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Die sieben miesesten Jobs in der IT

03.04.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Und nun Platz 1: Der Schlammsystem-Architekt

Gesucht werden Leute, die sich gern über, unter oder zwischen unbewegliche Gegenstände quetschen, um technische Probleme vor Ort zu lösen. Die Bewerber sollten auf lange Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung und widrige Umstände gefasst sein. Allergien gegen Sägemehl, Ungeziefer, Krankheitskeime oder stinkende Abwässer sind Ausschlusskriterien.

Manchmal sind die schmutzigen IT-Jobs im wahrsten Sinne des Wortes schmutzig. Heute findet sich Technik ja überall: auf Bohrinseln, in Zellstoffwerken, Kläranlagen etc. Auch dort ist jemand gefragt, der den IT-Laden "sauber" hält.

"Eines meiner ersten Projekte war ein Netz-Upgrade für einen Zellstoffhersteller", erinnert sich Roberta Flinn, Senor-IT-Architektin bei IMB Global Services. "Wir fanden alle Switches, die umgestellt werden sollten - bis auf einen. Nachdem wir einen ganzen Tag lang durch das Gebälk geklettert waren, um danach zu suchen, entdeckten wir ihn endlich: in einem Zwischengeschoss über den Hobeln. Er war etwa 20 Zentimeter hoch mit Sägemehl bedeckt, funktionierte aber noch."

Es geht allerdings noch herber: Dan King arbeitete Mitte der 90er Jahr als Ingenieur für Prozess-Controlling in einer texanischen Kläranlage. Zu seinen Aufgaben gehörte es, um die Schlammtrockner-Becken herumzuklettern, wo die herausgefilterten Fäkalien hineinfließen. King sollte ausfindig machen, wie die Computer programmiert werden müssten, um die Förderbänder in der richtigen Geschwindigkeit anzutreiben: nicht zu schnell, damit der Schlamm keine flüssige Pampe bliebe, aber auch nicht zu langsam, weil er dann so trocken werden könnte, dass er in der Hitze Feuer finge. Damit hatte das Unternehmen offenbar schlechte Erfahrung in Form eines stinkenden Brandherds gemacht.

Um den Dreck in der richtigen Konsistenz zu halten, programmierte King die Anlage mit einer aus den 80er Jahren stammenden Sprache CL. Das war der leichte Teil. "Danach musste ich an dem Band herumklettern, mir Handschuhe anziehen, hinauflangen und die Beschaffenheit dieser schlammigen, pampigen Masse prüfen, während ich die Temperatur im Auge behielt," berichtet er.

Nach dieser prägenden Erfahrung setzte King seine schulische Ausbildung fort. Jetzt ist er SAP-Berater für Netweaver-Integration bei CapGemini in Houston. Dieser Job könne manchmal auch ganz schön schmutzig sein, schmunzeltt er, vor allem wenn er seine Kunden überreden müsse, ihm Zugang zu bestimmten Bereichen zu gewähren, damit er seinen Job machen könne: "Da stecke ich manchmal auch bis zu den Hüften im Dreck." Im Gegensatz zu früher handle es sich aber um Bullshit im übertragenen Sinn. (qua)