Die zweite ASP-Welle ist auf dem Weg

26.06.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der einst mit großen Vorschusslorbeeren bedachte Markt für Application Service Providing (ASP) hat die hohen Erwartungen nicht erfüllt - aber er ist nicht tot. Im Gegenteil: Das beinahe zertretene Pflänzchen erholt sich schnell, denn das Mietmodell passt in die Zeit der schrumpfenden IT-Budgets.

Der deutsche ASP- und Outsourcing-Markt: Verglichen mit dem Outsourcing-Markt ist das ASP-Geschäft dürftig. Die Marktforscher rechnen jedoch mit einem schnellen Wachstum. Pro Jahr stellen sie mehr als 50 Prozent Zuwachs in Aussicht.

Wer heute Software mieten möchte, muss sich zunächst einmal auf die Suche begeben. Viele Anbieter meiden in ihren Portfoliobeschreibungen den Begriff ASP. Zu sehr haftet ihm das Bild der enttäuschten Erwartungen an. „Wir bevorzugen die Bezeichnung Outsourcing, was üblicherweise allerdings mehr Serviceleistungen umfasst als ASP. Besser und unverfänglicher ist der Begriff Hosting“, räumt Werner Beckmann ein, Leiter Competence Center Enterprise Application Integration (EAI), bei der Adesso GmbH. Das Dortmunder Dienstleistungshaus entwickelt und implementiert Anwendungen, und vermietet sie bei Bedarf auch. Groß ist die Nachfrage bis dato allerdings nicht.

Gerade einmal 1,4 Prozent des deutschen Outsourcing-Marktes entfallen auf das ASP-Segment, das ist das Ergebnis einer kürzlich vom Marktforschungshaus Pierre Audoin Consultants (PAC) durchgeführten Erhebung. Demnach wird sich der Umsatz im laufenden Jahr auf insgesamt 140 Millionen Euro belaufen, im Outsourcing-Geschäft können die Anbieter dagegen auf Einnahmen von 9,8 Milliarden Euro hoffen. „Der ASP-Markt ist nicht famos, aber es gibt ihn“, schildert PAC-Beraterin Simone Sinz. „Vielfach wird das Angebot, Applikationen über IP-Techniken zur Verfügung zu stellen, in Outsourcing-Verträge eingebettet.“

Nach wie vor gibt es also Möglichkeiten, Software zu mieten. Das bekannteste ASP-Beispiel liefert derzeit der US-amerikanische Anbieter Salesforce.com, der kürzlich erst meldete, den 10.000. Endbenutzer in Europa zu adressieren. Weltweit hat Salesforce.com eigenen Angaben zufolge 6500 Kunden und mehr als 90.000 Anwender. Das Unternehmen stellt eine zentral betriebene CRM-Lösung für minimal 70 Euro pro Nutzer und Monat zur Verfügung. Es verspricht vor allem schnelle Einführungszeiten. Im Jahr 1999 vom früheren Oracle-Manager Marc Benioff gegründet, hat Salesforce.com in diesem Mai die Gewinnschwelle überschritten.