Thomas Tribius

Was der Springer-CIO zu Apple sagt

22.07.2008
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

TRIBIUS: Zwei Dinge hierzu: Wir als Unternehmen achten sehr stark auf die Total Cost of Ownership, also die Kosten, die insgesamt bei der Nutzung einer bestimmten Technik anfallen. Die Hardwarekosten, also die Ausgaben beim Kauf der Geräte, machen davon nur zehn bis 15 Prozent aus. Die sehr viel größeren Kostenblöcke entfallen auf Lizenz-, Support- und Applikationskosten etc. Mit dem konsequenten Wechsel auf die Apple-Hardware kommen wir weg vom Zwang, die Systeme mehrerer Hersteller im Haus zu unterstützen. Wir sind heute schon ein guter Apple-Kunde - wie gesagt stammen 20 Prozent aller unserer Rechner von Apple. Denn wir müssen sowohl die PC- als auch die Apple-Rechner adäquat unterstützen. Hier lassen sich wirtschaftlich günstigere Lösungen entwickeln.

CW: Können Sie das etwas genauer belegen?

TRIBIUS: Die Anforderungen eines Nutzers in einem Verlagshaus wie dem unseren steigen permanent. Der benutzt den Rechner ja nicht nur als bessere Schreibmaschine, sondern als Content-Creation- und Content-Distribution-Tool. Die Anforderungen an solch einen Arbeitsplatz sind viel komplexer als an einen klassischen, den man sich vielleicht zu Hause vorstellt. Die Unterstützungsfunktionen, die Apple hierfür bietet, und die hiermit verbundenen Kosten sind eindeutig kostengünstiger als das, was in der PC-Landschaft anzutreffen ist. Wir gehen davon aus, dass wir durch den Umstieg auf Apple mit den Macs am Ende eine Plattform besitzen, die zum einen den Anforderungen der Benutzer entspricht und mit der zum anderen der Aufwand für Support und Betreuung fällt. Wenn es um klassische Prozessautomatisierung und -unterstützung geht, schätzen wir den Kostenaufwand bei Apple- und PC-Landschaften ähnlich ein.

Apple-Support von SIS

Wesentliche Supportleistungen werden übrigens von Siemens IT Solutions and Services (SIS) erbracht. Wir haben den Vertrag mit SIS vor drei Monaten um fünf weitere Jahre verlängert. Ein Argument für die Verlängerung des Vertrags war, dass die SIS-Leute gesagt haben, das Apple-Migrationsprojekt sei für sie so spannend und attraktiv, dass sie selbst mit einem strategischen Commitment an die Sache herangehen wollen. Außerdem arbeiten wir eng mit Apple zusammen. Wir werden im Zuge der Kooperation sogar Mitarbeiter von Apple übernehmen, die bei uns vor Ort arbeiten werden.

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, lobte die Apple-Produkte auf YouTube über den grünen Klee. Der flächendeckende Einsatz der Apple-Systeme werde hoffentlich auch einen Kulturwandel im Unternehmen nach sich ziehen.
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, lobte die Apple-Produkte auf YouTube über den grünen Klee. Der flächendeckende Einsatz der Apple-Systeme werde hoffentlich auch einen Kulturwandel im Unternehmen nach sich ziehen.

Da wir ja auch jetzt schon ein großer Apple-Benutzer sind, können wir schon die Kosten der Apple- und der PC-Plattform vergleichen. Wir haben eine ganz präzise TCO-Betrachtung über mehrere Jahre hinweg. Wir haben Kennziffern zu Kostentreibern etc. Wir müssen also nicht in der Theorie rechnen, wie sich der Umstieg auch in puncto der Kosten darstellen wird.

CW: Das alles ist nachvollziehbar. Trotzdem fragt sich natürlich jeder, der die Ansprache von Döpfner an die Axel-Springer-Mitarbeiter auf YouTube verfolgt hat: Was für sensationelle Konditionen hat der Axel Springer Verlag da von Apple eingeräumt bekommen? Für solch eine geradezu hymnische Werbung für eine bestimmte Plattform würde wahrscheinlich jeder Hersteller auf Knien zum Springer-Verlag gerutscht kommen.

TRIBIUS: Man sollte sich nicht von Preisen täuschen lassen, die Privatkunden bei einem Händler um die Ecke bezahlen müssen. Wir haben sowohl von unseren bisherigen PC-Herstellern als jetzt auch von Apple über Rahmenverträge und strategische Zusammenarbeiten besondere Einkaufskonditionen bekommen, mit denen wir zufrieden sind.