Kreativität kann man lernen
CW: In dem Buch ist sehr viel von Kreativität die Rede. Wie sieht es denn hierzulande in den Unternehmen aus? Erhalten kreative Mitarbeiter die entsprechende Unterstützung?
DIETZ: Als Unternehmer müssen wir unsere Mitarbeiter dazu bringen, ihren Gedanken Raum zu geben. Wir müssen ihnen - wie übrigens auch unseren Kindern - deutlich machen, das Scheitern genauso wie Aufstehen zum Leben dazu gehört. Die Schwierigkeit ist jedoch: Je größer ein Unternehmen wird, desto wichtiger sind Formularien und Regeln. Das führt leider zu einer gewissen Unbeweglichkeit. Mein Resümee: Die Mitarbeiter dürfen weder eingeengt werden noch darf man alles zulassen.
CW: Wenn Menschen mit neuen Ideen im Elfenbeinturm sitzen, bringt es wenig. Wie sollte der Gedankenaustausch stattfinden?
DIETZ: Alle, mit denen ich gesprochen habe, nutzen Möglichkeiten, die sich aus der zunehmenden Globalisierung ergeben. Sie arbeiten mit Kollegen aus unterschiedlichen Ländern zusammen, sie kommunizieren weltweit, sie "erobern" Märkte weltweit. Entstehen können Ideen auch in so genannten Ideenwerkstätten - egal in welchem Teil der Welt. Was dazu benötigt wird, sind Pioniere und Erneuerer - ganz gleich welcher Hautfarbe oder Glaubensrichtung.
CW: Kann man Kreativität lernen oder ist einem die in die Wiege gelegt?
DIETZ: Man kann lernen, kreativ zu sein. Viele haben das sogar gelernt, setzen es jedoch später nicht um. Deshalb ist es notwendig, von klein auf, in der Schule, an der Universität und später im Beruf, Versuch und Irrtum, Scheitern und Verantwortung zu trainieren. Dann würden in den Einstellungsverfahren vielleicht weniger die anpassungsfähigsten, als vielmehr die unabhängig denkenden Bewerber bevorzugt. Kreativ sein heißt auch, sich unbekümmert einem Thema zu nähern und nicht darüber zu grübeln, was andere dazu sagen.
CW: Und wo kommt die Neugierde bei Ihnen her?
DIETZ: Ich bin in einem stark vom Ingenieurwesen geprägten Umfeld aufgewachsen - und auch Ingenieure, die auf dem Land tätig sind, entwickeln viele interessante neue Ideen. Ich jedenfalls war schon immer neugierig - wie so viele andere auch.
Buchtipp: The new New
Wie entsteht Neues? Wie wird es gedacht und gemacht? Auf welche Hindernisse trifft neues Denken oftmals? Fragen wie diesen ist Ulrich Dietz nachgegangen.
Für sein Buch "The new New" sprach der GFT-Vorstandsvorsitzende mit 18 Pionieren und Vordenkern aus Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst zum Thema "Innovation". Kernelement der Interviews war die Leidenschaft, sich ständig neu zu erfinden, Bestehendes immer wieder zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.
Ulrich Dietz: The new New, DISTANZ 205 Seiten, 49,90 Euro
- Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?
neue Antworten auf diese Frage suchten 28 Absolventen aus aller Welt in Berlin. Sechs Wochen lang dauerte der Workshop "Palomar 5". Foto: Palomar 5/ Carolin Seeliger - Sie haben Palomar 5 organisiert:
Philippa Pauen, Dominik Wind, Jonathan Imme, Hans Raffauf, Simon Wind, Mathias Holzmann (von links nach rechts) - 600 Menschen aus aller Welt haben sich beworben....
....28 Absolventen, die unter anderem an Eliteuniversitäten in Harvard, Oxford oder Princeton studierten, wurden schließlich nach Berlin eingeladen. Foto: Carolin Seeliger - Denken ohne Grenzen
Sechs Wochen lebten die Kreativen in einer alten Berliner Malzfabrik und entwarfen Konzepte für ein neues Arbeiten. Foto: Norbert Ittermann - Nur der Schlafplatz war begrenzt.
Jeder Teilnehmer musste sich in einer drei Quadratmeter großen Koje aus Spanbretter betten. Foto: Norbert Ittermann - Ansonsten boten die einstigen Fabrikräume...
viel Platz für die Suche nach Ideen. Foto: Norbert Ittermann - Teamarbeit ohne Grenzen...
...ist für die jungen Generation ganz wichtig. Im Workshop praktizierte sie sie auch täglich.Foto: Norbert Ittermann - Rückzugsorte...
...fanden sich natürlich trotzdem. Foto: Carolin Seeliger - Achtung Auftritt..
..hieß es beim Abschlussgipfel, als alle Teams ihre Ideen präsentierten. Darunter ein mobiles Holodeck für mehr Entspannung im Arbeitsalltag (The Egg). Foto: Carolin Seeliger - 300 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur.
..hörten sich die Ideen der jungen Wilden an, die anders arbeiten wollen. Ohne Hierarchien, ohne feste Arbeitszeiten und nicht in Konzernen. Foto: Carolin Seeliger