Marktüberblick Netzspeicher

Zweiter Frühling für NAS

09.04.2010
Von Ulrike Rieß

Die Zukunft: Große Namensräume, riesige Dateimengen

Auch wenn Firmen sich für das eine oder andere NAS-System entscheiden, also ihre einzelnen Server durch diesen zentralen Dienst ablösen, stoßen sie früher oder später an die Grenzen der Leistungsfähigkeit ihrer NAS-Installation. Die Zahl der zu verwaltenden Laufwerke wird unüberschaubar, die der gespeicherten Dateien sowieso, selbst wenn Deduplikation bereits für eine gewisse Ordnung gesorgt hat. Und all diese Datenmassen überschreiten irgendwann auch die Möglichkeiten der größten NAS-Appliances am Markt.

Den einzigen Ausweg aus diesem Dilemma bieten heute große monolithische Namensräume, die sich als eine einzige Einheit aufbauen lassen. In ihnen können fast beliebige Mengen an Dateien gespeichert und auf relativ einfache Weise verwaltet werden.

Um dieses Wachstum zu unterstützen, benötigt der Anwender eine völlig neue Architektur. Diese muss klein starten können und annähernd beliebig erweiterbar sein, der Ausbau muss unbemerkt für die Nutzer vonstatten gehen.

Die Sonas von IBM ist auf Hochleistung ausgelegt.
Die Sonas von IBM ist auf Hochleistung ausgelegt.
Foto: IBM

Eine solche Architektur hat IBM mit seinem NAS-Modell "Sonas" (Scale out NAS), vorgestellt. Dieses neue System soll mit größten Dateimengen umgehen können und darüber hinaus annähernd unbegrenzt skalieren, nach aktuellem Stand wären das bis zu 14,4 Petabyte. Mit Hilfe einer neuen Speicherklassifizierungstechnik können in kürzester Zeit mehr als eine Milliarde Dateisystemeinträge katalogisiert werden. Auf Basis dieses Katalogs lassen sich laut Hersteller die Dateien auf Policy-Basis einordnen. Hiermit können Datenbestände wesentlich einfacher übersehen und nötige Migrationen schneller und effizienter vorgenommen werden. IBM nutzt für Sonas das GPFS (General Parallel File System) und seinen Tivoli Storage Manager. Maximal 256 Dateisysteme lassen sich in einer Appliance ablegen, für jedes dieser Dateisysteme bis zu 256 Snapshots bestimmter Zustände speichern. Alle Dateien werden je nach Leistungsansprüchen in zwei Schichten des globalen Namensraumes (Global Name Space = GNS) abgelegt.

Für die Zukunft steht zu erwarten, dass alle großen Hersteller in diese Richtung einschwenken und skalierbare NAS-Speicher mit automatischer Datenklassifizierung mit Nachdruck anbieten werden. Bei den zu verwaltenden Mengen an Dateien werden die Anwender auch keine andere Chance mehr haben, als sich auf diese Automatismen einzulassen und auf ihre Ergebnisse zu vertrauen.

NAS mausert sich zur Allroundplattform

NAS begleitet den Markt schon seit langem und nimmt jetzt erneut Fahrt auf. Laut Analysten befanden sich in den letzten fünf Jahren im Schnitt fast 40 Prozent des Open-Systems-Speichers in NAS-Systemen, Tendenz schnell steigend. In den kommenden Jahren rechnen die Marktbeobachter damit, dass über die Hälfte aller Kapazitäten in NAS-Konfigurationen liegen. Dedizierte NAS-Systeme bringen wesentlich mehr und einfacher zu verwaltende Funktionen mit als die Datenhaltung auf einzelnen Servern. Datendeduplizierung, Thin Provisioning und Virenkontrolle lassen sich hier effizienter und vor allem zentral nutzen. Die neuen Scale-out-Architekturen werden im Zusammenspiel mit virtualisierten Rechnerumgebungen und der weiter steigenden Netzleistung zum zentralen Bestandteil der Datenverarbeitung unter Windows und Linux werden. Wer in mittleren und großen Umgebungen heute noch einzelne Datei-Server installiert, verbrennt in den meisten Fällen mutwillig das Geld seines Arbeitgebers. (jha)