Intel und SAP investieren Millionen

Aleph Alpha auf dem Weg zum Unicorn

04.07.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Intel und SAP stecken Millionen in Aleph Alpha. Das deutsche KI-Startup braucht dringend Geld, um seine Generative-AI-Lösungen weiterzuentwickeln.
Generative AI verspricht lohnende Geschäfte. Doch welches Startup hat die richtige Technik? Mit Aleph Alpha spielt auch ein deutsches KI-Startup im Millionen-Spiel mit.
Generative AI verspricht lohnende Geschäfte. Doch welches Startup hat die richtige Technik? Mit Aleph Alpha spielt auch ein deutsches KI-Startup im Millionen-Spiel mit.
Foto: oekka.k - shutterstock.com

Das Heidelberger KI-Startup Aleph Alpha steht offenbar kurz davor, rund 100 Millionen Euro bei Investoren einzusammeln. Das berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Insider. An der Serie-B-Finanzierungsrunde beteiligen sich demnach unter anderem Intel mit 25 Millionen Euro und SAP mit zehn Millionen Euro. Mit den Geldspritzen könnte die Bewertung von Aleph Alpha auf etwa 450 Millionen Euro steigen. Über eine Beteiligung der beiden IT-Branchengrößen wird bereits seit Wochen spekuliert.

Das deutsche KI-Startup hat mit Luminous ein Large Language Model (LLM) entwickelt, das angeblich mit ChatGPT von OpenAI und Bard von Google mithalten kann. Im Unterschied zu den US-Konkurrenten soll sich mit Luminous jedoch nachvollziehen lassen, anhand welcher Quellen das große Sprachmodell seine Antworten liefert. Aleph Alpha will sich damit im Enterprise-Umfeld das notwendige Vertrauen für den GenAI-Einsatz verschaffen.

KI-Training ist teuer

Für die Heidelberger wird es in den kommenden Monaten darum gehen, die eigene Technik weiterzuentwickeln und vor allem zu skalieren. Da kommt das Geld der Investoren gerade recht. Bereits im Februar dieses Jahres hatte Mitbegründer Jonas Andrulis erklärt, dass das Training von LLMs aufwendig und teuer sei. Dafür brauche es gewaltige Rechenressourcen, um Unmengen an Trainingsdaten zu verarbeiten.

Jonas Andrulis (re.), Gründer und CEO von Aleph Alpha, plaudert auf der Discover mit HPE-Chef Antonio Neri.
Jonas Andrulis (re.), Gründer und CEO von Aleph Alpha, plaudert auf der Discover mit HPE-Chef Antonio Neri.
Foto: HPE

Mit den US-amerikanischen KI-Konkurrenten kann Aleph Alpha an dieser Stelle nicht mithalten. Microsoft hat Milliarden in OpenAI investiert. Auch Google greift tief in die eigenen Taschen, um seine Generative-AI-Technik weiterzuentwickeln. Dazu kommt ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil: Microsoft und Google unterhalten eine weltumspannende Cloud-Infrastruktur mit zahlreichen Rechenzentren, in denen die LLMs trainiert werden können.

Luminous trainiert in HPEs Supercomputer-Cloud

Aleph Alpha betreibt ein eigenes Data Center, hat aber erst vor wenigen Tagen eine Kooperation mit Hewlett Packard Enterprise (HPE) angekündigt. Der US-amerikanische IT-Pionier hat auf seiner Kundenkonferenz Discover eine neue Supercomputer-Cloud für den Betrieb von LLMs angekündigt. Grundlage für GreenLake for Large Language Models (LLMs) bildet Aleph Alphas Luminous. "Mithilfe von HPEs Supercomputern und KI-Software haben wir Luminous effizient und schnell trainiert - als großes Sprachmodell für geschäftskritische Abläufe beispielsweise in Banken, Krankenhäusern oder Anwaltskanzleien", berichtet Andrulis.

HPE helfe dem deutschen KI-Unternehmen mit seiner Vertriebsmacht und kenne aus Erfahrung viele Probleme bei den Kunden, sagte Andrulis im Gespräch mit der "WirtschaftsWoche". Die Partnerschaft sei aber nicht exklusiv, und man wolle auch weiterhin an einem eigenen Rechenzentrum festhalten. HPE werde auch mit anderen KI-Anbietern kooperieren, sagte der Manager. "Und wir können mit anderen Hardwarelieferanten und Cloud-Betreibern arbeiten."

Welche Rolle dabei der neue Investor Intel einnehmen könnte, ist noch nicht klar. Für Intel wird es darauf ankommen, seine Chiparchitekturen für den Einsatz im KI-Umfeld zu optimieren. Hier hat momentan Nvidia, das laut den Informationen des Handelsblatt ebenfalls zu den neuen Investoren von Aleph Alpha gehört, mit seinen Graphic Processing Units (GPUs) die Nase vorn. Microsoft und Google setzen für die eigenen KI-Lösungen auf die Grafikbeschleuniger des Intel-Konkurrenten.

SAP will ERP intelligenter machen

Auch bei SAP ist noch nicht eindeutig abzusehen, in welcher Form KI-Funktionen den eigenen Softwarekosmos infiltrieren sollen. Mitte Mai hatte CEO Christian Klein auf der Kundenveranstaltung Sapphire erklärt, dass sich kommende ERP-Generationen durch mehr Intelligenz auszeichnen sollen. Dafür wollen die badischen Softwerker die Daten aus den eigenen Systemen mit Generative-AI-Modellen von Partnern verknüpfen.

Klein betonte allerdings, man wolle auf verschiedene Anbieter setzen und sich nicht von einem KI-Tool abhängig machen. Neben Aleph Alpha könnte auch OpenAI in den Überlegungen des SAP-Managements eine Rolle spielen. Kurz vor der Sapphire hatte der deutsche Softwarekonzern außerdem einen KI-Pakt mit IBM angekündigt. Demzufolge sollen KI-Funktionen aus IBMs Watson-Portfolio mit SAP-Lösungen verknüpft werden. Darüber hinaus wolle man auch gemeinsam mit IBM an Generative AI und LLMs arbeiten, hieß es Anfang Mai 2023.