CSC-Chef im Interview

"Wir tanzen nicht auf jeder Hochzeit"

12.08.2009
Von  und


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Unternehmenskultur klingt langweilig, ist aber entscheidend

CW: Das sind so Begriffe, die zurzeit inflationär gebraucht werden - auch in der Politik. Wie leben Sie diese Begriffe bei CSC?

Fercho: Auf der Geschäftsebene geht es um langfristige, gute Kundenbeziehungen und um Geduld. Man muss nicht bei jedem größeren Deal dabei sein. Intern geht es um Unternehmenskultur. Für viele mag das langweilig sein, für CSC ist das tatsächlich ein entscheidendes Thema. Als ich vor zweieinhalb Jahren antrat, gab es eine Reihe von Mitarbeitern, die sich nicht richtig ans Unternehmen gebunden fühlten. Also habe ich damals entschieden, dass mein primärer Kunde erstmal nicht der Kunde draußen am Markt ist, sondern der eigene Mitarbeiter.

Bei einem IT-Dienstleister ist der Mensch entscheidend. Er macht die Differenzierung aus. Deshalb sind Mitarbeiter, die stolz und selbstbewusst sind und sich mit dem Unternehmen verbunden fühlen, absolut erfolgskritisch. Wir haben hier eine Menge Dinge unternommen. Gleich zu Anfang haben wir beispielsweise mit Unterstützung von Gallup eine Mitarbeiterbefragung gestartet. Basierend auf dem Feedback der Kollegen konnten wir intensive Aktionen aufsetzen, deren Fortschritte wir dann beobachtet haben - auch auf Geschäftsführungsebene. Das hat sich ausgezahlt. An der letzten Befragung beteiligten sich 86 Prozent unserer Mitarbeiter, deutlich mehr als je zuvor. Die Zahl derer, die voll committed sind, hat sich verdreifacht. Gallup sieht eine signifikante Verbesserung des Verhältnisses der Mitarbeiter zum Unternehmen.

CW: Ist Mitarbeiterzufriedenheit deshalb so entscheidend, weil Sie als Outsourcer immer wieder vor dem Problem der Personalübernahme stehen?

Fercho: Mitarbeiter, die durch einen strategischen Beschluss plötzlich nicht mehr zu dem Unternehmen gehören sollen, für das sie sich ja irgendwann einmal bewusst entschieden haben, fühlen sich zunächst verstoßen. Das kann auch negative Auswirkungen auf die verbleibenden Beschäftigten haben. Jedes Unternehmen, das auslagert, sollte sich deshalb unbedingt aufzeigen lassen, wie die Mitarbeiterintegration im neuen Unternehmen aussehen soll. Viele achten zu sehr auf Service Level Agreements, Preise, Verfügbarkeiten etc. Das ist ja auch in Ordnung, aber in Wirklichkeit ähneln sich die Kostenstrukturen der Anbieter weitgehend. Das Zünglein an der Waage ist das HR-Konzept. Wie integriert das neue Unternehmen die Mitarbeiter? Wie sieht der Prozess, die Governance dazu aus? Dieses Thema ist eine persönliche Leidenschaft von mir.

CW: Ihre Vorstellungen von Unternehmenskultur passen ja eigentlich ganz prima zu dem, was früher schon Klaus Plönzke ausgezeichnet hat: Hohe Wertschätzung der Mitarbeiter und deren Ausbildung als Kernkompetenz. Fühlen Sie sich als Seelenverwandter?

Fercho: Wir bekennen uns zu unseren Wurzeln. Das Unternehmen hat in Deutschland eine 40jährige Historie. Das ist eine starke Substanz, von der wir kommen. Andererseits glaube ich, dass eine Kultur genauso wie Technologien oder Verfahren dem Wandel unterworfen sind. Die Kultur war in der Vergangenheit gut und richtig, aber die heutige differenziert sich schon deutlich von der vor 40 Jahren. Und das ist auch gut so. Heute sind wir Teil eines globalen Konzerns und mit rund 92.000 Mitarbeitern weltweit die Nummer Drei - das muss sich auch in der Unternehmenskultur widerspiegeln (Lesen Sie auch, was Klaus Plönzke heute macht).