Big Data Analytics

Wer hat den Datenhut auf? - CEO oder CIO?

24.06.2014
Von 
Wolfgang Kobek ist VP EMEA beim Business Intelligence-Anbieter Qlik. Als früherer Geschäftsführer der DACH-Region hat er viele Unternehmen dabei unterstützt, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Datenanalyse und -visualisierung umzusetzen. Er sagt: BI ist keine Nische, sondern bietet Vorteile gleichermaßen für den Mittelstand und Großkonzerne, für die Fertigungsindustrie ebenso wie den Dienstleistungssektor und natürlich sämtliche Fachabteilungen im Unternehmen.
Immer mehr Unternehmen möchten die Möglichkeiten von Datenanalysen ausschöpfen. Spätestens jetzt müssen sie sich Gedanken machen, wer die Verantwortung in Sachen Big Data trägt. Da Daten und Datenanalysen im Business angekommen sind, stellt sich die Frage, ob der CEO oder CIO den Datenhut aufhaben sollte.
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Faktisch betrachtet sind Daten ein betriebswirtschaftliches Gut - genauso wie Mitarbeiter, Laptops oder Patente. Nur messen Firmen ihnen meist noch nicht den gleichen Stellenwert bei. Folglich gestaltet es sich auch schwierig, die Verantwortlichkeiten zuzuweisen - vor allem dann, wenn unklar ist, was "Verantwortung" in diesem Fall überhaupt bedeutet. Geht es schlicht darum, wem die Daten gehören? Oder wer Zugang zu den Daten hat? Oder geht es darum, zu kontrollieren, wer Zugang hat?

Bisher fiel alles, was mit Daten zu tun hatte, in den Aufgabenbereich der IT. Business-Intelligence- und Datenanalyse-Lösungen sind eine IT-Domäne. Brauchen Mitarbeiter Zugang zu Informationen - etwa zu aktuellen Vertriebszahlen - wenden sie sich bisher an die Kollegen in der IT.

Mehr Verantwortung für Prozesse

Glaubt man den Vorhersagen von Forrester Research zu den Technologietrends 2014, ist das Business im Zugzwang. Es muss mehr Verantwortung für Prozesse übernehmen. Das liegt zum einen an der Schwerfälligkeit der IT, Systeme und Informationen in der Geschwindigkeit bereitzustellen, in der das Business sie braucht. Zum anderen werden Unternehmen immer datengetriebener. Anwender aus Fachabteilungen verlangen nach Lösungen, die sie intuitiv selbst bedienen können. Sie wollen Informationen griffbereit haben. Die Vorstellung, dass die Daten der IT gehören und Fachanwender sie "leihen" müssen, kommt bei ihnen nicht gut an. Viele Firmen entscheiden sich für einen "Data-for-All-Ansatz". Dabei stellt das IT-Team Systeme und Lösungen zur Verfügung, die es Mitarbeitern ermöglichen, ihre eigenen Analysen zu erstellen - wann und wo sie sie brauchen. So können sie diese Entscheidungen ad hoc treffen, ohne die IT-Kollegen involvieren zu müssen. Liegt bei so einem unternehmensweiten Ansatz die Verantwortung etwa doch auf Seiten des CEO?

Doch damit nicht genug. In der ganzen Diskussion sollten die Themen Data Governance und Regulierung nicht außer Acht gelassen werden. Welche Vorschriften machen bei Umgang mit Daten Sinn - etwa in der Finanzbranche, im öffentlichen Sektor oder in der Medizin? Außerdem müssen Verantwortliche dafür sorgen, dass Daten so korrekt und so aktuell wie möglich sind. Kommt hier vielleicht sogar der CFO ins Spiel, als Herr über den Datenberg? Oder erhalten die Manager mehr Verantwortung, die sich um Governance und Regulierung kümmern?

Die Frage, wer für die Daten schlussendlich verantwortlich ist oder sein soll, ist schwierig zu beantworten. Das zeigt aber gleichzeitig, dass es ein Thema ist, mit dem sich Unternehmen möglichst bald auseinandersetzen müssen. Sie müssen Rollen und Verantwortlichkeiten definieren und zuteilen. Die Daten, die Firmen vorhalten, werden von Tag zu Tag mehr, die Frage nach der Verantwortung lässt sich nicht aufschieben. (jha)