun mehr Wert auf Automatisierung und Effizienz. Die IT-Ausgaben legen dennoch deutlich zu.
Unternehmen richten ihre digitale Transformation neu aus, beobachtet Gartner.
Unternehmen richten ihre digitale Transformation neu aus, beobachtet Gartner.
Foto: Olivier Le Moal - shutterstock.com

"Die digitale Transformation von Unternehmen beginnt sich zu wandeln," sagt John-David Lovelock, Distinguished VP Analyst bei Gartner. Seiner Beobachtung nach verlagert sich der Fokus der IT-Projekte von einer eher nach außen gerichteten Perspektive wie der Kundenerfahrung hin zu stärker intern orientierten Bemühungen beispielsweise mit Fokus auf Optimierung.

Hinzu kommt aus Sicht der Analysten, dass CIOs den Kampf um die dringend benötigten Fachkräfte als verloren aufgegeben haben, und sich nun darauf konzentrieren, die vielen Aufgaben mit der vorhandenen Mannschaft oder sogar mit weniger Leuten zu schultern. Die Konsequenz: Größere Teile der IT-Budgets fließen laut Gartner in Technologien für Automatisierung und Effizienzsteigerung.

Den IT-Anbietern dürfte das egal sein, ihre Geschäfte wachsen so oder so. Gartner zufolge werden sich die weltweiten IT-Ausgaben im laufenden Jahr auf 4,7 Billionen Dollar belaufen, ein Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im kommenden Jahr sollen die IT-Budgets sogar um 8,8 Prozent zulegen und damit die 5-Billionen-Dollar-Grenze durchbrechen. Gartner rechnet für 2024 mit weltweiten IT-Ausgaben in Höhe von gut 5,1 Billionen Dollar.

Die IT-Ausgaben legen weiter zu - doch nicht alle Sparten können davon profitieren.
Die IT-Ausgaben legen weiter zu - doch nicht alle Sparten können davon profitieren.
Foto: Gartner

Freuen können sich vor allem die Softwarehersteller. Dieses IT-Segment soll im laufenden Jahr um 13,5 Prozent auf fast 912 Milliarden Dollar wachsen und im nächsten Jahr um weitere 14 Prozent auf dann gut eine Billion Dollar. Im Fokus der Anwender steht Gartner zufolge die Modernisierung der Kernsysteme wie zum Beispiel das Enterprise Resource Planning (ERP). Die Unternehmen arbeiteten daran, sich effizienter aufzustellen. Viele Anbieter nutzten die Gelegenheit, teils deutliche Preissteigerungen durchzusetzen.

Finstere Zeiten für Hardware-Hersteller

Weniger rosig sieht es weiterhin für die Hardware-Hersteller aus. Laut Gartner-Prognose wird deren Geschäft mit Desktops und Laptops 2023 global im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent auf rund 700 Milliarden Dollar schrumpfen. "Dieses Marktsegment erlebt eines der schlechtesten Jahre in seiner Geschichte", konstatiert Lovelock. Auch wenn die Inflationsraten in einigen Regionen leicht zurückgingen, würden sich makroökonomische Faktoren weiterhin negativ auf die Ausgaben auswirken.

Die Durststrecke der PC-Hersteller dauert an, sagt Gartner-Analyst John Lovelock.
Die Durststrecke der PC-Hersteller dauert an, sagt Gartner-Analyst John Lovelock.
Foto: Gartner

Unternehmen würden vorhandene Endgeräte länger einsetzen und effizienter nutzen, um Kosten zu reduzieren. Immerhin gibt es einen Lichtblick für die Anbieter: 2024 sollen die Geschäfte wieder anziehen, um 6,9 Prozent auf gut 748 Milliarden Dollar. Gartner-Analyst Lovelock rechnet jedoch damit, dass frühestens 2026 das Niveau von 2021 wieder erreicht wird. Im Geschäft mit RZ-Equipment erwarten die Auguren in diesem Jahr um 1,5 Prozent sinkende Erlöse von 218 Milliarden Dollar, im kommenden Jahr soll es dann wieder um 8,1 Prozent aufwärts gehen.

Das derzeit allgegenwärtige Thema Generative AI hat Gartner zufolge noch keinen signifikanten Einfluss auf die IT-Ausgaben. "Generative KI lässt sich am besten über die Software, Hardware und Dienstleistungen vermarkten, die Unternehmen bereits nutzen", so Lovelock. Jedes Jahr fügten die Hersteller neue Funktionen als Add-ons oder Upgrades zu ihren Produkten und Dienstleistungen hinzu. "Die meisten Unternehmen werden generative KI langsam und kontrolliert durch Upgrades von Tools einführen, die bereits in den IT-Budgets eingepreist sind."