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Business Software muss sich rechnen

06.10.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Supply Chain Management

Während ERP und CRM im Rampenlicht des Anwenderinteresses stehen, rückt das Thema Supply Chain Management (SCM) etwas in den Hintergrund. Den PAC-Analysten zufolge planen lediglich 13 Prozent der 240 befragten Anwenderunternehmen 2010 beziehungsweise 2011 entsprechende Investitionen.

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Von dieser Zurückhaltung auf eine geringere Relevanz von SCM zu schließen, wäre jedoch verkehrt. Zwar mag es rund um die Liefer- und Logistikketten still geworden sein. Das liegt jedoch auch daran, dass der Markt nach den Hypes der vergangenen Jahre beispielsweise rund um das Thema Radio Frequency Identfication (RFID) endlich erwachsen geworden ist. Auf der IT-Agenda vieler Unternehmen hat die Supply Chain nach wie vor ihren festen Platz - vielleicht nicht mehr als eigenständiger Punkt, aber zumindest als wichtiges Steuerungsinstrument innerhalb des ERP-Pakets.

Gartner zufolge haben Unternehmen im vergangenen Jahr weltweit rund 6,2 Milliarden Dollar für SCM-Software ausgegeben. Das waren 0,7 Prozent weniger als 2008. Damit habe sich der Markt im Krisenjahr besser geschlagen als viele andere Softwarebereiche, sagt Chad Eschinger, Research Director von Gartner. Das globale SCM-Geschäft teilten sich große Suite-Anbieter wie SAP und Oracle, die im zurückliegenden Jahr zusammen auf einen Marktanteil von knapp 37 Prozent kamen, und zahlreichen Spezialanbieter wie JDA Software, Ariba, i2 Technologies und Manhattan Associates. Fast 52 Prozent des globalen SCM-Geschäfts gehen auf das Konto von Softwarehäusern, deren Marktanteil bei 1,5 Prozent und darunter liegt. Damit ist dieser Markt nach wie vor sehr zersplittert. Angesichts dieser Konstellation rechnet Eschinger mit einer weiteren Konsolidierung in den kommenden Jahren.

Dennoch haben aus Sicht des Gartner-Analysten die Spezialisten nach wie vor ihre Chance im Markt. In Sachen Integration hätten zwar die Suite-Anbieter die besseren Karten, allerdings verfügten JDA, Ariba, i2 und Co. in aller Regel über das tiefergehende Fach- und Branchen-Knowhow. Und das ist auf Kundenseite nach wie vor gefragt. So steigerten die Spezialisten im vergangenen Jahr ihre Einnahmen weltweit gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf rund 3,5 Milliarden Dollar, während die Suite-Anbieter auf 2,7 Milliarden Dollar kamen, etwa 2,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Anwender wollen Lieferketten effizienter machen

Henning Stams, CIO des Aluminiumspezialisten Almatis: "Die Projekte rund um die Supply-Chain sind diejenigen, die einem global agierenden Industrieunternehmen den größten Mehrwert bringen."
Henning Stams, CIO des Aluminiumspezialisten Almatis: "Die Projekte rund um die Supply-Chain sind diejenigen, die einem global agierenden Industrieunternehmen den größten Mehrwert bringen."
Foto: Almatis

Für die Anwenderunternehmen geht es in Sachen SCM in erster Linie um mehr Effizienz in den Lieferketten. Angesichts der immer weiter ausgreifenden Vernetzung mit Partnern und Zulieferern ist das keine triviale Aufgabe. Allerdings machen sich SCM-Vorhaben schnell bezahlt. "Die Projekte rund um die Supply-Chain sind diejenigen, die einem global agierenden Industrieunternehmen den größten Mehrwert bringen", sagt beispielsweise Henning Stams, CIO des Aluminiumspezialisten Almatis.

Effizientere Lieferketten kommen auch der Umwelt zugute. Viele Konzerne erwarten heute von ihren Zulieferbetrieben, dass diese Maßnahmen ergreifen, um einen unnötigen Ausstoß von Treibhausgasen zu vermeiden. Dieser Aspekt wird für die Zusammenarbeit ein zunehmend wichtiges Kriterium, haben die Experten von A.T. Kearney festgestellt. Laut dem jüngsten Jahresbericht des Supply-Chain-Programms der Non-profit-Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) wird sich die Hälfte der international agierenden Konzerne künftig gegen Zulieferer entscheiden, die ihre CO2-Reduktion nicht verbesserten. Der Trend geht also in Richtung Nachhaltigkeit. Und da haben viele Unternehmen noch Nachholbedarf.