Integrierte Systeme im Check

Alleskönner Appliances - Einsatzgebiete, Vor-und Nachteile, Kosten

21.09.2015
Von 
Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.
Appliances sind heute in der IT so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau. Die vorkonfigurierten Systeme werden betriebsfertig ausgeliefert und sind in kürzester Zeit einsatzbereit. Der Nachteil: Sie sind deutlich teurer als selbst konfigurierte Systeme. Lohnt sich eine Anschaffung wirklich?

Rechenzentren sind heute immer schwerer zu managen. Die Anzahl der Server, Speichergeräte und Netzwerkverbindungen nimmt ständig zu. Jede Business-Applikation, jede Datenbank-Anwendung und jeder Web-Server muss separat konfiguriert und abgestimmt werden. Immer mehr Personal und Zeitaufwand ist für Management und Wartung nötig.

Datenbank-Anwendungen beispielsweise verlangen kontinuierliche Wartung und müssen öfter auf wechselnde Anwendungen getuned werden. Hier die richtigen Einstellungen vorzunehmen und adäquate Entscheidungen zu treffen erfordert dediziertes Know-how im Hinblick darauf, wie das DBMS arbeitet. Das Problem wird noch verschärft durch die Tatsache, dass die meisten großen Unternehmen mehr als 100 solcher Datenbanken in Betrieb haben, von denen jede einen sehr feinen Management-Level erfordert.

Wie sich die Kosten für IT-Management und Verwaltung im Laufe der Zeit verschoben haben, zeigen beeindruckende Zahlen von IDC: Wurden laut der Studie "Converged Systems" 1996 nur 29 Prozent der IT-Betriebskosten für Management und Verwaltung ausgegeben, fielen 2013 dafür satte 68 Prozent an. Damit haben sich die Ausgaben für Server-Management und -Verwaltung in 17 Jahren nicht nur mehr als verdoppelt, sondern machen heute auch den größten Teil der IT-Betriebskosten aus.

Studie: Die größten Herausforderungen der Unternehmens-IT bezüglich Betrieb und Architektur von Rechenzentren (1=nicht relevant, 10 = größte Herausforderung).
Studie: Die größten Herausforderungen der Unternehmens-IT bezüglich Betrieb und Architektur von Rechenzentren (1=nicht relevant, 10 = größte Herausforderung).
Foto: Cisco/IDC

Appliances vereinfachen die IT

Vorkonfigurierte, integrierte Systeme aus Hardware und Software versprechen Abhilfe. Sie verstecken die Komplexität vor dem Anwender, sind auf das jeweilige Einsatzgebiet hin abgestimmt und optimiert, werden in der Regel betriebsfertig ausgeliefert und können in kurzer Zeit und mit wenig eigenem Aufwand in Betrieb genommen werden.

Das sonst übliche Procedere bei Inbetriebnahme und Betrieb entfällt damit weitgehend: Konfiguration ebenso wie Wartung, Störungsbehebung und Maintenance werden auf das absolut notwendige Minimum reduziert. Im Vordergrund stehen einfache Inbetriebnahme, Bedienung und eine fehlerfreie Funktionalität.

Studie: Deutsche Unternehmen hinken im Vergleich zu anderen westeuropäischen Unternehmen bei der Nutzung integrierter Systeme hinterher.
Studie: Deutsche Unternehmen hinken im Vergleich zu anderen westeuropäischen Unternehmen bei der Nutzung integrierter Systeme hinterher.
Foto: Cisco/IDC

Am Markt haben sich solche Systeme als "Appliances" oder "integrierte Systeme" etabliert. Die Hersteller verkaufen sie als werksseitig integrierte, durch den Anbieter zertifizierte Systeme, die Server-Hardware, Festplattenspeicher, Netzwerkgeräte und zumindest die grundlegende Software für die Verwaltung von Elementen und Systemen umfassen.

Üblicherweise sind Appliances durch fünf Merkmale gekennzeichnet:

  1. Kombination aus Hard- und Software,

  2. für spezifische Anwendungen optimiert,

  3. vorintegriert und konfiguriert für die jeweilige Problemstellung,

  4. keine kundenseitigen Anpassungen zugelassen,

  5. Aktualisierung der Software nur mit definierten automatischen Abläufen.

Der Begriff "Appliance" hat sich allerdings auch für rein software-basierte, vorkonfigurierte Systeme etabliert; in diesem Fall entfällt Punkt 1 von der Liste oben. Eine Software Appliance ist eine reine Software-Umgebung, die ein Betriebssystem und eine Applikation beinhaltet. Diese Appliance ist so gestaltet, dass sie in einer Standard Hardware-Umgebung betrieben werden kann und genau diese eine Applikation betreibt.