Unternehmen benötigen eine digitale Strategie, die ihren Mitarbeitern die Arbeit wesentlich erleichtert. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Digitalisierung von Workflows. Lernen Sie hier Konzepte kennen, die den Menschen in den Fokus nehmen.

Investitionen in Technologie

Wieso agile Unternehmen Krisen besser bewältigen

05.11.2021
Agilität ist viel mehr als eine methodische Ausprägung und auch kein kurzfristiger Trend. Sie lässt Unternehmen auf Krisen oder neue Anforderungen des Marktes rasch und flexibel reagieren und gilt deswegen als Kultur der Zukunft.
Agilität die Fähigkeit von Unternehmen, Geschäftsprozesse, Mitarbeiter und Geschäftsmodelle neu zu orientieren – geordnet und planvoll.
Agilität die Fähigkeit von Unternehmen, Geschäftsprozesse, Mitarbeiter und Geschäftsmodelle neu zu orientieren – geordnet und planvoll.
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Satya Nadella, CEO bei Microsoft, brachte es 2020 auf den Punkt: "Wir haben in zwei Monaten die digitale Transformation von zwei Jahren erlebt." Auch in Deutschland hat sich die Corona-Krise als wahrer Nachbrenner für die bis dahin eher schleichende Digitalisierung entpuppt. Vor allem, weil im Zuge der dramatischen Umwälzungen der globalen Wirtschaft das Thema Agilität plötzlich aus dem Dornröschenschlaf erwachte und direkt auf der Vorstandsagenda landete, wie eine Umfrage von ESI ThoughtLab und ServiceNow ergab: Demnach kümmern sich mittlerweile 33 Prozent der CEOs, 23 Prozent der CIOs und 20 Prozent der COOs um die Steigerung von Agilität und Flexibilität ihrer Unternehmen. Agilität also als Wundermittel gegen Krisen?

In der Tat kommen agile Unternehmen deutlich besser als statische durch schwierige Zeiten, weil sie schnell, flexibel und intelligent auf die veränderten Umstände reagieren können. Ein Blick auf Organisationen, die ihre Hausaufgaben im Fach "Digitale und agile Transformation" bereits vor Beginn der Corona-Krise erledigt hatten, kann dies eindrucksvoll bestätigen. Fakten dazu liefert die IDC-Umfrage "Agility Benchmark Survey" unter mehr als 800 europäischen Unternehmen vom Oktober 2020. Der Umfrage zufolge halten90 Prozent der CEOs Unternehmensagilität für extrem wichtig oder sehr wichtig.

Das zeichnet agile Unternehmen aus

Agile Unternehmen sind aber nicht einfach nur schnell, wie Detlef Krause, Vice President EMEA Central und General Manager Deutschland bei ServiceNow, weiß: "Im Kontext eines Unternehmens ist Agilität die Fähigkeit, Geschäftsprozesse, Mitarbeiter und Geschäftsmodelle neu zu orientieren, sei es weil die Marktentwicklung das erfordert oder die Rahmenbedingungen sich plötzlich ändern. Das muss aber geordnet und planvoll geschehen. Geschwindigkeit allein nützt nicht viel, wenn sie nicht auf alle relevanten Geschäftsziele einzahlt."

Wenn nun die weltweite Ökonomie, wie gerade erlebt, schlagartig nicht mehr den gewohnten Regeln und Gängen folgt, sondern sprunghaft und widersprüchlich reagiert, hat das Auswirkungen auf Unternehmen. Negative für jene Unternehmen, die mit dieser Sprunghaftigkeit und der daraus resultierenden Komplexität nicht umgehen können - weil sie statisch agieren und ihre Geschäftsmodelle so auf der Strecke bleiben. Positive hingegen für agil aufgestellte Organisationen, die schneller agieren können als sich die externen Veränderungen ereignen.

Nun lässt sich Agilität nicht über Nacht per Order von oben einführen. Im Gegenteil, ein Prozess zum Umbau in Richtung Agilität braucht seine Zeit und die Mitarbeit aller - und verlangt im gleichen Atemzug einen Paradigmenwechsel hin zu einem neuen Führungsverständnis, der sich dann wiederum in tiefgreifenden Veränderungen der Unternehmenskultur widerspiegelt.

Die erwähnte IDC-Umfrage hat zwei Schlüsselmerkmale für unternehmerische Agilität ausgemacht. Diese sind Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit. Wenn diese Eigenschaften nicht nur als Buzzwords auf dem Strategiepapier stehen, sondern gelebter Teil der Unternehmenskultur sind, lassen sich in der Folge die fünf zentralen Grundpfeiler für die Entwicklung von Agilität aufbauen, die stets Bestandteil einer Roadmap sein sollten:

  • Führung
    Führung muss von Agilität überzeugt sein. Statt Planung, Anweisung und Kontrolle lebt sie Visionen, Architektur und Coaching.

  • Organisation
    Agile Unternehmen setzen auf fluide Strukturen und auf sich selbst organisierende Teams mit möglichst ungehinderter Entfaltung statt auf Hierarchien und Kontrolle.

  • Prozesse
    Agilität setzt digitale und unternehmensübergreifende Prozesse voraus, in die die gesamte Wertschöpfungskette integriert ist.

  • Portfolio
    Das Produktportfolio muss sich rasch an wechselhafte Marktbedingungen anpassen, dazu gehört ein flexibler Umgang mit Ressourcen und Kapazitäten.

  • Technologiearchitektur
    Es braucht eine unternehmensübergreifende, flexible Plattform mit Datenhaltung in zentralen Repositories und Low Code-Optionen.

Je agiler die Unternehmen in diesen Punkten agieren, desto stärker profitieren sie davon bei vier zentralen KPIs, wie die IDC-Studie verrät:

93 Prozent der agilen Unternehmen konnten ihre Profitabilität steigern (68 Prozent der statischen Unternehmen). 59 Prozent der agilen Unternehmen legten in der Kundenzufriedenheit eine exzellente Performance hin (statische Unternehmen: 18 Prozent). Auch bei der Mitarbeitergewinnung liegen agile Unternehmen vorne: 10 Prozent über dem Marktdurchschnitt. Bei der raschen Einführung neuer Geschäftsmodelle sehen sich 47 Prozent der agilen Unternehmen "hervorragend" aufgestellt, der Durchschnittswert liegt bei lediglich 13 Prozent.

Agilität und digitale Fähigkeiten - ein Erfolgspaar

Was braucht es, um das eigene Unternehmen agil und damit auch fit für die Zukunft zu machen? Zunächst einmal natürlich die grundsätzliche Bereitschaft zur Veränderung und eine bewusste strategische Entscheidung auf C-Level. Doch darüber hinaus besteht ein enger und direkter Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Agilitätsstufen und dem Ausbau der eigenen digitalen Fähigkeiten. In der ESI ThoughtLab Studie zeigt sich, dass im Verlauf der Corona-Krise massiv in Technologie investiert wurde, wobei agile Unternehmen ihren statischen Mitbewerbern deutlich den Rang abliefen: KI, IT und Automatisierung digitaler Workflows stehen weit oben auf der Agenda.

Der zweite Blick in die Studie zeigt, dass sich Unternehmen zuvorderst dafür entscheiden, zahlreiche Geschäftsprozesse mobil zu gestalten (44 Prozent) - vor dem Hintergrund, der eigenen Belegschaft Remote Work zu ermöglichen. Dabei wurde primär auf digitale Enterprise Plattformen (31 Prozent), Workflow-Automatisierung (28 Prozent) und Business Apps (35 Prozent) gesetzt. Den höchsten ROI bei Technologieinvestitionen erzielte bei 43 Prozent der Befragten die Integration von Workflows in digitale Plattformen. Und 72 Prozent der Befragten auf C-Level erklärten in der Studie, dass sich ihre Investitionen in die digitale Transformation im Allgemeinen und in flexible Arbeitsoptionen wie z.B. Homeoffice im Besonderen in den kommenden Jahren auszahlen werden. Langfristiges und vor allem nachhaltiges Wachstum rückt so in den Fokus.

Welche Rolle die IT spielt

Bei der Umsetzung digitaler Transformationsprojekte zur Steigerung der Agilität steht die IT des Unternehmens im Fokus. Doch nicht immer gelingt sie. Laut einer McKinsey-Studie scheitern 70 Prozent der Initiativen zur digitalen Transformation - an miserabler interner Kommunikation zwischen IT und Fachabteilungen, an zu großen Projektmaßstäben sowie an mangelnder Vorbereitung der betroffenen Mitarbeiter auf den Change-Prozess.

Hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn für 57 Prozent der europäischen Unternehmen ist eine Software zur Workflow-Automatisierung der wichtigste technologische Hebel, um Agilität zu ermöglichen. Auch wenn aktuell lediglich knapp ein Viertel dieser Unternehmen bereits eine technologische Infrastruktur vorhält, die eine agile Unternehmensstrategie ermöglichen und tragen könnte.

Wie gelingen also diese Prozesse? Alle Beteiligten - auch und vor allem die Führungskräfte der betroffenen Abteilungen - müssen frühzeitig involviert werden und dies auch bleiben. Weiterhin sollte das Digitalisierungsprojekt nicht überdimensioniert sein - ganz im Sinne agiler Verfahren kann klein mit Teilprojekten angefangen werden, dann können Fehler gemacht und diese rasch behoben werden, bevor sie in einem größeren Zusammenhang auch größere Probleme verursachen und das Projekt stillsteht. Bei Automatisierungstendenzen tendiert man ohnehin dazu, die Komplexität der Prozesse zu unterschätzen.

Damit Agilität und digitale Transformation überhaupt eine Chance haben, braucht es nach den Erfahrungen von ServiceNow-CFO Gina Mastantuono vor allem drei Dinge: Mut, Mitgefühl und Neugier. Also zunächst "den Mut, neue agile Geschäftsmodelle, Strategien und Technologien einzuführen. Das Mitgefühl sollte sich nicht nur auf Mitarbeiter beschränken, sondern auch Kunden, Partner und Lieferanten einbeziehen. Mitgefühl kann zudem Geschäftschancen auftun und neuen Mitarbeiterbedarf offenlegen. Studien zufolge fördert Neugier kreative Problemlösungen, weil wir auf diese Weise erkennen, was anders ein könnte und kann."

In strategische Planung übersetzt heißt das: Adé, traditionelle, auf Jahre angelegte Planungsprozesse! Willkommen, kontinuierliche, fließende und iterative Prozesse im Monatsrhythmus, immer mit allen relevanten Stakeholdern an Bord, um einen nachträglichen Abstimmungs- und Genehmigungsmarathon zu verhindern. Die Vorteile? Beschleunigte Überprüfungen und rasche Neupriorisierungen.

Wenn Sie wissen möchten, wie Unternehmensagilität in der Praxis aussieht, empfehlen wir Ihren das Whitepaper "Fünf Beispiele für Agilität durch digitale Workflows".