Informatik im Maschinenbau

Die Maschinen-Versteher

06.10.2011
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Boomende Branche

Der Konstrukteur arbeitet heute mit CAD und nicht mehr am Reißbrett. Zeichnungen und Produktdaten werden in spezieller Software archiviert anstatt in Ordnern. Anstelle zeitaufwändiger Erstellung physikalischer Modelle werden Produkte und deren Eigenschaften an Rechner-Clustern simuliert und die Daten zur Optimierung genutzt. Das geht schneller und ist kostengünstiger als Prototypen zu bauen. Die fertigen Produkte können anschließend in Web-Shops konfiguriert und bestellt werden.

"Erfolgreich sind Informatiker immer dann, wenn sie sich nicht nur um Hard- und Software kümmern, sondern auch versuchen, die Denkweise von Konstrukteuren und Entwicklern zu verstehen", so Behr. Genau so müsse der Maschinenbauer versuchen, eine für den Informatiker verständliche Sprache zu sprechen. "Dem Maschinenbauinformatiker fällt diese interdisziplinäre Arbeitsweise naturgemäß am leichtesten", meint der Professor. Doch an seiner Universität in Münster zum Beispiel sind nur rund 40 Studenten in dem Fach eingeschrieben, der Bedarf in der Industrie aber ist um ein Vielfaches höher.

Der Branche geht es richtig gut. 2010 stieg der Branchenumsatz um acht Prozent auf 174 Milliarden Euro, meldet der VDMA, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Hinter der durchschnittlichen Entwicklung der Maschinenbauindustrie verbirgt sich auf Fachzweig-Ebene allerdings eine breite Streuung. "So sind die Umsätze in einigen Zweigen wie beispielsweise Bau- und Baustoffmaschinen oder Druck und Papiertechnik weit entfernt von den Ergebnissen der Jahre 2006 bis 2008", sagt VDMA-Präsident Thomas Lindner. Andere wie Hütten- und Walzwerkseinrichtungen, elektrische Automation oder Bergbaumaschinen hätten ihre guten Ergebnisse teils deutlich übertroffen. Die Exportquote von fast 75 Prozent zeigt, wie stark international die Branche ist. Kein Wunder, dass Lindner fordert: "Neben Englisch sollten Ingenieure eine weitere bedeutende Fremdsprache beherrschen".

Für das laufende Jahr prognostiziert der Verband ein Umsatzwachstum von zehn Prozent und einen Stellenaufbau um 20.000 Jobs. "Seit Jahren beobachten wir einen Trend zur Höherqualifizierung", berichtet Susanne Krebs aus der Abteilung Volkswirtschaft und Statistik des VDMA. Die Akademisierung gehe zu Lasten der Un- und Angelernten. Ein Grund für diese Entwicklung sind die immer anspruchsvolleren und komplexeren Produkte.