Teradata Universe 2015

Data-Ökosystem im Aufbau

24.04.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Das Multiple-Data-Warehouse-System

Auch die Produktvorstellungen Teradatas richten sich in erster Linie darauf, Daten besser zu integrieren sowie den Nutzern effizientere Analysen zu ermöglichen. Beispielsweise präsentierte der Hersteller in Amsterdam neue Funktionen für sein "Query Grid". Anwender könnten damit mit einer einzigen Abfrage auf Daten aus verschiedenen analytischen Systemen zugreifen. Der Self-Service erfordere keine besonderen Werkzeuge oder die Unterstützung der IT-Abteilung. Mit Teradata QueryGrid können die Anwender unkompliziert auf alle Daten, unabhängig von deren Quelle, zugreifen und komplexe Analysen durchführen, verspricht der Hersteller.

Außerdem hat Teradata seine Datenbank um weitere Funktionen ausgebaut. Mit dem "Software-Defined Warehouse", das im Wesentlichen auf bestehenden Funktionen wie dem "Workload Management" und "Data Labs" basiert, sollen mehrere Data Warehouses in einem System zusammengeführt sowie die Verwaltung vereinfacht und beschleunigt werden können. Anwenderunternehmen könnten damit mehrere, voneinander getrennte Data Warehouses betreiben, wenn dies beispielsweise aufgrund regulatorischer Vorschriften erforderlich sei, aber gleichzeitig in einem integrierten System ihre Datenbestände konsolidieren.

Teradata will mit dem "Software-Defined Warehouse" mehrere Data Warehouses in einem System vereinen.
Teradata will mit dem "Software-Defined Warehouse" mehrere Data Warehouses in einem System vereinen.
Foto: ScandinavianStock - shutterstock.com

Keine Aufgabe für ein System allein

Für die wachsenden Anforderungen hinsichtlich großvolumiger Datenspeicherung und zügiger Verarbeitung hat Teradata mit seiner "Data Warehouse Appliance 2800" ein neues vorintegriertes System vorgestellt. Die Appliance ist Teradata zufolge auf hohe Geschwindigkeit für In-Memory-Datenverarbeitung hin optimiert und eigne sich damit auch für komplexe und leistungshungrige analytische Aufgaben. Das System arbeitet mit neuen Intel-Haswell-CPUs sowie DDR-4-Hauptspeicher. Im Vergleich zum Vorgängersystem soll Version 2800 doppelt so viel Rechenleistung und vier Mal so viel Speicherplatz bieten. Dies will der Hersteller durch eine höhere Speicherdichte und kompaktere Rechenknoten erreichen.

Für Wimmer dreht sich im Zuge dieser Ankündigungen alles um das analytische Ökosystem. "Kein einzelnes System kann die Vielfalt und Masse an Daten handhaben, die ein Unternehmen heute benötigt, um sich am Markt durchzusetzen", konstatierte der Manager. Wer behaupte, die Vielzahl an neuen Daten und neuen Datenquellen mit einem System einfangen zu können, erzähle Geschichten. Wimmer glaubt nicht an eine Lösung, die alles in einem System vereinigt, egal von welchem Anbieter. Heute gehe es darum, Transaktionsdaten mit anderen Daten zu verknüpfen und zu kombinieren. Und die lägen nicht unbedingt in den eigenen operativen Systemen. "All Data, all Analytics, all Users", lautet sein Credo.

Produkt-Neuheiten hatte die Universe-Konferenz ebenfalls zu bieten: hier die Teradata "Data Warehouse Appliance 2800".
Produkt-Neuheiten hatte die Universe-Konferenz ebenfalls zu bieten: hier die Teradata "Data Warehouse Appliance 2800".
Foto: Teradata

Das Data Warehouse bleibt die Schaltzentrale

Doch trotz eines verteilten Daten-Ökosystems gibt sich der Teradata-Manager überzeugt von der Zukunft des Data-Warehouse. Den Wert eines solchen aber nur hinsichtlich der Transaktionsdaten zu beurteilen, sei zu kurz gegriffen. Wer dies tue, verstehe nichts von dem Geschäft. Bei einem Data Warehouse komme es darauf an, den Nutzern Daten zur Verfügung zu stellen, unabhängig davon, wo die Quellen dieser Daten liegen. Die Anwender sollten gar nicht merken, von wo das System die Daten nehme. In diese Integration im Hintergrund müsse man investieren, sagt Wimmer. "Ich glaube nicht, dass ein einzelner Anbieter eine allein passende Antwort hat in einem Markt, der eine brutale Dynamik mitbringt."

Teradata sei immer der Partner für Analytics gewesen, so der Manager. "Auf der Seite bleiben wir auch." Man sehe alle operativen Systeme als einen Pool für Daten. Das Kerngeschäft sei es, Daten aus unterschiedlichsten Systemen in Teradata zu laden. Das schwierige in diesem Umfeld sei jedoch, dass man heute nicht wissen könne, welche Daten in zwei Jahren zur Verfügung stehen. Gleiches gelte dafür, welche Fragen Unternehmen künftig stellten und welche Antworten sie benötigten. Wimmer geht davon aus, dass Daten in Zukunft nicht mehr weggeworfen werden, weil man schlichtweg nicht wisse, ob man sie doch noch einmal braucht. In diesem Zusammenhang sei allerdings eine ökonomische Diskussion über Daten zu führen. "Wenn es günstig genug wird, dann werde ich auch Daten speichern, von denen ich nicht weiß, ob sie jemals zu verwerten sein werden", prognostizierte der Manager. Das lasse sich jedoch nur im Rahmen von Ökosystemen umsetzen. "Wenn man hier nur Einzelsysteme in Betracht zieht, dann wird das ganze unbezahlbar."

Neben der technischen Diskussion wird aus Sicht des Teradata-Managers auch über Datenschutz zu reden ein. "Wir brauchen in Deutschland eine Diskussion darüber, wie wir mit Daten umgehen", mahnte Wimmer. Es gehe um Transparenz und eine offene Kommunikation darüber, was Unternehmen mit Daten machen. Es gelte Vertrauen aufzubauen, Transparenz zu schaffen und den Mehrwert für die Kunden aufzuzeigen. "Stattdessen verbringen wir mehr Zeit damit, darüber zu diskutieren, wie riskant Daten sein können, als darüber, welche Vorteile mit Hilfe von Daten zu erzielen sind."

Die Security-Diskussion & Frösche auf der Flucht

Dass die derzeitigen Diskussionen, die vor allem die Risiken in den Vordergrund stellen, aus Sicht eines Herstellers, der sein Geld mit Lösungen für das Daten-Management erwirtschaftet, in die falsche Richtung zielen, ist nachzuvollziehen. Falsch lag aber indes auch Wimmer mit seinem Vergleich vom Frosch im heißen Wasser. Die Geschichte ist ein modernes Märchen, das immer wieder gerne kolportiert und für die Untermauerung eigener Thesen aufgegriffen wird, aber schlussendlich einfach nicht der Wahrheit entspricht. Jeder Frosch, der merkt, dass das Wasser, in dem er sitzt, heißer wird, versucht natürlich der Gefahr zu entkommen, sagen die Wissenschaftler. Würde den Tieren das zum Überleben notwendige Temperaturempfinden fehlen, gäbe es schon längst keine Frösche mehr.