VW plant für E-Cap vorerst ohne i2

24.04.2002
Von Christian Zillich
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bislang hat der VW-Konzern rund 200 Lieferanten an das Kapazitäten-Management-System „E-Cap“ angebunden. Für die nächste Ausbaustufe verzichtet der Autobauer auf die Dienste seines Softwarepartners i2 und setzt stattdessen auf eine Eigenentwicklung.

Die VW AG, Wolfsburg, geht unbeirrt ihren eigenen Weg weiter: Vor zwei Jahren entschied sich der Konzern gegen eine Teilnahme an Covisint, dem von General Motors, Ford und Daimler-Chrysler gegründeten elektronischen Marktplatz. Im vergangenen Oktober fasste VW stattdessen seine zuliefererseitigen E-Business-Aktivitäten unter dem Dach eines eigenen Marktplatzes zusammen und kann damit etliche Erfolge vorweisen (siehe Kasten „Marktplatz-Aktivitäten“).

Nur eine Marktplatzkomponente, das ambitionierte Kapazitätsplanungssystem E-Cap, kämpft mit Problemen und Verzögerungen - nicht zuletzt wegen Schwierigkeiten mit der eingesetzten Software von i2 Technologies. Doch auch die VW-internen Strukturen haben zu den Problemen einiges beigetragen: „Wie in vielen Konzernen ist unsere Systemlandschaft nicht integriert, und wenn sie integriert ist, dann über Schnittstellen, die ihre Fehler und Ungereimtheiten haben“, so eine konzerninterne Quelle. Wenn man sich heute eine Stückliste ansehe, könne man bestimmt viel darin lesen, ein Fahrzeug lasse sich damit aber nicht ohne weiteres bauen. „Unsere Systeme leben von den Köpfen, die dahinter stehen und die Daten zum richtigen Zeitpunkt wieder gerade rücken“, so der

Kritiker.

Die Erwartungen an E-Cap waren nicht gerade bescheiden: Das System soll die Konzernlogistik bei der Aufgabe unterstützen, die Versorgung mit plattformübergreifenden Teilen wie Motoren, Getriebe und Fahrwerkskomponenten sicherzustellen. „Da beispielsweise Audi und VW auf die gleichen Getriebe zurückgreifen, kann es in Zeiten hoher Nachfrage sehr schnell zu Engpässen kommen, und unsere Aufgabe ist es, dies zu vermeiden“, fasst Georg Richartz, Leiter Konzernprogrammplanung und Kapazitäts-Management, die Aufgaben des Systems zusammen.

Auf Grund der strategischen Bedeutung beschäftigt sich Volkswagen bereits seit 1995 intensiv mit dem Thema Kapazitäten-Management und hatte zu diesem Zeitpunkt begonnen, mit „Parts“ und „Plasa“ (= Planungssystem Aggregate) zwei Backend-Systeme für die Zusammenführung der konzernweiten Bedarfe aufzubauen. Laut Richartz wurden diese Legacy-Systeme seitdem konsequent weiterentwickelt und dienen als Datenquelle für E-Cap, das die Lieferanten mit Bedarfsinformationen und VW mit Kapazitätsaussagen der Zulieferer versorgt.