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Jahresrückblick 2003 Januar bis März

Als die IT-Branche erwachsen wurde (I)

29.12.2003

Im März laufen die diplomatischen Drähte auf der ganzen Welt heiß: Die USA wollen den so genannten Schurkenstaat Irak und seinen Diktator Saddam Hussein in die Schranken weisen: Schön wäre, wenn sie dazu die Zustimmung der Welt, zumindest jedoch des Weltsicherheitsrats, bekämen.

Mindestens neun von 15 Stimmen des Weltsicherheitsrats benötigen die Amerikaner, um mit Rückendeckung ihrer Amigos gen Zweistromland zu ziehen. Anders als unser Bundeskanzler Gerhard Schröder äußerten sich aber die nicht ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats Chile, Kamerun, Guinea, Angola, Mexiko und Pakistan nicht zur Sache.

Weshalb sie, meldet die britische Tageszeitung "Observer", von den USA leider abgehört werden mussten. Die US-Geheimdienstbehörde National Security Agency (NSA) habe private und Bürotelefon- sowie E-Mail-Anschlüsse der Vertreter angezapft.

Die britischen Kollegen schreiben, mit der angeblichen Abhöraktion hätten die USA Informationen über das mögliche Abstimmungsverhalten dieser sechs Länder bei einer anstehenden neuen Irak-Resolution gewinnen wollen. Das ist verständlich. Immerhin muss man ja auch ein bisschen planen können für die Logistik des Aufmarschs.

Eigentlich haben es alle gewusst, jetzt hat es eine internationale Untersuchung der Bostoner Yankee Group in Zusammenarbeit mit der US-Firma Sunbelt Software bestätigt: Microsofts Lizenzmodell "License 6" kommt IT-Anwender richtig teuer zu stehen. Die Autoren der Studie hatten weltweit rund 1000 IT-Verantwortliche befragt. Ergebnis: Rund 60 Prozent der Befragten gaben zu Protokoll, Microsofts seit dem 1. August 2002 geltendes Modell sei für teilweise erheblich gestiegene Softwarekosten in den Unternehmen verantwortlich. Microsoft hatte bei Einführung des Lizenzmodells noch behauptet, für 80 Prozent der Anwender ändere sich überhaupt nichts, teilweise würden die Kosten sogar sinken.

In Hannover ziehen die CeBIT-Macher derweil ein - wie immer - halbwegs zufriedenes Fazit: Zwar seien die Besucherzahlen 2003 gegenüber dem Vorjahr um 114.000 Gäste oder 17 Prozent gesunken. Die Aufträge, die die Aussteller auf der Messe abschließen konnten, hätten sich aber um zehn Prozent erhöht.

Unruhe bei EDS: Der weltweit zweitgrößte IT-Dienstleister feuert im März seinen Vorstandsvorsitzenden Richard Brown. Er wird ersetzt durch ein Führungs-Duo: Jeffrey Heller soll als Chief Operating Officer (COO) das Tagesgeschäft leiten. Er war 34 Jahre für EDS tätig gewesen, bevor er im Jahr 2000 das Unternehmen verließ. Michael Jordan, der Brown-Nachfolger im Amt des CEO, hatte Mitte der 90er Jahre den kränkelnden Energiekonzern Westinghouse umgekrempelt und in das Medienhaus CBS umgewandelt. Gerüchte kursieren, EDS werde aufgespalten, und Microsoft sowie HP könnten Interesse an einer strategischen Zusammenarbeit haben. (jm)