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Jahresrückblick 2003 Januar bis März

Als die IT-Branche erwachsen wurde (I)

29.12.2003

MÄRZ

Für die IBM gerät das Jahr 2003 immer mehr zum Jahr der Outsourcing-Erfolge. Im März meldet ihre Dienstleistungssparte Global Services (GS) den nächsten Coup: Der Pariser Versicherungsriese Axa Group lässt seine Server, Großrechner und Speichersysteme von GS konsolidieren. Geplant ist, 4500 Axa-Server auf 900 zu reduzieren. Der Wert des Auftrags über sechs Jahre beträgt rund eine Milliarde Euro.

Einem anderen IT-Dienstleister wird es schwarz vor Augen bei so viel roten Zahlen: Cap Geminis Vorstandsvorsitzender Paul Hermelin muss eingestehen, dass sein Unternehmen im Jahr 2002 einen Umsatzrückgang um 16 Prozent von 8,4 auf 7,1 Milliarden Euro erlitten hat und dabei ein Nettoverlust von satten 514 Millionen Euro entstanden ist.

Eine Ära geht zu Ende: Hasso Plattner , charismatischer und energischer wie meinungsstarker Vorstand und Gründer der SAP AG, räumt den Chefsessel. Alleiniger Vorstandsprecher wird Henning Kagermann. Erstmals seit der Gründung des deutschen Vorzeigeunternehmens sitzt damit kein Gründungsmitglied mehr an oberster Stelle. Plattner hält zu diesem Zeitpunkt zwölf Prozent der SAP-Anteile. Wert: rund 2,6 Milliarden Euro.

In den USA beginnt eine Gerichtsklamotte, die sich über das gesamte Jahr hinziehen und für erregte Debatten sorgen wird: SCO fällt ein, dass es die alleinigen Rechte am Unix-Code besitzen könnte.

Weil es mit den eigenen Produkten nicht mehr so gut läuft, wirft man die Prozessmaschinerie an und will von IBM eine Milliarde Dollar wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen. IBM verwende in seiner Linux-Variante Code von SCO-Unix. SCO deutet zudem an, dass auch große kommerzielle Linux-Anwender rechtlich in die Bredouille geraten könnten. Vorsorglich droht das kleine Unternehmen in Hunderten von Anschreiben, Linux nicht mehr einzusetzen.

Bei Hewlett-Packard (HP) in Deutschland kocht derweil die Stimmung über, seit das Management sich wild entschlossen zeigt, die nur schleppend voranschreitenden Umstrukturierungsmaßnahmen - ein mittlerweile gängiger Euphemismus für Massenentlassungen - hierzulande durch Standortschließungen voranzutreiben. Compaqs Ex-Zentrale in München und eine Niederlassung in Hannover sollen geschlossen und alle Mitarbeiter nach Böblingen transferiert werden. HPs Arbeitsdirektor Fritz Schuller sagt in einer öffentlichen Erklärung, mit dieser Maßnahme spekuliere man auf die mangelnde Mobilität vieler Mitarbeiter, um solchermaßen die geplante Zahl der zu Entlassenden zu erreichen. Nachher versteht Schuller nicht, warum ihn Menschen in der Öffentlichkeit des Zynismus zeihen.

Und wieder ist ein Rekordergebnis zu vermelden: Im Vorfeld der CeBIT gibt die Deutsche Telekom wie immer ihr Ergebnis für das abgelaufene Jahr ab. Und das fällt erschreckend aus: Zwar habe man Fortschritte beim Schuldenabbau gemacht, sagt das ehemalige Staatsunternehmen. Dabei habe man aber gleichzeitig abschreibungsbedingt den größten Verlust in der Unternehmensgeschichte eingefahren. Die Außenstände des Carriers belaufen sich auf 61,1 Milliarden Euro.