Carrier bringen sich in Stellung

16.02.2005
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Wie wichtig es für die Netzbetreiber ist, ihr Portfolio dienste-übergreifend zu integrieren, veranschaulicht das Beispiel Finnland. Dort haben 35 Prozent aller Haushalte keinen Festnetzanschluss mehr. Die Substitution durch den Mobilfunk und eine Abwanderung der Kunden zu reinen Wireless-Anbietern können die Vollsortimenter nur durch einen bunten Servicemix und günstige Tarife aufhalten. Provider wie Telia-Sonera oder Telenor haben deshalb reagiert. Ihre Ablauforganisation orientiert sich nicht mehr an den einzelnen Produktsparten, sondern an den Segmenten "Privatkunden" und "Geschäftskunden". Für die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe werden übergreifende Pakete geschnürt.

Draht ist schneller als Funk

Den Festnetz-Providern und Allroundern könnte dabei das Internet in die Hände spielen. Da der Web-Access über breitbandige Festnetzzugänge schneller als über UMTS-Verbindungen im Mobilfunk erfolgt, haben die klassischen Netzbetreiber hier ein Pfund, mit dem sie noch wuchern können. Allerdings schicken sich die reinen Mobilfunker wie zum Beispiel O2, mit dem Dienst "Surf@home" an, schnellen Internet-Zugriff ohne Festnetzanschluss anzubieten. Mit High Speed Downlink Packet Access (HSDPA) steht außerdem ein Übertragungsverfahren vor der Tür, das Datenraten von bis zu 2 Mbit/s ermöglichen soll.

Umsatz durch Applikationen

Insbesondere die großen Konzerne werden aus Sicht von Berater Friedrich Komplettlösungen erwarten. Für Großunternehmen zähle bei der Auswahl des Providers noch vor dem Preis, ob er in der Lage sei, alle Bedürfnisse abzudecken. "Die so genannten Corporate-Accounts wollen nicht zwischen Mobilfunk und Festnetzlösungen unterscheiden, sondern integrierte Dienste", sagt der Consultant und nährt bei den Anbietern Hoffnung auf künftige Gewinne: "Die Perspektive liegt darin, die breitbandigen Infrastrukturen mit Applikationen zu füllen und damit neue Umsatzpotenziale zu erschließen. Wir haben gerade erst damit begonnen, die Applikationsvielfalt auszuleben." Sowohl Mobilfunkern als auch Festnetzanbietern öffne sich hier ein interessantes Wachstumsfeld.