Die Rache der Enttäuschten

Wenn Mitarbeiter Unternehmen bewerten

28.04.2009
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Verbotene Topfpflanzen und arrogante Manager

Das Netz vergisst bekanntlich nichts. Mittels Google und Co. lassen sich längst vergessene Forumsbeiträge wiederfinden. Zwar gibt niemand auf den Bewertungsportalen seinen tatsächlichen Namen an, doch wenn bestimmte Situationen beschrieben werden, werden sie gerade in kleineren Firmen leicht wiedererkannt. Frustrierte Mitarbeiter nutzen mitunter Bewertungsportale, um ihre Wut loszuwerden, wie etwa ein ehemaliger O2-Mitarbeiter: "Ich habe dieses Unternehmen als sehr unterkühlt erlebt. Pflanzen sind in diesem Gebäude nicht erlaubt! Auch der zwischenmenschliche Umgangston - insbesondere von führenden Managern - ist eher kühl, distanziert bis hin zu arrogant, ignorant und teils unverschämt. Wer in dieser Firma respektiert werden möchte, ist supercool und oberchic, fährt mindestens BMW und stellt keine Fragen", kritisiert die Person bei kununu. Wenn solche Kommentare im Netz kursieren, fällt es Unternehmen meist schwer, angemessen damit umzugehen. Ignorieren oder gegensteuern? Zwar schreibt kununu in seinen Richtlinien, dass man kein Hetzforum bieten, sondern die Kommentatoren dazu ermutigen wolle, Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Doch manchmal sieht die Realität anders aus.

Jens Plinke, Seniorberater Kienbaum Communications, empfiehlt eine gewisse Gelassenheit. Verhindern könne man Bewertungsportale nicht, deshalb sei es um so wichtiger, sie im Auge zu behalten. "Bewerbungsportale gehören als Web-2.0-Entwicklung dazu. Deshalb empfehle ich Firmen, sich zu informieren und mit Augenmaß zu reagieren. Auf keinen Fall sollte man rechthaberisch auftreten oder einen Web-2.0-Kleinkrieg anzetteln", empfiehlt der Berater. Kerstin Gulden von O2 argumentiert, dass "einzelne Kommentare von Arbeitnehmern gute Einblicke geben, das Gesamtunternehmen aber nur bedingt abbilden". Sie vertraut auf das gute Image ihres Unternehmens und Auszeichnungen wie "Deutschlands bester Arbeitgeber".

Andere Firmen, etwa T-Systems Multimedia, rufen ihre Mitarbeiter auf, sich auf kununu zum eigenen Unternehmen zu äußern. "Firmen sollten proaktiv mit dem Thema umgehen und die Chancen dieser Bewertungsportale nutzen", empfiehlt Stephan Grabmeier, Senior Experte für Change-Management im Telekom-Konzern. Er plädiert ebenfalls für einen entspannten Umgang mit dem neuen Tool. "Beurteilungssysteme haben sich in vielen Bereichen im Internet bewährt. Kununu schafft es bisher als einziger Anbieter, viele Arbeitgeberbeurteilungen zu generieren und Arbeitnehmer in größerer Zahl zum Mitmachen zu bewegen."