Data Driven Workplace

Digitale Chatbots helfen im Berufsalltag

21.06.2018
Von Joachim Skura
Der Data Driven Workplace von morgen bringt viele technische Veränderungen mit sich, hat aber auch das Potenzial, die Arbeitswelt angenehmer und menschlicher zu gestalten. Folgende sechs Anwendungsszenarien sind denkbar.
Wer hätte vor elf Jahren gedacht, dass unsere Arbeitswelt von einem Smartphone derart auf den Kopf gestellt wird. Dank des technischen Fortschritts sind ähnliche Veränderungen in Zukunft wohl unvermeidbar.
Wer hätte vor elf Jahren gedacht, dass unsere Arbeitswelt von einem Smartphone derart auf den Kopf gestellt wird. Dank des technischen Fortschritts sind ähnliche Veränderungen in Zukunft wohl unvermeidbar.
Foto: StockLite - shutterstock.com

Welchen Einfluss Technologien zukünftig auf unser Leben haben werden - dazu gehen die Meinungen teilweise weit auseinander. Einige Trends, die wir schon heute sehen, lassen jedoch zumindest erahnen, wie unsere Arbeits- und Lebenswelt zukünftig aussehen wird: Smartphones haben sich längst als Bestandteil unseres Alltags etabliert, und die ersten Schritte im Bereiche künstlicher Intelligenz (KI) sind gemacht. Weitere Beispiele sind immer feiner justierte Chatbots und zunehmend intuitivere Benutzeroberflächen. All dies trägt zu entscheidenden Verbesserungen in verschiedenen Lebensbereichen bei.

Durch die neuen Möglichkeiten der Datenanalyse und Visualisierung konnten kürzlich enorme Fortschritte in der Krebsforschung erzielt werden. Neue Technologien wie tragbare Fingerscanner erleichtern die Registrierung von Flüchtlingen erheblich. Und Banken in Indien nutzen bereits KI-Algorithmen, um die Zuverlässigkeit von Kunden zu ermitteln. Auf diese Weise können sich Menschen mit Hilfe von Kleinkrediten eine Existenz aufbauen.

Die Beispiele zeigen: Neue Technologien können die Lebenssituation von Menschen entscheidend verbessern. Übertragen auf die Arbeitswelt und den Bereich HR - in dem es im Kern ja um Menschen geht - stellt sich nun die Frage: Wie sieht der Data Driven Workplace der Zukunft aus, und welche Verbesserungen sind hier zu erwarten?

1. Sprachgesteuerte Chatbots als Organisationshelfer im Arbeitsalltag

Der Chatbot soll keine Mitarbeiter ersetzen, sondern als digitaler Assistent auf Befehl seine Arbeit leisten.
Der Chatbot soll keine Mitarbeiter ersetzen, sondern als digitaler Assistent auf Befehl seine Arbeit leisten.
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Der Tag eines HR-Mitarbeiters ist für gewöhnlich mit Terminen gefüllt, und angesichts von zeitlichen Engpässen ist es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Ein Assistent, der an anstehende Meetings erinnert und automatisiert die dafür nötigen Dokumente und Informationen zusammenstellt, wäre demnach sehr hilfreich. Via Sprachsteuerung könnte damit auch die manuell sehr aufwendige Dokumentenverwaltung der Vergangenheit angehören: Per verbalen Befehl lässt sich der Chatbot beispielsweise anweisen, ein bestimmtes Dokument aufzurufen oder an einer bestimmten Stelle im System zu speichern. An der Entwicklung solcher Assistenten nach dem Vorbild von "Siri" arbeiten Software-Unternehmen derzeit mit Hochdruck: Während wir also heute noch über User Interfaces "philosophieren", werden wir diese in naher Zukunft zunehmend durch Spracherkennungs-Module ersetzen.

2. Sekundengenaue Dokumentation von Arbeitsprozessen

Jede Sekunde des Arbeitsprozesses könnte in der Cloud dokumentiert werden und somit als hilfreiches Backup dienen.
Jede Sekunde des Arbeitsprozesses könnte in der Cloud dokumentiert werden und somit als hilfreiches Backup dienen.
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Arbeit wird immer mobiler und ist nicht mehr an einen bestimmten Ort gebunden. Dank komplett digitaler Dokumentenverwaltung benötigt der Mitarbeiter nur seinen Laptop und kann praktisch von überall aus arbeiten - zukünftig dann auch im selbstfahrenden Auto. Jeder Arbeitsschritt wird dabei in der Cloud dokumentiert, sodass der Mitarbeiter, auch wenn er abgelenkt wird oder sich kurzfristig einem anderen Thema zuwenden muss, immer an die Stelle seines Arbeitsprozesses zurückkehren kann, an der er ihn verlassen hat. Auf diese Weise werden auch feste Sitzplatzverteilungen im Unternehmen obsolet: Wer einen Arbeitsplatz benötigt, reserviert sich mithilfe seines Chatbots unkompliziert einen Arbeitsplatz und lässt ihn gemäß seiner persönlichen Vorlieben konfigurieren. Der Zugang zum Büro kann dabei etwa durch Gesichtserkennung oder Iris-Scan erfolgen; analog dazu werden wir Zugriffsrechte und Autorisierungen personenindividuell managen. So lässt sich knapper Arbeitsraum im Unternehmen effizienter nutzen.

3. Virtual Reality verbessert Zusammenarbeit und Weiterbildung

Wenn Mitarbeiter lästige administrative Aufgaben wie etwa die Buchung eines Sitzplatzes zukünftig per Chatbot erledigen, können sie sich auf komplexere Aufgaben und eine intensivere Kooperation konzentrieren und vor allem kontinuierlich lernen. Hier kommt Virtual Reality ins Spiel. Mithilfe dieser Technologie lassen sich Inhalte lebendig darstellen - und erleichtern damit das Behalten von Informationen. Denn unser Gehirn speichert Erlebnisse viel effektiver als etwa eindimensionale Inhalte wie Texte oder Videos - es entsteht eine emotionale Verankerung. Konkret geht der Trend zu Konferenzschaltungen mithilfe von Hologrammen: Anstatt eine Person nur auf dem Bildschirm zu sehen, erscheint sie in Lebensgröße und 3D im Raum. Damit wird die Gesprächssituation auch zu einem plastischen Erlebnis, an das man sich besser erinnern kann. Auch Weiterbildungsprogramme lassen sich so effektiver konzipieren, denn letztendlich kommt es darauf an, Lerninhalte so zu gestalten, dass die betreffende Person sie auch aufnimmt.

4. Passgenaue interne Stellenbesetzung dank Skill-Datenbank

Viele Unternehmen kreieren momentan noch regelrechte Karriereeinbahnstraßen: Ein Mitarbeiter, der für einen bestimmten Bereich eingestellt wurde, hat oft wenig Chancen, in einen anderen zu wechseln. Der Grund dafür ist fehlende Transparenz in Bezug auf Kompetenzen und Fähigkeiten der einzelnen Angestellten und ein Mangel an Mut (respektive eine fehlende Argumentation), jemandem Aufgaben aus einem anderen Bereich zu übertragen. Abhilfe wird hier zukünftig eine Skill-Datenbank schaffen, die selbständig Mitarbeiter für offene Positionen vorschlägt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Seine Kenntnisse über die Prozesse in anderen Abteilungen und Bereichen kann der Mitarbeiter dann in seinem neuen Arbeitsumfeld einbringen. Gleichzeitig arbeitet er motivierter, weil er die Chance bekommt, in dem Bereich zu arbeiten, der ihn wirklich interessiert und der ihm liegt.

5. Recruiting: Bewerber auf den richtigen Kanälen finden und besser verstehen

Auch das Recruiting wird zukünftig von intelligenten Technologien unterstützt: Aus sogenannten Recruiting-Kennzahlen können Personaler bereits heute wertvolle Informationen ableiten. So lässt sich etwa anhand der Erfolgsrate von Jobportalen bewerten, welcher Kanal für welche Stellen im Unternehmen am besten funktioniert - und diese Information für zukünftige Ausschreibungen nutzen. Software-Unternehmen arbeiten zudem an der Entwicklung sogenannter Sentiment-Analyse, die etwa das Verhalten im Bewerbungsgespräch anhand von Gestik, Mimik, etc. analysieren und so ein noch granulares Bild des Bewerbers zeichnen können. Diese Analyse fließt dann wiederum als einer von vielen Messwerten in das Auswahlverfahren ein.

6. Wearables: Informationen schneller aufnehmen, verarbeiten und teilen

Die Apple Watch war nicht die erste Smartwatch auf dem Markt. Sie hat aber gezeigt, was in Sachen "Wearables" alles möglich ist.
Die Apple Watch war nicht die erste Smartwatch auf dem Markt. Sie hat aber gezeigt, was in Sachen "Wearables" alles möglich ist.
Foto: Anna Hoychuk - shutterstock.com

Bereits jetzt boomt das Geschäft mit Smartwatches - Tendenz steigend. So werden Smartphone und Laptop zukünftig nicht mehr die einzigen mobilen Endgeräte sein, die an das Cloud-System des Unternehmens angeschlossen sind. Denkbar sind intelligente Kleidung, smarte Kugelschreiber und Notepads, die Informationen oder Feedback schnell einfangen und automatisiert an der richtigen Stelle im System ablegen. Recruiter können so etwa blitzschnell ihre Einschätzung zum Kandidaten mit anderen Entscheidern teilen. Im Übrigen zeigt sich damit auch hier, dass künftig einfach zu bedienenden Geräte klassische Computer-Interfaces ersetzen - und zwar durch die Cloud. Die Daten laufen an einem zentralen Punkt zusammen und werden dann in Echtzeit je nach Bedarf unterschiedlich dargestellt. Daher werden sich Systeme mit einheitlichen Datenarchitekturen durchsetzen.

Fazit

Der Data Driven Workplace ersetzt niemanden - aber macht die Arbeit leichter. Künstliche Intelligenz wird menschliche Intelligenz noch sehr lange nicht ersetzen - kann sie aber unterstützen. Denn Menschen vergessen Dinge, sind unpräzise und nicht immer optimal organisiert - aber auch kreativ und empathisch. Neuen Technologien werden zukünftig also vor allem "Handlangerarbeit" leisten - an Geburtstage von Kollegen und anstehende Aufgaben erinnern, Dokumente automatisiert aufrufen und geeignete Bewerber vorschlagen. So entsteht eine Arbeitsumgebung, die ideal auf die Arbeitsweise des einzelnen Mitarbeiters abgestimmt ist (Mikromoment). Doch auch hier gilt: "A fool with a tool stays a fool" - nur wer die digitalen Helfer intelligent einsetzt profitiert auch wirklich davon.