Entwicklung der Business-Software

Das Unternehmen der Zukunft ist digital

17.12.2014
Von 
Wolfram Jost ist CTO der Software AG

Die Digital Business Platform - Weg in die Zukunft

In einer digitalisierten Welt brauchen Unternehmen vielmehr eine Digital Business Platform, auf der sich flexible, wandlungsfähige Anwendungen schnell und einfach erstellen lassen. Sie bildet die Basis für die Fähigkeit zur ständigen Veränderung. Built to change - nicht built to last - lautet das Mantra der Zukunft.

Eine solche hochskalierbare Plattform vereint alle Technologien, um Daten zu integrieren, zu analysieren und zu visualisieren. Sie arbeitet mit Big-Data-Technik und kann Informationen aus vielen Datenströmen in Echtzeit verarbeiten. Dazu zählen die Daten aus mobilen Anwendungen, aber auch die Inhalte von Social-Media-Seiten, zum Beispiel Tweets, Blog-Posts oder die Einträge auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder LinkedIn. In ihnen kann Wissen stecken, das sehr wertvoll für Unternehmen ist - etwa als Sentiment-Analyse für das Marketing.

Cloud-Technologie bildet eine wichtige Basis für derartige Plattformen, denn die Cloud ist die Voraussetzung für eine moderne Anwendungsarchitektur. Die Struktur zeichnet sich durch Skalierbarkeit, Multi-tenancy, Self-Services und webbasierte Clients aus. Selbst wenn die Plattform dann on-premise - also im Anwenderunternehmen - betrieben wird, lassen sich die Kostenvorteile der Cloud-Architektur nutzen.

Die Grundlage einer solchen Lösung ist das Datenmanagement mithilfe von In-Memory-Technologie und der Analyse von Ereignisströmen, dem sogenannten "Complex Event Processing" (CEP). Erst das Verarbeiten der Daten und Ereignisströme im Hauptspeicher macht extreme Geschwindigkeitsschübe bei der Auswertung der Informationen möglich. Das hohe Tempo ist nötig, damit Unternehmen ihre Daten in Echtzeit analysieren können.

Die Echtzeit-Verarbeitung verschafft Unternehmen die nötige Transparenz. Statt wie im klassischen Business-Intelligence-Verfahren nur den Blick in die Vergangenheit zu werfen, liefert die Echtzeitanalyse nun Klarheit über die Gegenwart und prognostiziert zukünftiges Verhalten.

Eine IT-Plattform für das digitalisierte Unternehmen muss daher dazu befähigen, intelligente Geschäftsoperationen auszuführen. Diese Technologie ist in letzter Zeit unter dem Stichwort IBO - Intelligent Business Operations bekannt geworden. Die Analysten von Gartner definieren IBO als eine Vorgehensweise, die Echtzeit-Analysen mit Entscheidungsunterstützung verknüpft. Das heißt konkret: Innerhalb einer Lösung müssen Analytics-Module mit Technologien zusammengebracht werden, mit denen die passenden Aktionen ausgelöst werden können. Letzteres kann zum Beispiel ein Geschäftsprozess sein, der angestoßen wird. Erst die intelligente Verknüpfung von Datenanalyse und Prozessmanagement führt zu einer Optimierung des Geschäfts und somit zu zählbaren Ergebnissen. Daher gehören auch Themen wie Business- und IT-Transformation sowie das Managen von Prozess- und Programmlogik zu den Bestandteilen einer Digitalen Business Plattform.

Ein Framework für die digitale Firma

Ein wesentlicher Aspekt einer Digital Business Platform ist ihre Integrationsfähigkeit. Sie muss sich an die verschiedensten IT-Systeme andocken lassen. Im Zeitalter der Digitalisierung ist dies unerlässlich, denn das digitalisierte Unternehmen schöpft sein Wissen aus vielen verschiedenen Quellen. Je mehr unterschiedliche Daten miteinander verknüpft werden, desto genauer ist das Gesamtbild, das sich daraus ergibt.

Dazu zählen Informationen aus ERP- und CRM-Systemen, Smartphones und Tablets, aber auch Daten von Maschinen und Geräten. So schlägt die IT die Brücke zum Internet der Dinge. Dort kommunizieren nicht mehr nur Menschen mit Computern, sondern auch Computer miteinander und mit allen anderen Dinge, die einen Chip enthalten und vernetzt sind - von der Verkehrsampel über den Kühlschrank bis hin zur Zahnbürste. Über Internettechnologie werden Informationen zwischen Menschen, Maschinen oder Geräten ausgetauscht. Die Daten, die die involvierten Systeme liefern, können wertvolle Informationen enthalten, um das wichtige Customer Expectation Management umzusetzen.

Die wichtigste Voraussetzung: Offenheit

Für all diese Innovationen benötigt man eine IT-Plattform, welche die betriebswirtschaftliche Welt mit der der Maschinen verbindet. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist Offenheit, denn während es im klassischen Internet bereits Standards wie SOAP oder WSDL gibt, die eine einheitliche Kommunikation ermöglichen, fehlen diese noch im Internet der Dinge. Bisher werden Sensordaten in unterschiedlichen Formaten verschickt, und jeder Maschinenhersteller spricht quasi seine eigene Sprache. Eine IT-Plattform, die neben anderen Informationen auch die Daten aus dem industriellen Umfeld verarbeiten soll, muss sich daher vollkommen agnostisch verhalten. Langfristig dürften die notwendigen Standards aber auch für das Internet der Dinge umgesetzt werden. Sie werden ein wichtiger Enabler sein, um Industrie 4.0 und die Digitalisierung der Unternehmen voranzubringen.

Entscheidend wird neben der Standardisierung das Thema Sicherheit sein. Mit der Digitalisierung der Unternehmen und der stärkeren Vernetzung von Maschinen wächst auch die Gefahr von Cyber-Attacken. Das Risiko von Sabotage oder Datendiebstahl steigt. Daher sind Technologien für Datensicherheit und -schutz wichtige Elemente einer umfassenden IT-Lösung.

Doch Security-Maßnahmen dürfen nicht der Hemmschuh für Innovationen sein. Gerade Unternehmen in Deutschland sind gut beraten, das Thema Sicherheit mit etwas mehr Pragmatismus anzugehen. Wichtig ist die Balance zwischen Innovationsgeschwindigkeit und dem Entdecken neuer Möglichkeiten auf der einen Seite und der Aufrechterhaltung des hohen Gutes Datenschutz auf der anderen Seite.

Disruptive Technologien tragen immer beides mit sich: neue Chancen und neue Risiken. Dieser Tatsache ist Rechnung zu tragen. Die guten Aspekte müssen gefördert, die weniger guten gemanagt werden. Bei einer Konzentration auf die weniger guten Seiten besteht die Gefahr, dass andere die Innovationen entwickeln, die man selbst hätte in die Welt hätte setzen können.