Die zweite ASP-Welle ist auf dem Weg

26.06.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

den Einmalkosten beim Lizenzkauf vorzuziehen.

Ausgehend von einer sehr geringen Basis prognostiziert PAC dem Markt stolze Zuwachsraten. Mit mehr als 50 Prozent Wachstum rechnen die Münchner Marktforscher pro Jahr, so dass sich im Jahr 2006 ein Volumen von 535 Millionen Euro ergeben könnte. Anders als bei dem sich schnell entwickelnden Markt für Application-Hosting oder -Management, bei dem meist Dienstleister die Standard- und Individual-Applikationen der Anwender pflegen und weiterentwickeln, fehlen dem ASP-Geschäft noch die Voraussetzungen für ein Wachstum auf breiter Basis. Selbst in den besten Zeiten litt die Branche am mangelnden Vertrauen der Anwender, und daran hat sich bis heute wenig geändert. „Die Kunden können kaum prüfen, wie die Qualität der gelieferten Services ist“, schildert Adesso-Manager Beckmann das Problem. „Service Level Agreements (SLAs) werden zwar vereinbart, aber vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben mangels IT-Ressourcen kaum

Kontrollmöglichkeiten.“ In der Regel gibt es eine Selbstauskunft durch den Lieferanten, der Werte zur Verfügbarkeit, Reaktionszeiten und Datendurchsatz selbst protokolliert und Kunden zur Verfügung stellt.

Dieses Kernproblem des ASP-Marktes hat die EU-Kommission erkannt und im Rahmen des Förderprogramms Information Society Technologies (IST) das Forschungsprojekt „Trusted and QoS Provisioning of Application Services“ (Tapas) initiiert. Beteiligt sind Forschungsabteilungen der Universitäten Cambridge, Bologna, Newcastle und London sowie der deutsche Industriepartner Adesso. Beckmann, Projektleiter Tapas bei Adesso, beschreibt eines der Ziele: „Wir wollen die SLA-Modellierung formalisieren. ASP-Anbieter können daraus ableiten, welche Systeme und Lösungen sie benötigen, um bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen zu können. Auf der anderen Seite bietet die geplante Tapas-Middleware dem Kunden Möglichkeiten, SLAs zu überwachen.“

Die EU möchte damit also gleichermaßen den ASP-Anbieter- und den -Anwendermarkt beleben. Die Ergebnisse des Tapas-Forschungsprojekts sollen frei zugänglich und günstig einzusetzen sein. Vorgabe ist daher, offenen Standards wie XML und UML zu vertrauen, sowie bei der Wahl der Application-Server auf Open-Source-Lösungen zu setzen. Evaluiert, so Beckmann, werden derzeit die Alternativen „Jboss“ sowie der „Java Open Application Server“ (Jonas).

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren, erst kürzlich wurde der erste Forschungsabschnitt abgeschlossen, in dem es galt, Anforderungen festzuhalten sowie das Technikdesign für Modellierung, Middleware-Architektur und Netzwerk-Protokolle zu erarbeiten. Seit April 2003 befindet sich das Vorhaben in der zweiten Phase, in der die Technik unter Verwendung von Open Source Application Servern implementiert werden soll. Ab April 2004 plant das Forschungsteam die bis dahin erzielten Ergebnisse auszuwerten und zu überprüfen, um noch letzte Anpassungen vorzunehmen, so dass der ASP-Gemeinde im Frühjahr 2005 eine funktionstüchtige Middleware zur Verfügung stünde.