Der Markt für Systemhäuser

Computacenter und Bechtle vorne

08.10.2010
Von 
Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.

Nicht überall Rückgänge

Nicht mit Umsatz- und Gewinnrückgängen hatte dagegen die neue Nummer drei unter den Top-Systemhäusern, Cancom, zu kämpfen. Die Einnahmen stiegen um fast ein Fünftel. Bereits ein Jahr davor hatte der ehemalige Apple-Reseller seinen Umsatz um 21,9 Prozent steigern können. Noch stärker, nämlich um 29,6 Prozent auf sieben Millionen Euro, legte 2009 das Betriebsergebnis (EBIT) der gesamten Cancom-Gruppe zu.

Bei der Berechnung der inländischen Umsätze im Vorjahr hat Cancom die Erlöse des Ende 2009 übernommenen Systemhauses Bürotex noch gar nicht berücksichtigt. Und das waren beileibe keine Peanuts: 2008 hat Bürotex 42,5 Millionen Euro umgesetzt, hinzu kommen noch die Erlöse der im April 2009 von Bürotex übernommenen SCC GmbH, 2008 waren das immerhin 36 Millionen Euro. Insoweit dürfte Cancom auch noch 2010 einen guten Sprung nach vorne machen.

Reißleine gezogen, Geschäft aufgegeben, MItarbeiter entlassen

Die von Cancom überholte PC-Ware AG hat damit kaum Chancen, wieder in die Top drei der deutschen Systemhäuser aufzusteigen. 2007 waren die Leipziger dort zum letzten Mal gelistet. Nach der Übernahme der PC-Ware AG durch die österreichische Raiffeisen Ende 2008 kam es in dem ostdeutschen Systemhaus zu gravierenden Veränderungen. Im Juni 2009 musste der Firmengründer und langjährige CEO, Knut Löschke, PC-Ware verlassen. Ganz offen kommunizierte das Systemhaus, dass es zwischen dem neuen Eigner und der alten Führung von PC-Ware "unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der strategischen Ausrichtung des Unternehmens" gab.

Im November 2009 kam es für PC-Ware noch dicker: Das Systemhaus zog die Reißleine und gab von einem Tag auf den anderen das komplette Handelsgeschäft mit Hardware auf. Insgesamt 170 Mitarbeitern in Deutschland wurde gekündigt. Dies führte dazu, dass sich PC-Wares Gesamtumsätze 2009 gegenüber 2008 um 7,2 Prozent verringerten. Zum ersten Mal hat PC-Ware die Umsatzzahlen für Deutschland nicht explizit kommuniziert, so dass wir gezwungen waren, die inländischen Erlöse der Leipziger zu schätzen. Ausgehend von dem 7,2-prozentigen Umsatzrückgang in allen Ländern dürfte die PC-Ware AG 2009 hierzulande etwa 317 Millionen Euro erlöst haben. Bemerkenswert ist ferner die Tatsache, dass sich PC-Wares europaweiter Gewinn vor Steuern 2009 auf magere 200.000 Euro belief; 2008 waren es noch über zwölf Millionen Euro.

Immerhin ist das zweite Quartal des Kalenderjahres 2010 für das Leipziger Systemhaus recht erfolgreich verlaufen: Ein Umsatzplus von 4,7 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2009 und ein Vorsteuergewinn von 3,1 Millionen Euro nach einem Minusergebnis im Vorjahreszeitraum kennzeichnen die Monate April bis Juni 2010.