"Wir waren etwas zu optimistisch"

27.05.2004

Die deutsche Konzernzentrale von Daimler-Chrysler in Stuttgart-Möhringen.

CW: Zu Zeiten des Internet-Hypes waren fast alle Unternehmen sehr risikobereit. Daimler-Chrysler hat damals Covisint mitinitiiert. Haben Sie hier die Risiken unterschätzt?

UNGER: Ich sehe das zwiespältig. Nehmen wir den Bereich Online-Ausschreibungen, der nun an Freemarkets verkauft wurde. Dessen Nutzung hat uns erhebliche Einsparungen sowie eine deutliche Verkürzung der Prozesszeiten gebracht. Was mit den alten Beschaffungsverfahren Monate gedauert hat, ließ sich über die Online-Auktionen in zwei bis drei Tagen abwickeln. Wir haben das beispielsweise auch für den Einkauf von Hardwarekomponenten genutzt und dabei große Ersparnisse erzielt. Andererseits gab es den Versuch, zusammen mit den anderen Gründern von Covisint, Ford und General Motors, gemeinsame Infrastrukturen zu schaffen, statt jeweils eigene Lieferantenportale zu entwickeln. Für große Zulieferer waren die individuellen Vorgehensweisen der Automobilhersteller zeitraubend und teuer.

CW: Daran hat sich wenig geändert.

UNGER: Das ist jetzt schon besser geworden, weil sie jetzt ein Portal nutzen können. GM, Ford, Nissan und wir verwenden das Supplier-Portal. Für Zuliefer, die mit allen vier Unternehmen zusammenarbeiten, ist es einfacher geworden. Für die Zusammenarbeit mit VW oder BMW bringt Covisint natürlich nichts.