IT-Infrastruktur Cloud-fähig machen

Unternehmen stellen jetzt die Weichen

23.09.2009
Von 
Oliver Häußler arbeitet als freier Journalist und Moderator in der IT- und Telekommunikationsbranche. Seine journalistischen, wirtschaftlichen und technischen Erfahrungen sammelte der Kommunikationswissenschaftler während seiner über 20 Jahre langen Tätigkeit als Chefredakteur von renommierten Fachzeitschriften wie der Funkschau, FunkschauHandel, NetworkWorld und als Moderator von Kongressen, Webcasts und zahlreichen Podiumsdiskussionen.
Viele deutsche Unternehmen machen ihre IT derzeit fit für Cloud Computing, sagt Manuel Baum, Geschäftsführer ICB Internet Consulting for Business GmbH. Die bisherige Zurückhaltung wird bald enden, die Risiken bleiben aber bestehen.
"Es ist aus Kundensicht erst einmal ziemlich egal, ob wir uns über On-Demand-Dienstleistungen oder über Cloud Computing unterhalten. Im Kern geht es um den Paradigmenwechsel der eigenen IT-Architektur," sagt Manuel Baum, Geschäftsführer der ICB Internet Consuliting for Business GmbH.
"Es ist aus Kundensicht erst einmal ziemlich egal, ob wir uns über On-Demand-Dienstleistungen oder über Cloud Computing unterhalten. Im Kern geht es um den Paradigmenwechsel der eigenen IT-Architektur," sagt Manuel Baum, Geschäftsführer der ICB Internet Consuliting for Business GmbH.

Bei gerade mal zehn Prozent deutscher IT-Manager ist laut Beratungshaus AT Kearney Cloud Computing fester Bestandteil der IT-Strategie. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?

Baum: Dies ist sicherlich in einer gleichen Größenordnung auch bei unseren Kunden anzutreffen. Interessant ist aber, dass dieses Thema beim Kunden meist nicht unmittelbar sichtbar verfolgt wird, jedoch in der mittelbaren Abhängigkeit bei der Definition von Strategien oder Architekturen Einfluss nimmt.

Woran liegt Ihrer Meinung nach die bisherige Zurückhaltung?

Baum: Es ist aus Kundensicht erst einmal ziemlich egal, ob wir uns über On-Demand-Dienstleistungen oder über Cloud Computing unterhalten. Im Kern geht es um den Paradigmenwechsel der eigenen IT-Architektur. Welcher Anteil der eigenen IT-Services ist einer zwingenden Businessanforderung unterworfen und welche Bestandteile sind Basisbestandteile, die reine Kostenverursacher für das Unternehmen darstellen? Solange viele Unternehmen nicht wissen, wo sie aus strategischer Sicht oder aus Gründen des Betriebs Teile mit unternehmensspezifischen Anforderungen "herausschneiden" können, werden sich Unternehmen mit jeder Form von Cloud Computing schwer tun.

Das Risiko hängt vom Betreiber ab

Wird sich daran etwas ändern?

Baum: Viele Unternehmen stellen derzeit die Weichen und machen ihre IT-Infrastruktur überhaupt so flexibel, dass Dienstleistungen aus der Cloud angebunden werden können. Dabei spielen Faktoren wie Harmonisierung von Standards, Schaffung offener Schnittstellen und die Definition und Beschreibung von Prozessen eine Hauptrolle.

Auch die Sicherheit wird immer wieder angeführt für die Zurückhaltung. Wo liegen die größten Sicherheitsrisiken?

Baum: Das Risiko hängt einerseits davon ab, wie der Betreiber oder Serviceerbringer mit den Daten und Informationen umgeht. Andererseits aber auch davon, wie Mitarbeiter, Partner und Kunden damit umgehen.

Welche Anwendungen kann ein Unternehmen bedenkenlos in die "Cloud" verlegen, welche auf keinen Fall?

Baum: Dies ist sehr unterschiedlich und leider - oder auch zum Glück - nicht pauschal zu beantworten. Wir versuchen mit den Kunden einen holografischen Blick auf die drei wichtigsten Themen zu bekommen. Wie geschäftskritisch ist der Service, wie agil ist die Architektur und der Betrieb und wie ist die zukünftige Strategie des Unternehmens. Sie sehen, bisher haben wir noch nicht über Kosten gesprochen. Dies kommt erst in der zweiten Phase.

Im Groben kann aus unserer Erfahrung gesagt werden, dass es am einfachsten ist, etwas in die Cloud zu legen, wenn Service und Dienste relativ einfach vom Rest der anderen Dienstleistungen trennbar sind. Insbesondere dann, wenn es diese bisher im Unternehmen noch nicht gab oder nur sehr rudimentär zur Verfügung standen. Beispiele hierfür wären CRM- oder Collaboration-Lösungen.

Profis können es besser - und sicherer

Nutzt Ihr Beratungsunternehmen bereits Cloud-Dienste?

Baum: Ja, wir setzt bereits seit mehreren Jahren On-Demand-Dienstleistungen und Cloud Computing konkret mit den Produkten Salesforce (CRM), BlueAnt (PM) und Webex (Collaboration) ein. Dies ist für uns aber auch einfach gewesen, da wir natürlich sehr klein sind und uns mit diesen Lösungen sehr einfach ein hohes Maß an Agilität und Flexibilität geschaffen haben. Dabei ist uns bewusst, dass dieser Dienst eventuell auch ein kleines Stück teuer ist, als es selbst zu machen. Dafür haben wir aber auch eine "Full-Service-Leasingvereinbarung". Das heißt, wir müssen uns nicht über Software- und Hardware-eigene Probleme befassen.

Wir setzen diese Lösungen ein, weil wir davon ausgehen, dass es nicht unsere oder noch besser "meine" Aufgabe sein kann, die ICB zu befähigen, einen IT-Betrieb aufzubauen, nur aus der Vorstellung heraus, dass dann alles einfacher und sicherer ist. Bei uns ist genau das Gegenteil der Fall. Wir glauben, dass professionelle Anbieter dies nicht nur besser für uns erledigen können, sondern auch noch sicherer. Dies ist aber wie so oft erst mal nur eine Gefühlssache.

Ich darf auch noch kurz erwähnen, dass wir gerne bereits heute schon unsere gesamte IT-Backendsysteme in weiteren Clouds stehen haben wollten. Leider haben wir es noch nicht geschafft beispielsweise die Office-Umgebung zu überführen. Dies ist auf technologischer wie auch wirtschaftlicher Ebene bis heute für uns noch nicht abzubilden. Erfahrungen mit den bisherigen Lösungen zeigen die Schwachstellen wie lange Ladezeiten, hohe WAN-Auslastung und so weiter auf. Dies hat uns bisher davor zurückschrecken lassen, Lösungen mit komplexen Bearbeitungsfenstern auszulagern.