Die IT-Industrie wartet auf die Trendwende

01.02.2002
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Die IT-Branche zittert sich ins neue Jahr": So ähnlich lasen sich die Kommentare zur jüngsten Bilanzsaison. Aufschlüsse über Zeitpunkt und Ausmaß einer konjunkturellen Erholung gaben die aktuellen Quartalszahlen jedenfalls nicht. Fest steht offenbar nur eines: Die Firmen haben sich durch drastische Kostensenkungen mit der Krise "arrangiert"; jetzt warten sie gebannt auf die nächste Auftragswelle.
Keine vor Kraft strotzende Rhetorik, aber ein gesundes Vertrauen in den Markt und die eigene Kundenbasis legten die beiden Vorstandssprecher Hasso Plattner und Henning Kagermann sowie Finanzchef Werner Brandt (von links nach rechts) an den Tag.     Foto: SAP
Keine vor Kraft strotzende Rhetorik, aber ein gesundes Vertrauen in den Markt und die eigene Kundenbasis legten die beiden Vorstandssprecher Hasso Plattner und Henning Kagermann sowie Finanzchef Werner Brandt (von links nach rechts) an den Tag.     Foto: SAP

Wäre man ironisch, könnte man sagen, jetzt, wo selbst die Internet-Ikone Amazon.com schwarze Zahlen schreibt, ist alles wieder in Butter. Doch auch wenn sich die Prognosen für den hoch verschuldeten Online-Händler mittlerweile etwas freundlicher lesen, für den Rest der IT-Branche gilt das so ohne weiteres nicht.

Unter dem Strich meldeten die meisten namhaften IT-Anbieter in ihren jüngsten Quartalsberichten zwar nicht mehr "Land unter", aber so richtig erlösend waren die Zahlen auch nicht. Eine Tendenz lässt sich, wenn überhaupt, nur in einem Punkt ausmachen: Die vergleichsweise guten Umsätze in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres übertrafen zum Teil nur geringfügig die Einnahmen des vorhergehenden Quartals und lagen oft deutlich unter den Werten des Vorjahres.

Und auf der Habenseite - sprich: den Erträgen der Anbieter - wirkten sich weniger die vermeintliche Marktbelebung, sondern eher die vorgenommenen strukturellen Anpassungen in Form drastischer Kosteneinsparungen und Massenentlassungen aus.

Skeptisch und zurückhaltend zeigen sich denn auch viele Verantwortliche des IT-Establishments, was den konkreten Ausblick für das laufende Jahr angeht. Microsofts Finanzvorstand John Connors, der sich dank hervorragender Windows-XP-Verkäufe und einer erfolgreichen Marktpremiere der Spielekonsole X-Box im zweiten Finanzquartal über einen neuen Rekordumsatz freuen konnte, sieht trotzdem noch "keine Anzeichen für eine bevorstehende Erholung der großen Volkswirtschaften".