Die IT-Industrie wartet auf die Trendwende

01.02.2002
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Ungeachtet der komfortablen Position von Dell dürfte jedoch die weitere Markteinschätzung bei Compaq für die IT-Industrie insgesamt aussagekräftiger sein. CEO Michael Capellas segelte dort zuletzt in gewisser Weise gegen den eigenen und gegen den Branchentrend, denn mit einem Reingewinn von 92 Millionen Dollar und einem Umsatzplus von gut einer Milliarde Dollar gegenüber dem dritten Quartal konnte der einstige PC-Primus nicht nur seine Serie von Verlustquartalen beenden, sondern neben einem guten Weihnachtsgeschäft mit PCs auch eine wieder leicht gestiegene Nachfrage nach Servern melden.

Durchwachsene Bilanz der IT-Branche: Die jüngsten Dreimonatszahlen namhafter IT-Anbieter sind summa summarum kein Katastrophengemälde, aber auch kein Ruhmesblatt.
Durchwachsene Bilanz der IT-Branche: Die jüngsten Dreimonatszahlen namhafter IT-Anbieter sind summa summarum kein Katastrophengemälde, aber auch kein Ruhmesblatt.

Summa summarum dürfte für das PC-Segment als Richtschnur jedoch die Einschätzung der Gartner-Analysten gelten, die von einer spürbaren Belebung des Geschäfts frühestens ab dem vierten Quartal 2002 ausgehen. Ohnehin gilt derzeit unter den Marktforschern das zweite Halbjahr 2002 als zeitlicher Korridor für den Beginn einer Wiederbelebung der IT-Konjunktur. Sowohl Gartner als auch IDC haben vor kurzem in ihren "Zehn-Thesen-Papieren" entsprechende Prognosen für das laufende Jahr abgegeben, die insgesamt von einem einstelligen Wachstum der Branche (fünf bis sechs Prozent) ausgehen, wobei der Hardwaremarkt um weitere rund elf Prozent verlieren, das Software-Business in etwa in vergleichbarer Größenordnung zulegen soll. Auch der deutsche IuK-Dachverband Bitkom sah sich vergangene Woche zur Herausgabe eines Ad-hoc-Trendbarometers veranlasst.

Nach Ansicht von Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder wird sich der deutsche IuK-Markt im Jahresverlauf 2002 allmählich "aus seiner Talsohle herausbewegen". Das "härteste Stück der Strecke" habe man hinter sich. Das vergangene Jahr sei "das bisher schwierigste für die deutsche Informations- und Kommunikationswirtschaft gewesen". Was sich auch an Zahlen ablesen lässt: Mit einem Wachstum von nur noch zwei Prozent auf 140 Milliarden Euro (siehe Grafik "Deutscher IuK-Markt) trat die deutsche IuK-Branche 2001 quasi auf der Stelle. Einen konkreten Jahresausblick gab Rohleder noch nicht, diesen veröffentlicht der Bitkom erst zur CeBIT.

IT-Branche gibt kein einheitliches Bild ab

Differenziert man die mehr oder weniger schlüssigen Prognosen von Marktforschern und Analysten nach einzelnen Branchen und Segmenten, lässt sich folgendes Bild zeichnen. Der Hardware- und PC-Markt ist womöglich aus dem Gröbsten heraus, wartet aber noch mindestens drei Quartale auf seine Gesundung. Ähnliches könnte für den Halbleitermarkt gelten, während den Telco-Ausrüstern wenigstens noch eine weitere schmerzhafte Dreimonatsperiode bevorsteht. Darauf lassen jedenfalls aktuelle Gewinnwarnungen von Ericsson, JDS Uniphase und Juniper Networks schließen.