Heineken transformiert

Das Braugeheimnis für bessere Connectivity

28.02.2023
Von 


Doug Drinkwater ist ein erfahrener Tech- und Security-Journalist. Er hat unter anderem schon für CIO, CSO, InfoWorld, Macworld, Mashable, PC World und The Week geschrieben.

Megaprojekt Digitaler Backbone

Für eine digitale und technologische Funktion wie die des CIO ist die Unternehmensgröße von Heineken Chance und Herausforderung zugleich: Er ist mit allem betraut - von der Unterstützung bei der Entwicklung intelligenter Kühlschränke über die Kooperation mit dem Robotik-Team bis hin zur ERP- und Anwendungsmodernisierung in 85 operativen Gesellschaften.

Dabei ist Agilität für Ing Yan zu einem entscheidenden Faktor geworden - sowohl top-down als auch bottom-up: "In strategischer Hinsicht stimme ich mich mit dem Vorstand über die Einführung neuer, digitaler Strategien ab und arbeite eng mit dem CDO zusammen, der auch Teil des Boards ist." Zudem legt man im Konzern zunehmend Wert auf die Optimierung der Team-Performance: Der Konzern hat sich für flexibles Arbeiten in Teams entschieden, agile Methoden übernommen und zwei Produktteams für mehr als 80 Experimente eingeführt, in denen die Mitarbeiter Scrum und agile Arbeitsweisen erlernen können.

Das nächste große Vorhaben von Heineken besteht nun in einer ERP-Harmonisierung, die eine Gelegenheit bietet, die fragmentierte IT-Landschaft zusammenzuführen. Das neue digitale Rückgrat des niederländischen Brauerei-Riesen besteht aus einem schlanken SAP S/4HANA Core mit einer Reihe Cloud-basierter Business-Plattformen, die die bestehenden ERPs in 80 operativen Gesellschaften von Heineken ersetzen sollen. "Dieser Backbone befähigt unsere operativen Gesellschaften, nahtlose Kundenerlebnisse zu bieten, effiziente End-to-End-Prozesse voranzutreiben und eine marktübergreifende Skalierbarkeit sicherzustellen. Das wird es uns ermöglichen, den Wert der Daten innerhalb und zwischen den operativen Unternehmen zu maximieren", ist sich CIO Ing Yan sicher.

Die Entwurfs- und Aufbauphase wurde im Jahr 2022 abgeschlossen - im Jahr 2023 soll der digitale Backbone in ausgewählten Unternehmen getestet werden. Ab 2024 soll dann die Einführung anlaufen - mit dem ehrgeizigen Ziel, den Rollout in 85 Märkten bis 2030 komplett abgeschlossen zu haben.

"Ein enormer Kraftakt"

Neben Technologie und Management muss das Wachstum von Heineken jedoch auch von neuen Skills und einem Wandel der Unternehmenskultur gestützt werden. Um die Mitarbeiter auf der Digital Journey des Konzerns abzuholen, hat Heineken (unter anderem) die Lernplattform "Digifit" eingeführt.

"Das hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, den Kollegen die neue Ausrichtung von Heineken zu vermitteln", resümiert Ing Yan und fügt hinzu: "Im Jahr 2022 wurden 28.000 Schulungsmodule absolviert, die thematisch von grundlegenden Prinzipien der Digitalisierung bis hin zu komplexeren Themen reichten. "Wir führen auch Sessions mit den oberen und regionalen Managementteams durch, um ihnen zu vermitteln, wie sich die Welt verändern wird. Ich glaube, das hilft auch dabei, Support für die IT zu gewinnen."

Für die Zukunft sieht der CIO für Heineken im Wesentlichen die Herausforderung, einen Balanceakt zu meistern: "Einerseits müssen wir das digitale Backbone implementieren und erhebliche Integrations- und Orchestrierungsarbeiten bewältigen. Auf der anderen Seite ist das Unternehmen mit einem komplizierten Arbeitsmarkt konfrontiert. Erstgenanntes zum Laufen zu bringen ist eine Sache - es dann aber in unsere operativen Unternehmen zu implementieren, die Arbeitsweisen, Aufgaben und Rollen zu verändern - das wird ein enormer Kraftakt." (fm)