Unternehmen lagern auch die Entwicklung aus

10.08.2007
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Branchenübergreifende IT-Dienstleister kommen ins Spiel

Dementsprechend heterogen ist die Anbieterlandschaft: Das kommerzielle Spektrum reicht von zahlreichen kleinen, spezialisierten Ingenieurbüros mit nur zwei oder drei großen Auftraggebern bis hin zu breit aufgestellten Zeitarbeitsunternehmen wie Hays oder Randstad, die ihre Mitarbeiter in der Regel über das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) beim Kunden einsetzen. Da Produktinnovationen zunehmend auf Softwareerweiterungen basieren, kommen aber auch branchenübergreifend aufgestellte IT-Dienstleister wie ESG oder T-Systems immer häufiger ins Spiel. Sie übernehmen die Verantwortung für eine Entwicklungsarbeit im Rahmen von Werkverträgen. Die Grenzen sind allerdings fließend, da die IT-Dienstleister auch klassische Time&Material-Projekte betreiben und sich die Staffing-Anbieter wiederum zunehmend auf Projekte auf Festpreisbasis verlegen. Ein starkes Wachstum - sowohl organisch als auch durch Übernahmen - attestieren die Analysten von Pierre Audoin Consultants (PAC) vor allem Recruitment-Anbietern wie Brunel, Euro Engineering oder Yacht, die verstärkt Festpreisprojekte betreiben und sich dabei auf hoch qualifizierte Entwickler mit Hochschulabschluss konzentrieren.

Das Ausbeuter-Image, das den Zeitarbeitsfirmen vielerorts anhaftet, hat im R&D-Bereich vor diesem Hintergrund keine Berechtigung. Laut PAC verdienen über das AÜG vermittelte Entwickler 60 bis 70 Euro am Tag, im Time&Material-Geschäft sind Sätze zwischen 75 und 95 Euro üblich. Und ein R&D-Berater geht in der Regel mit bis zu 120 Euro nach Hause. "Das sind Spezialisten, einige sehen sich regelrecht als Künstler. Die haben gar kein Interesse daran, fest angestellt für ein und dieselbe Firma zu arbeiten", beschreibt Hartmut Lüerßen, Geschäftsführer der Lünendonk GmbH, die Mentalität der vermittelten Entwickler.

Angesichts des akuten Mangels an Ingenieuren und Entwicklungsspezialisten in Deutschland bietet die professionelle Personalvermittlung durch einen externen Anbieter handfeste Vorteile. Abgesehen davon kann der Anwender dadurch die Zahl seiner R&D-Servicepartner reduzieren: "Wer 600 bis 800 freiberufliche Entwickler beschäftigt, sollte besser einen externen Anbieter einschalten, der die Verwaltung und Projektsteuerung übernimmt", meint Christian Rosengarten, als Senior Director verantwortlich für den Einkauf von IT- und R&D-Services bei Infineon. Und schließlich kann sich der Anwender flexibler auf kurzfristig veränderte Marktanforderungen einstellen: "Nur mit den eigenen Leuten kann man in der Regel nicht schnell genug reagieren", weiß Rosengarten aus Erfahrung.