Microsofts Betriebssystem im Test

Windows 7 - das bessere Vista

08.01.2009
Von Hermann Apfelböck und  Panagiotis Kolokythas

Die wichtigsten neuen Funktionen

PC Safeguard: So nennt sich eine neue Option für die Benutzerkonten. Windows-Kenner werden diese Funktion unschwer als eingebautes Steady State 2.5 identifzieren (kostenloses Microsoft-Tool für XP und Vista). Damit lassen sich Benutzerkonten einfrieren. Änderungen sind im laufenden Betrieb zwar erlaubt, werden bei jedem Neustart aber wieder zurückgesetzt. Auch der Treiber für den Partitionscache ist mit von der Partie, der nicht nur das einzelne Konto, sondern die gesamte Systempartion vor Änderungen schützt.

Skalierbare Benutzerkontensteuerung (UAC): Die lästigen Rückfragen der UAC waren kontraproduktiv - viele Vista-Anwender waren davon so genervt, dass sie die UAC komplett deaktiviert haben. Windows 7 bietet gegenüber dem simplen "Ein" oder "Aus" zwei weitere Zwischenstufen. Das dürfte nach unserer Erfahrung mit dem Testsystem die Akzeptanz dieses Schutzmechanismus erheblich fördern.

Virtuelle "Libraries": "Libraries" bieten eine einfache und praktische Option, thematisch zusammengehörende Ordner (etwa mit Bildern) von verschiedenen Quellen zusammenzufassen. Technisch handelt es sich lediglich um kleine XML-Dokumente, ähnlich den bekannten gespeicherten Suchabfragen. Die Sammlungen unter USERS\<KONTO>Libraries erscheinen in der Navigationsspalte des Explorers. Sie können aber auch an jedem anderen Ort abgelegt werden, etwa am Desktop.

Freigaben in Homegroups: Dieses neue Angebot soll Home-Anwendern erleichtern, ihr Netzwerk zu konfigurieren. PCs einer Homegroup erkennen sich am gemeinsamen Passwort und geben ihre "Libraries" automatisch frei. Das erspart manuelle Freigaben und den Umgang mit NTFS-Rechten, verringert aber die Kontrolle. Homegroups setzen außerdem ein Netzwerk nur mit Windows-7-PCs voraus.

Bitlocker für Wechselmedien: Unter Windows 7 (eventuell nur Business und Ultimate) funktioniert Microsofts Laufwerksverschlüsselung auch auf portablen USB-Sticks und Festplatten. Der Einsatz ist via Laufwerkskontextmenü ("turn on bitlocker") denkbar einfach.

Neue Taskbar-Optionen: Die neue Option, eine laufende Anwendung in die Taskbar einzuhängen ("pin to taskbar") ist vor allem praktisch für Programme wie den Explorer: der kleine Pfeil neben dem Taskbar-Icon zeigt dann gleich die zuletzt genutzten Ordner. diese "Jumplist" lässt sich per drag & drop auch mit dauerhaften Favoriten füllen. Um dafür Platz zu gewinnen, reduziert Windows 7 die Taskbar-Fenster auf Icons ohne Beschreibung. Eher marginal sind Verbesserungen für einen aufgeräumten Systray-Bereich und ein schmaler Klickbalken dort zum Anzeigen des Desktops.

Desktop und Fenster: Abgesehen von der Taskbar bleibt die Oberfläche gegenüber Vista fast unverändert. Die Gadgets - einige sind inzwischen skalierbar - lassen sich ohne Sidebar nur noch frei positionieren. Die wichtigsten Anpassungsoptionen fasst Windows 7 in einem Dialog zusammen. Praktisch ist das neue Fensterverhalten: Wenn man es an den seitlichen Desktop-Rand zieht, beansprucht es automatisch die halbe Desktop-Fläche. Windows 7 merkt sich die ursprüngliche Größe und stellt sie beim Wegziehen der Titelleiste sofort wieder her.

Erweiterte Gruppenrichtlinien: Die schon unter Vista wesentlich erweiterten Gruppenrichtlinien (gpedit, secpol) wachsen unter Windows 7 zum Profi-Puzzle. Gut informierte Admins werden hier für jede gewünschte Verbotskombination fündig. Auf Home-Versionen wird das Registry-Front-End gpedit.msc voraussichtlich wieder fehlen.

Solution Center: Eine Reihe von Maßnahmen sollen die Informationsflut am Windows-Desktop eindämmen, etwa skalierbare UAC, reduziertes Systray, ökonomischere Taskbar. Ergänzend dazu erlaubt Windows 7 dem Anwender, im Solution Center die Informationen auszuwählen, die er sehen will. Das "Solution"-Icon im Systray bündelt dann alle verbleibenden Meldungen an zentraler Stelle.