Unternehmen lagern auch die Entwicklung aus

10.08.2007
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Strategische Motive für das Outsourcing

Neben der Behebung von akuten Personalengpässen oder dem Zugang zu spezifischen Qualifikationen sind es seit einigen Jahren zunehmend auch strategische Motive – etwa die Erschließung neuer Märkte und Zielgruppen, eine Neuausrichtung des Unternehmens oder die Erhöhung der Produktvielfalt –, die Anwender zur Inanspruchnahme von externen R&D-Services veranlassen. Den Beratern von Lünendonk zufolge geht der Trend dabei zu Wertschöpfungspartnerschaften, wie sie sich etwa in der Automobilindustrie zwischen Herstellern und Zulieferern etabliert haben: Große Anbieter positionieren sich als Gesamt-Dienstleister von R&D-Services, das heißt, sie verlegen sich auf umfassende Leistungen - von der Innovationsberatung über das Produktdesign, die Software- und Hardware-Entwicklung und das Test-Engineering bis hin zur Systemintegration (siehe Grafik "R&D-Serviceleistungskette in der Produktentwicklung").

Der Anwender kann bei solchen Outsourcing-Verträgen einerseits von Kostenvorteilen durch Skaleneffekte und den Zugriff auf internationale Entwicklungs- und Testing-Ressourcen profitieren, so Lünendonk-Geschäftsführer Lüerßen. Weitere Vorteile sind mehr Planungssicherheit sowie kürzere Time-to-Market-Zeiten durch verbesserte Prozesse: "Im Handy-Geschäft beispielsweise können schon ein paar Wochen über riesige Umsatzvolumina entscheiden – etwa wenn ein Design floppt", so Jürgen Hatzipantelis, Geschäftsführer bei der deutschen Niederlassung des finnisch-schwedischen IT-Dienstleisters Tieto Enator, die 80 Prozent ihrer Einnahmen mit R&D-Services erzielt und sich dabei verstärkt als Gesamt-Dienstleister positioniert.

Allerdings ist das Outsourcing-Geschäft nicht einfach, weil viele Unternehmen Forschung und Entwicklung zum Kerngeschäft zählen. Abgesehen von einigen TK-Ausrüstern haben daher bislang nur wenige Anwender auch komplexere Forschungs- und Entwicklungsprozesse komplett nach draußen gegeben. Zudem handelte es sich dabei meistens um die Entwicklung von älteren Techniken. Die Öffentlichkeit erfährt von solchen Deals nicht viel. "Wer R&D-Bereiche auslagert, hängt das natürlich nicht gern an die große Glocke", so Tieto-Enator-Chef Hatzepantelis.