Apple feilt an seinem Lifestyle-Image

16.01.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Die Bedeutung dieses Abkommens dürfte für Apple nicht hoch genug einzuschätzen sein. Schließlich galt HP bisher neben Dell, Gateway, Sony, Samsung oder dem Acer-Spinoff Benq zu den Firmen, die in Konkurrenz zu den Kaliforniern den PC samt entsprechenden Peripheriegeräten ins Zentrum der Unterhaltungselektronik rücken möchten - als Plattform für Filme, Fotos, Musik und/oder Ausflüge ins Internet. Ganz zu schweigen von den entsprechenden Plänen beim Softwaregiganten Microsoft (Stichworte: Spielekonsole "Xbox" und "Media-Center-PC").

Ungeachtet solcher Erfolge ist bei Apple aber längst noch nicht alles Gold, was glänzt. Zwar geht die US-amerikanische Investmentbank Credit Suisse First Boston (CSFB) in einer aktuellen Studie davon aus, dass sich die jüngsten Erfolge mit Devices wie dem iPod und der strategische Wettbewerbsvorteil im Internet-Musikhandel langfristig auch positiv auf den Absatz mit Macintosh-Rechnern auswirken könnten - doch eine Gewissheit dafür gebe es nicht. Viele Finanzanalysten wiesenin den letzten Wochen nicht umsonst darauf hin, dass die Apfel-Company immer noch gut 80 Prozent ihrer Umsätze mit den Produktfamilien "iMac", "iBook", "Power Mac" und "Powerbook" erzielt, während beispielsweise der iPod-Absatz im vierten Geschäftsquartal ganze 121 Millionen Dollar zu den Einnahmen beigesteuert hat. Anders sieht es offenbar bei den Gewinnspannen aus, die beim iPod dank vergleichsweise geringer Herstellungskosten von Insidern zwischen 2,5 und 18 Prozent geschätzt werden. Lege

man eine durchschnittliche Marge von acht Prozent zugrunde, dürfte der Großteil der operativen Gewinns von 24,8 Millionen Dollar, den Apple im Geschäftsjahr 2003 ausgewiesen hat, auf das Geschäft mit dem neuen MP3-Player zurückzuführen sein, monieren die Kritiker. Ohne den iPod hätte Apple "ein ernsthaftes Problem", heißt es weiter.

Einmal mehr dürfte das Unternehmen daher, so der Tenor vieler Beobachter, am Scheideweg stehen. Mit dem iPod sei es Apple zunächst gelungen, seine Stärken in puncto Orientierung an Kundenwünschen, gutem Design sowie ein starkes Markenprofil im Markt durchzusetzen. Jetzt aber müssten die Kalifornier endlich auch ihre Marketing- und Vertriebsanstrengungen professionalisieren - und damit eine seit langem bekannte Schwäche ausmerzen.

Ein Blick in die nicht immer ruhmreiche Apple-Vergangenheit leistet solchen Argumenten Vorschub: Das erste kommerziell vertriebene grafische User-Interface, der erste netzwerkfähige PC - beides waren Entwicklungen von Apple. Heute indes rangiere die Apfel-Company im PC-Markt hinter PC-Clonern wie Legend unter ferner liefen; produziere zu teure Geräte für Nischenmärkte etwa im Mediensektor, heißt es. Auch der schon in den 80er Jahren begangene strategische Fehler, die eigene Software nicht zu lizenzieren, wird von Kritikern noch einmal mit einem pointierten Vergleich ins Feld geführt. So habe Microsoft unlängst in seinem ersten Fiskalquartal mit einem Nettogewinn von 2,6 Milliarden Dollar rund 15-mal mehr verdient als Apple in der entsprechenden Berichtsperiode mit seinem gesamten Softwaregeschäft an Umsatz erzielen konnte.

Vertrieb muss effektiver werden