Die Top 100 IT-Unternehmen

Was den Server-Markt verändert

04.12.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Oracle/Sun

Ein ganz anderer Fall war die Akquisition von Sun durch Oracle. Auch sie hat den Server-Markt stark beeinflusst - und dass, obwohl der Kauf formal erst im Januar 2010 abgeschlossen wurde. Im gesamten Jahr 2009 habe die Branche auf Sun gesehen, als wäre das Unternehmen ein Todeskandidat, meint Butler. Hinzu kam ein unglaublich langes Akquisitionsprozedere. "Allein das war für Sun, für Sun-Kunden und für die Partner von Sun sehr schlecht."

Jetzt könne das fusionierte Unternehmen ein Komplettangebot aus Hard- und (Betriebssystem-)Software anbieten, was ohne Zweifel "den Markt verändern wird".

Allerdings gibt es ein großes Aber: Die eigentliche Herausforderung für das fusionierte Unternehmen komme erst noch. Jetzt würden die Anwender wieder zu investieren beginnen. Jetzt überlegten sie auch, wie sie ihre Data Center neu aufsetzen, neu strukturieren können. "Und da könnte schon die Frage aufkommen, ob die Oracle/Sun-Hardware noch die richtige ist."

Problem Unix: S-Klasse oder C-Klasse

Die Analysten von Gartner und IDC kommen bei solchen Reflexionen zu noch grundsätzlicheren Themen, die den Server-Markt über kurz oder lang bewegen werden. Noch vor der Frage, was aus Sparc und Solaris wird, müsse man sich generell überlegen: "Was ist die Zukunft von Unix? Und folgerichtig: Was wird aus Risc? Was aus Itanium?"

Die Server des Jahres 2020 dürften nach Ansicht von Gartner vielleicht nur noch zwei oder vier Prozessoren besitzen. Da erhebe sich schon die Frage, wer dann noch ein Unix-Betriebssystem brauche? Ein Betriebssystem, das darauf getrimmt worden ist, 128 Prozessoren zu unterstützen, wird an Bedeutung verlieren. Die Strategie von VMware sei geradezu eine Herausforderung bezüglich der Frage, "was ein Betriebssystem überhaupt ist und wie viel Betriebssystem Anwender noch brauchen".

Ähnliches lässt sich über Prozessorarchitekturen sagen: Je mehr Anwender sich in einer so genannten Scale-out-Welt wiederfinden, die gekennzeichnet ist durch eine Vielzahl von Lego-Bausteinen mit Compute-, Storage- oder Networking-Intelligenz, desto irrelevanter wird eine Prozessorarchitektur, so phantastisch sie auch skalieren kann.

Letztlich machen die Gartner-Analysten eine einfache Rechnung auf: IT-Verantwortliche würden sich bei neuen Projekten immer häufiger fragen: "Brauchen wir eigentlich noch all diese Befähigungen, Charakteristika, Features? Wieso müssen wir eine S-Klasse kaufen, wenn es ein C-Modell auch tut?"

Denn Tatsache sei, dass die x86-Plattform für fast alle Aufgaben gut genug ist. Und da stelle sich allen Anbietern von Unix-Systemen sehr wohl die Frage, wie sie sich mit ihrem Hard- und Softwareangebot künftig aufstellen wollen. Dies immer gesehen vor dem Hintergrund einer Planung für die Jahre 2015 bis 2020. In dieser nicht so fernen Zukunft "werden Anwender nämlich von der x86-Plattform im Prinzip alles bekommen, was sie für ihre Hausaufgaben benötigen", sagt Butler.