Windows on Demand ist noch Zukunftsmusik

29.07.2004
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Nach Schätzungen von Analysten sollen Ende 2005 die meisten verkauften Server 64-Bit-CPUs enthalten. Für das Massengeschäft zeichnen AMDs Opteron und Intels Extended Architecture für den Xeon-Prozessor ("x64") verantwortlich. Microsoft will in der zweiten Jahreshälfte eine gemeinsame 64-Bit-Version für diese beiden Systeme herausbringen, SQL Server 2005 ("Yukon") wird in einer solchen Ausführung in der ersten Jahreshälfte 2005 auf den Markt kommen. Eine Datacenter-Edition von x64-Windows ist vorerst jedoch nicht vorgesehen (siehe Grafik "Product Roadmap").

Laut einer Studie von IDC sehen die meisten Unternehmen den Nutzen von 64-Bit-Windows vor allem bei Datenbanken, E-Mail und Business-Anwendungen. Diese Applikationen profitieren besonders von der höheren Rechenleistung sowie der Überwindung der 4-GB-Speichergrenze, wie sie für 32-Bit-Systeme gilt. Daher können etwa mehr User gleichzeitig auf einem Server arbeiten, wodurch sich bestehende Installationen auf einer kleineren Zahl an Rechnern konsolidieren lassen.

Während Microsoft beim Betriebssystem und beim SQL Server entsprechende Ausführungen bereits anbietet beziehungsweise angekündigt hat, gibt es für Exchange derzeit noch keine 64-Bit-Pläne. Das Unternehmen empfiehlt Anwendern aber dennoch, beim Windows-Server bevorzugt 64-Bit-Versionen einzusetzen, auch wenn die meiste Software nur in 32-Bit-Ausführungen verfügbar ist. Nachdem die x64-Chips im Gegensatz zum Itanium bestehenden 32-Bit-Code unmodifiziert ausführen können, muss das 64-Bit-Windows dort eine Übersetzungsschicht ("Windows on Windows") einführen und nur die API-Aufrufe modifizieren.

Microsoft versprach auf der diesjährigen TechEd in Amsterdam, dass solche Altanwendungen auf dem x64-Windows mindestens genauso schnell ablaufen würden wie unter seinem 32-Bit-Pendant. Besondere Vorteile ergeben sich bei der 64-Bit-Version des Terminal-Servers, auch wenn primär 32-Bit-Anwendungen ausgeführt werden. Diese rühren daher, dass jede Maschine erheblich mehr Sessions parallel bewältigen kann als ihr 32-Bit-Gegenstück.

Während bestehende 32-Bit-Anwendungen für die Portierung in die 64-Bit-Welt zumindest neu übersetzt werden müssen, entfällt bei Programmen, die für das .NET-Framework geschrieben wurden, ein derartiger Aufwand. Sie liegen in der Intermediate Language (MIL), die der Just-in-Time-Compiler auf der jeweiligen Plattform ins richtige Format übersetzt. Ein 64 Bit breites .NET-Framework soll im ersten Halbjahr 2005 für Itanium und x64 auf den Markt kommen.

Das Modell des Scale up ist auch für den kommenden SQL Server 2005 bestimmend. Wie IBMs DB2 für Windows und Unix beruht er auf einer Shared-Nothing-Architektur, bei der Cluster primär der Ausfallsicherheit und nicht der Skalierung dienen. Steigenden Anforderungen begegnet man dort mit dem Einsatz stärkerer Hardware für den Datenbank-Server. Diese Option bietet Oracle ebenfalls (besonders auf Highend-Servern unter Unix), bewegt sich seit der Version 9i jedoch klar in Richtung Scale out. Eine wesentliche Rolle spielen dabei große Linux-Cluster auf Intel-basierenden Blade-Systemen.