Thin-Clients und Browser-Anwendungen wollen das Schwergewicht PC ablösen

Welcher Client passt zu mir?

15.10.2003
Von von Wolfgang

Nicht zu unterschätzen sind beim Aufbau einer Terminal-Server- Umgebung auch die Themen Netzlast und Prozessorleistung. Während beim Fat-Client lediglich gelegentliche Datenzugriffe über das Netz - etwa auf Datenbanken oder ins Internet - erfolgen, produzieren Terminal-Clients eine Dauerlast, die mit der Zahl der aktiven Anwender kontinuierlich steigt. Hinzu kommt eine enorme Auslastung für den Terminal- Server - für jeden Anwender muss eine eigenständige Windows- Sitzung geöffnet werden, die Arbeitsspeicher belegt und Rechenleistung in Anspruch nimmt. In der Praxis teilen sich daher etwa 50 bis 100 Anwender einen Server. Zusätzliche Server sind notwendig, um eine Ausfallsicherheit beispielsweise mittels eines Cluster- Verbunds zu gewährleisten.

Thin-Clients in der Produktion

Der Einsatz von Thin Clients ist laut Theodoros Paraskevopoulos, Geschäftsführer bei der Deron Systemhaus GmbH in Ostfildern- Ruit, erst dann wirtschaftlich sinnvoll, wenn eine gewisse Anzahl an Usern erreicht wird und es sich um Applikationen handelt, die wenig Rechenkapazität und eine geringe grafische Leistung in Anspruch nehmen. „Vorteile haben die schlanken Endgeräte auch im Produktionsbereich, da sie weitgehend unempfindlich gegen Staub und thermische Belastung sind“, erklärt Paraskevopoulos. Interessanterweise werden Terminalserver zunehmend vor allem in Verbindung mit PC-Clients eingesetzt. Mit der kostenlosen Integration des Windows-Terminal-Servers in die neueren Windows-Server senkt Microsoft die Eintrittsschwelle für diese Art der Anwendungsbereitstellung. Viele Unternehmen nutzen die Gelegenheit, um das kostenlose Windows-Feature zu testen. Laut der Marktstudie „Client- Management-Studie“, die Deron 2002 durchgeführt hatte, liegt bei den

500 untersuchten Firmen die Verbreitung des Windows-Terminal- Servers etwa gleichauf mit dem lange Zeit unangefochtenen Citrix-Pendant.

Die Vorliebe für den Einsatz von Terminal-Servern hängt übrigens stark von der Unternehmensgröße ab. So hat Deron ermittelt, dass etwa 45 Prozent der Firmen mit 100 bis 500 Clients entweder auf eine Windows- oder eine Citrix- Terminal-Lösung setzten. Sehr geringe Verbreitung findet das Konzept hingegen bei Unternehmen mit weniger als 100 sowie mehr als 5000 Clients. In Sachen Administrationsaufwand haben die Fat-Clients der Deron-Studie zufolge gegenüber den Terminal- Clients große Fortschritte gemacht und liegen beim Zeitaufwand ungefähr gleichauf. Das ist vor allem auf die Management- Werkzeuge von Drittanbietern und Techniken wie Active Directory zurückzuführen.

Die grundsätzliche Frage, ob in den nächsten Jahren eher schlanke oder eher leistungsfähige Clients gefragt sind, ist schwer zu beantworten. Selbst der Fat-Client- Protagonist Nummer eins, Microsoft, fährt mittlerweile zweigleisig: Mit der Web-basierenden Anwendungsplattform ASP.NET liefert der Softwaregigant ein serverzentriertes Modell. Das an der klassischen Windows-Idee orientierte Framework .NET Windows Forms („Smart Client“) setzt auf ein Fat- Client-Paradigma, das allerdings durch einige Neuerungen einfach zu administrieren ist. Uneinheitlich zeigt sich auch das Linux-Lager. Üblich sind Anwendungen für grafische Oberflächen auf Basis von Frameworks wie KDE oder Gnome - und diese erfordern viel Rechenleistung am Arbeitsplatz- PC. Daneben gibt es Terminallösungen auf Linux-Basis.