Nutzen von Robotic Process Automation

Wo Roboter echten Mehrwert bringen

08.07.2016
Von 


Olaf Baunack ist Head of Sales in IDM, dem Managed Services Business von Atos Deutschland. Als Experte für die Digitale Transformation von Unternehmen mit Hilfe von IT-Outsourcing-Dienstleistern schreibt er über IT-Sourcing-Strategien, aktuelle Entwicklungen im IT-Outsourcing und dem IT-Service-Provider-Markt.
Als das Thema Robotic Process Automation (RPA) vor etwas über einem Jahr das erste Mal auf der Bildfläche erschien, wollten die ersten Anwender damit interne Ressourcen entlasten und die Kosten durch Automatisierung deutlich senken. Heutzutage zeigt der Blick in verschiedene Branchen die mannigfaltigen Vorteile von RPAs.
Robotic Process Automation: Die Kostenersparnis ist nur ein Vorteil von vielen.
Robotic Process Automation: Die Kostenersparnis ist nur ein Vorteil von vielen.
Foto: ktsdesign - shutterstock.com

Robotics oder auch Robotic Process Automation (RPA) steht für die Automatisierung von manuellen Prozessen auf Basis einer Kombination aus Prozessautomatisierungs-Software und künstlicher Intelligenz. Unterschieden wird zwischen RPA Pure Plays wie sie etwa WorkFusion, blueprism oder Automation Anywhere zur Verfügung stellen, Autonomics wie sie IPsoft, thoughtonomy oder arago anbieten sowie kognitiven Systemen wie IBM Watson. Ganz allgemein lässt sich dabei feststellen: Die Einsparpotenziale der RPAs sind hoch. Alsbridges Erfahrung aus zahlreichen internationalen Beratungsaufträgen zeigt etwa, dass der Einsatz von Autonomics im Rechenzentrum gegenüber herkömmlicher Vorgehensweise rund 40 Prozent Ersparnis bringt.

Aber der Kostenvorteil ist nur einer von vielen. Die hohe Qualität und Reproduzierbarkeit von standardisierten Aufgaben, die Verfügbarkeit rund um die Uhr und die Arbeitsgeschwindigkeit sind weitere gewichtige Vorteile von RPAs. Das zeigen Beispiele aus der Pharmaindustrie, der Banken-Branche und dem Einzelhandel, ganz unabhängig übrigens, ob das eigene Unternehmen in einer der genannten Branchen tätig ist. Denn über den Tellerrand zu schauen, mag IT-Verantwortlichen nicht nur einen Informationsvorsprung, sondern vielleicht auch eine Anwendungsidee für das eigene Business verschaffen.

Knobelarbeit für Robotics

Das erste Beispiel liefert die Pharmaindustrie. Bevor eine Firma ein neues Medikament auf den Markt bringt, investiert sie in der Regel Millionen, wenn nicht gar Milliarden von Euros, in die Forschung. Jede einzelne Komponente des neuen Medikaments wird auf Herz und Nieren geprüft und auf Nutzen, Verträglichkeit etc. hin bewertet. Und danach geht die Arbeit erst richtig los, gilt es doch in jahrelanger Kleinarbeit die bestmögliche Kombination für das Präparat zu finden. In dieser langen Entwicklungsarbeit sind viele Prozesse des Prüfens, Testens und Berichtens logischerweise reproduzierbar und einheitlich - sprich: Sie sind ideal für den Einsatz von RPAs.

Die Arbeit in der Pharmaindustrie ist in der Regel nach wie vor sehr personalintensiv. Ein genauerer Blick zeigt dabei aber, dass es bestimmte Aufgaben gibt, wo Mitarbeiter nur eine Drehstuhl-Funktion verrichten. Sprich: Sie überprüfen und transferieren Daten von einer Anwendung zur nächsten. Diese "stumpfen" Aufgaben können RPAs in der Regel in höherer Qualität, und Reproduzierbarkeit erledigen. Das beschleunigt die Prozesse und entlastet die internen Ressourcen. Der modulare Aufbau der automatisierten Prozesse sorgt dabei für die nötige Skalierbarkeit im Betrieb. Last but not least: Alle Handlungen eines RPAs sind genauestens dokumentiert und somit jederzeit nachvollzieh- und überprüfbar. Das ist in einer Industrie, in der es um exaktes Arbeiten ohne Kompromisse geht, eines der wichtigsten Entscheidungskriterien.

RPA stärkt die Dienstleistungskette

Exaktheit ohne Kompromisse - das ist auch in der Banken-Branche das A und O. Besonders die regulatorischen Anforderungen und die umfangreichen Compliance-Richtlinien stellen hier ganz besonderen Anforderungen. Während die Regulatorik jede Menge vage Anforderungen und interpretatorischen Spielraum enthält, kann einen Bank davon ausgehen, dass jeder Bruch in der Dienstleistungskette auf sie selbst zurückfällt. Hier sorgt der Einsatz von RPAs für einen echten Sprung nach vorne bei der bankeneigenen Compliance-Strategie. Denn anders als der Mensch mit seinen vielfältigen Eigenschaften erledigen die automatisierten Prozesse repetitive Vorgänge immer gleich. Das minimiert Fehler. RPAs bieten zudem ein optimiertes Monitoring. Die detaillierten Auswertungen und Echtzeit-Reportings helfen so bei der Überwachung der Compliance.

RPA macht Big Data beherrschbar

Im SoftBank-Roboter "Pepper" kommt IBM-Watson-Technologie zum Einsatz.
Im SoftBank-Roboter "Pepper" kommt IBM-Watson-Technologie zum Einsatz.
Foto: IBM

Das dritte Beispiel liefert der Einzelhandel. Hier können die Robotics auf unterschiedliche Weise ihr strategisches und operationales Potenzial ausspielen. Auf der einen Seite kann RPA die Personalisierung der Kundenbeziehung deutlich nach vorne bringen. Programme erkennen die Präferenzen der Kunden und unterbreiten entsprechende passende Angebote oder verweisen auf Aktionen. Hier wird das Potenzial der großen Menge an Kundendaten, über die viele Handelsunternehmen verfügen, für Endkunde wie Händler gleichermaßen sinnvoll genutzt. Der Kunde erhält für ihn passende Angebote, der Händler steigert Umsatz und Gewinn. Und für den Händler bringt der Einsatz von RPA einen weiteren Vorteil. Durch die Kontrolle der riesen Datenmengen kann er seine Logistik und Inventur-Prozesse in bisher nicht gekannten Maße optimieren.

Fazit: Besser vorneweg

Schon früh war klar, dass die deutliche Kostenersparnis durch RPA den IT-Markt dramatisch verändern wird. Doch jetzt zeigen sich in der Praxis immer mehr die Vorteile der Robotics. Die hierzulande bei vielen Unternehmen noch spürbare Unsicherheit in Bezug auf die Entscheidung über den Einsatz von RPA, wird durch die wachsende Verbreitung bald Geschichte sein. Wie im Sport gilt aber auch hier. Besser schwimmt man vorneweg als hinterher. (mb)