Strategische Motive für das Outsourcing
Neben der Behebung von akuten Personalengpässen oder dem Zugang zu spezifischen Qualifikationen sind es seit einigen Jahren zunehmend auch strategische Motive – etwa die Erschließung neuer Märkte und Zielgruppen, eine Neuausrichtung des Unternehmens oder die Erhöhung der Produktvielfalt –, die Anwender zur Inanspruchnahme von externen R&D-Services veranlassen. Den Beratern von Lünendonk zufolge geht der Trend dabei zu Wertschöpfungspartnerschaften, wie sie sich etwa in der Automobilindustrie zwischen Herstellern und Zulieferern etabliert haben: Große Anbieter positionieren sich als Gesamt-Dienstleister von R&D-Services, das heißt, sie verlegen sich auf umfassende Leistungen - von der Innovationsberatung über das Produktdesign, die Software- und Hardware-Entwicklung und das Test-Engineering bis hin zur Systemintegration (siehe Grafik "R&D-Serviceleistungskette in der Produktentwicklung").
Der Anwender kann bei solchen Outsourcing-Verträgen einerseits von Kostenvorteilen durch Skaleneffekte und den Zugriff auf internationale Entwicklungs- und Testing-Ressourcen profitieren, so Lünendonk-Geschäftsführer Lüerßen. Weitere Vorteile sind mehr Planungssicherheit sowie kürzere Time-to-Market-Zeiten durch verbesserte Prozesse: "Im Handy-Geschäft beispielsweise können schon ein paar Wochen über riesige Umsatzvolumina entscheiden – etwa wenn ein Design floppt", so Jürgen Hatzipantelis, Geschäftsführer bei der deutschen Niederlassung des finnisch-schwedischen IT-Dienstleisters Tieto Enator, die 80 Prozent ihrer Einnahmen mit R&D-Services erzielt und sich dabei verstärkt als Gesamt-Dienstleister positioniert.
Allerdings ist das Outsourcing-Geschäft nicht einfach, weil viele Unternehmen Forschung und Entwicklung zum Kerngeschäft zählen. Abgesehen von einigen TK-Ausrüstern haben daher bislang nur wenige Anwender auch komplexere Forschungs- und Entwicklungsprozesse komplett nach draußen gegeben. Zudem handelte es sich dabei meistens um die Entwicklung von älteren Techniken. Die Öffentlichkeit erfährt von solchen Deals nicht viel. "Wer R&D-Bereiche auslagert, hängt das natürlich nicht gern an die große Glocke", so Tieto-Enator-Chef Hatzepantelis.