Hilfe aus der SOA-Welt

Wege zur Cloud-Integration

01.12.2011
Von Christian Tüffers
Wer Anwendungen in die Cloud verlagern möchte, sollte zunächst das Zusammenspiel mit Legacy-Systemen genau unter die Lupe nehmen.
Foto: Lightspring/Shutterstock

Die meisten Unternehmen verlagern vorzugsweise Anwendungen in die Cloud, die lediglich unterstützende Funktionen erfüllen - zum Beispiel E-Mail-, CRM- oder Logistikanwendungen. Kernsysteme dagegen verbleiben meist im hauseigenen Rechenzentrum und laufen weiterhin auf ihrer angestammten Server-Farm oder einem Mainframe. Diese Rollenverteilung ergibt sich schlicht aus der Tatsache, dass unterstützende Funktionen in aller Regel keine unternehmensspezifischen Prozesse und Funktionen betreffen: Die zugrunde liegenden Abläufe gleichen sich in vielen Unternehmen. Sie weisen einen hohen Standardisierungsgrad auf und sind eben deshalb prädestiniert für die Verlagerung an einen internen oder externen Cloud-Provider.

Anders verhält es sich mit den Kernsystemen: Sie spiegeln die Individualität des Unternehmens wider und sind daher selten standardisiert. Das ist insbesondere bei Banken oder Versicherungsunternehmen zu beobachten, aber auch in anderen Branchen unterscheiden sich die Kerngeschäftsprozesse verschiedener Unternehmen mitunter beträchtlich. Dabei basieren die in der IT abgebildeten Prozesse oft auf Legacy-Anwendungen.

Doppelte Perspektive: Daten und Prozesse im Auge behalten

Verlässt eine Applikation das Haus in Richtung Cloud, muss das Unternehmen neu organisieren, wie diese Lösung mit den "daheim bleibenden" Anwendungen und Daten kommuniziert. Wer beispielsweise die Kundenbetreuung zu Salesforce.com transferiert, dabei aber den eigentlichen Kundendatenstamm im hauseigenen ERP-System belässt, muss für einen reibungslosen Datenaustausch sorgen. Vergleichbares gilt, wenn etwa Logistikfunktionen in die Cloud ausgelagert werden, während die Materialverwaltung im eigenen Unternehmen läuft. Ohne Integration zwischen Cloud-Systemen und lokal betriebenen Anwendungen droht in beiden Fällen, dass die Daten nicht mehr konsistent sind, weil die Datenpflege auseinanderdriftet. Das mündet fast zwangsläufig in eine doppelte Datenhaltung - was nichts anderes heißt als Mehrkosten und Zeitverlust.

Unternehmen sollten bei der Cloud-Integration nicht nur die Daten, sondern auch die Prozesse im Auge behalten. Der Fokus liegt dabei auf den Möglichkeiten des wechselseitigen Funktionszugriffs. Hat zum Beispiel eine Versicherung ihr Schadens-Management in die Cloud verlagert, muss dieser Schadensservice auch ungehindert auf Versicherungspolicen zugreifen können, die im Kernsystem der Versicherung hinterlegt sind. Nur wenn sowohl der Daten- als auch der Funktionszugriff sichergestellt sind, lässt sich ein bruchloser Workflow prozessübergreifend etablieren.