Wenn der IT-Manager zum Archivar wird

26.02.2004
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Durch die Zukäufe von Legato, Documentum und VMware im vergangenen Jahr hat sich insbesondere EMC ein breites Softwareportfolio angeeignet, das auch den Absatz der hauseigenen Hardware fördert. Die anderen Speicherlieferanten waren gezwungen, nachzuziehen, um ebenfalls Lösungen anbieten zu können. Die Hersteller von Dokumenten- und Content-Management-Systemen wie Ixos, Filenet oder Opentext sehen sich umworben von Hitachi, Storagetek, Fujitsu-Siemens, Hewlett-Packard, Network Appliance und anderen. Das Ziel ist es, Gesamtpakete aus Hard- und Software zu schnüren.

Datenwanderung



Ähnlich wie das hierarchische Speicher-Management (HSM) sieht auch das Information-Lifecycle-Management (ILM) einen mehrstufigen Ansatz vor. Während aber bei HSM-Lösungen die Daten ausschließlich entsprechend ihrem Alter in Online-, Nearline- und Archivsystemen abgelegt werden, steht bei ILM der Wert der Information im Vordergrund. Damit ergibt sich für die Anwender eine fünfstufige Rangfolge (Tier 1 bis Tier 5) innerhalb der Speichergattungen:

• Tier 1: Die teuersten Subsysteme speichern die Daten aus geschäftskritischen Anwendungen. Verlieren diese Informationen an Bedeutung, werden sie auf Tier-3-Speicher verschoben.

• Tier 2: Für Anwendungen des Front-Office, etwa Textverarbeitung, reichen kostengünstigere Systeme aus.

• Tier 3: Online-Systeme auf Basis von ATA-Festplatten werden für die revisionssichere Verwahrung verwendet.

• Tier 4: Bandarchive enthalten die Daten, die für das Unternehmen nicht mehr wichtig sind.

• Tier 5: Ein zweites ausgelagertes Bandarchiv kann für historisch interessante Informationen benutzt werden.

Allerdings gibt es auch technische Gründe, die eine engere Verzahnung von Speicher-hardware und Content-Management-Programmen rechtfertigen. Als immer neue gesetzliche Vorschriften zur unveränderlichen Langzeitarchivierung - Stichwort Compliance - in Kraft traten, begann insbesondere in den Vereinigten Staaten ein Run auf revisionssichere Lösungen. "In den vergangenen zwei Jahren gab es in den USA eine Reihe von Initiativen, die eine gesetzliche Regelung über eine sichere Langzeitspeicherung herbeiführten. Betroffen davon sind nicht mehr nur kaufmännische Daten, sondern auch Informationen aus dem Gesundheitswesen, dem Supply-Chain-Management, den Behörden oder dem Militärbereich", beschreibt Kampffmeyer die Situation. Sein Kollege Bernhard Zöller, Geschäftsführer des Beratungshauses Zöller und Partner in Sulzbach, erwartet, dass die Vorschriften zur revisionssicheren Archivierung in Zukunft eher noch zunehmen und der IT-Leiter allmählich zum Archivar des Unternehmens wird.